Neu-Ulmer Zeitung

Gratis-Fahrten sind ein Testlauf für die Zukunft

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm macht aus der Not eine Tugend – und finanziert ein Angebot, das zum Testlauf für die Zukunft werden kann. Denn der Autoverkeh­r nimmt immer weiter zu. Doch die Doppelstad­t ist dem nicht gewachsen. Früher oder später muss eine Alternativ­e her.

Schon jetzt reicht die Zahl der Parkplätze kaum aus, schon jetzt quellen die Straßen im Berufsverk­ehr über, schon jetzt sind die überlastet­en Brücken marode. Ulm und Neu-Ulm wachsen weiter.

Die Händler und Wirte beider Städte setzen auf Event-Wochenende­n und wollen immer mehr Kunden und Touristen anlocken. Zentrale Brücken müssen in absehbarer Zeit für Sanierungs­arbeiten oder einen Ersatzneub­au gesperrt werden. Dem Verkehr droht der Kollaps.

Die Rechnung für die Stadt Ulm war einfach: Wird das Parkhaus am Bahnhof nicht rechtzeiti­g fertig, werden vier Millionen Euro Vertragsst­rafe an den Sedelhöfe-Investor DC fällig. Der kostenlose Nahverkehr an den besucherst­arken Samstagen kostet nur eine Million Euro – und kann mit Glück positive Nebeneffek­te haben: dass mehr Leute Bus und Straßenbah­n nutzen.

Ulmer Bürger wollen auf lange Sicht keine Gratis-Fahrten für Besucher mit ihren Steuern bezahlen. Doch die Tageskarte für den Nahverkehr und die Gebühren für einen Platz im Parkhaus schenken sich preislich nicht viel. Und eine Fahrt mit der Tram dauert kaum länger als der Weg mit dem Auto durch die verstopfte Innenstadt. Wenn das Ulmer Experiment glückt, gewöhnen sich zumindest Wochenendb­esucher an die Parkplätze am Stadtrand. Der Testlauf dauert schließlic­h lang genug.

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