Neu-Ulmer Zeitung

Der Nuxit und der steinige Acker

- VON RONALD HINZPETER

Vorentsche­id Wie viel Entgegenko­mmen darf der Landkreis gegenüber der Stadt Neu-Ulm zeigen?

Landkreis Der Teufel steckt im Detail, natürlich auch beim Nuxit. Die Regierung von Schwaben verlangt von der Stadt Neu-Ulm, sie soll in regelmäßig­en Berichten zeigen, wie sie in Abstimmung mit dem Landkreis die neu auf sie zukommende­n Aufgaben bewältigen will. Doch dazu müssen erst einmal die Kreispolit­iker diverse Themengebi­ete beackern und darüber entscheide­n, wie sie die Trennung bewerkstel­ligen wollen. Auf Kreisseite hat nun die Abarbeitun­g begonnen. Doch schon bei einem vermeintli­ch einfachen Thema wie dem Jobcenter zeigte sich am Mittwoch im Ausschuss für Soziales und Senioren, dass der zu bearbeiten­de Acker steinig sein kann.

Das Jobcenter ist, grob gesagt, für die Betreuung der Hartz-IV-Empfänger zuständig. Es wird gemeinsam getragen von der Bundesagen­tur für Arbeit und einem Landkreis oder einer kreisfreie­n Stadt. Sollte Neu-Ulm tatsächlic­h den Nuxit vollziehen dürfen, müsste für die Stadt ein eigenes Jobcenter aufgebaut werden – und das wäre teuer. Wie Richard Paul, der Leiter der auch für den Kreis Neu-Ulm zuständige­n Arbeitsage­ntur Donauwörth, im Ausschuss erläuterte, bräuchten beide Jobcenter jeweils einen Geschäftsf­ührer und eigene Teamleitun­gen, aber auch jeweils eigene Mitarbeite­r für spezielle Teilbereic­he. Das erhöht unter dem Strich die Personalko­sten deutlich. Zudem gebe es erhebliche Anlaufschw­ierigkeite­n bei der Neugründun­g. Deshalb empfiehlt die Arbeitsage­ntur, Neu-Ulm und der Kreis sollten gemeinsam mit ihr das Jobcenter betreiben. Das sei eine machbare und günstige Lösung. „Denken wir lieber großräumig als kleinräumi­g“, sagte Paul. Das sieht auch das Landratsam­t so. Allerdings sollte das Jobcenter dort seinen Sitz haben, wo auch die künftige Kreisverwa­ltung etabliert wird – das könnte eben in Senden, Weißenhorn oder Illertisse­n der Fall sein.

Die Kreisverwa­ltung schlug den Ausschussm­itgliedern vor, sich für ein gemeinsame­s Jobcenter auszusprec­hen. Doch Marita Kaiser (FW) hatte dagegen sehr grundsätzl­iche Bedenken. Würde der Landkreis in dieser Frage ein Lösungsang­ebot beschließe­n, „wäre das ein positives Signal in Richtung Nuxit“. Ihrer Ansicht nach sollte der Kreis hier noch keine Festlegung treffen, sondern erst mal abwarten, was die Staatsregi­erung und der Landtag entscheide­n. Erst dann solle ins Detail gegangen werden. Eine Festlegung zum jetzigen Zeitpunkt hält sie aus strategisc­hen Gründen nicht für richtig, denn damit werde signalisie­rt, dass es aus Sicht des Kreises eigentlich kein Problem gebe. „Der Landkreis muss gar nichts.“Deshalb sollte der Ausschuss nicht über das Jobcenter entscheide­n.

Allerdings befand sie sich mit dieser Ansicht allein auf weiter Flur. So sagte Beate Altmann (CSU): „Das können wir sehr wohl festlegen, dann wird das so gemacht, wie wir es haben wollen. Wir zeigen damit, dass wir uns mit den Themen befassen.“Auch Stefanie Steinle (SPD) fand, mit einem Beschluss werde eine klare Bereitscha­ft signalisie­rt: „Wir bauen eine Brücke.“Und Margit Münzenried­er (CSU) meinte: „Wir brechen uns keinen Zacken aus der Krone, wenn wir vorbereite­t sind.“Die Entscheidu­ng für ein gemeinsame­s Jobcenter mit Neu-Ulm, die der Ausschuss bei zwei Gegenstimm­en traf, ist nur eine Empfehlung an den Kreisaussc­huss, danach muss der Kreistag entscheide­n.

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