Von Tieren und Menschen
Ausstellung Florian L. Arnold präsentiert sich in der Griesbadgalerie verspielt, experimentierfreudig und plakativ im besten Sinne
Ulm Das Verhältnis von Mensch und Tier ist von Missverständnissen geprägt. So galt ausgerechnet das Eichhörnchen, heute Inbegriff der Putzigkeit, im Mittelalter als Symbol des Teufels – der roten Farbe wegen. Geblieben ist von dieser seltsamen Art der Nagerdiskriminierung nur ein Sprichwort: „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“– ein Satz, der besagt, dass man sich nie zu sicher sein sollte. Das gilt auch für den Künstler Florian L. Arnold, bekannt für surreale und hochdetaillierte Zeichnungen und Radierungen. In der Ulmer Griesbadgalerie zeigt er bislang unbekannte und spannende Facetten seines Werks.
Genau darum geht es dem Elchinger Arnold, Jahrgang 1977. Deswegen hat er das teuflische Eichhörnchen in den Titel gepackt, allerdings noch einmal ironisch gebrochen durch die Übersetzung des Sprichworts ins Englische: „The Devil Is A Squirrel.“Die neue Schau ist, so der Künstler, „die Ausstellung, die ich immer machen wollte“. Denn in der Griesbadgalerie kann er nun all die Dinge präsentieren, die bislang nie den Sprung in die Öffentlichkeit schafften – weil sie zu groß, zu klein, zu bunt, zu skurril oder thematisch nicht passend waren. Dazu hat der 41-Jährige, der auch als Kulturkritiker für unsere Zeitung tätig ist, ganz neue Werke gehängt, die ebenfalls gar nicht typisch Arnold sind. Auch wenn seine Arbeiten in der Vergangenheit schon vor menschlichen Tieren und tierischen Menschen wimmelten.
Schon am Eingang zur Galerie leuchtet dem Besucher ein roter „Krabbenkönig“entgegen. Arnold ist nach eigenen Angaben fasziniert von Tieren mit Exoskelett – und davon, wie sehr ebenjene Hülle manchmal japanischen SamuraiRüstungen ähnelt. Kantig, aber doch elegant sind die seltsamen Chimären, von denen es noch weitere Exemplare in der Ausstellung gibt. Ästhetisch schließen sie an Früheres, neu ist die Präsentation als Lichtobjekt.
War für Arnold die Idee des handgefertigten Unikats früher eine Verpflichtung, verwendet er nun manchmal sogar Computersoftware zum Bearbeiten von Motiven, macht digitale Abzüge von Originalen. Und er spielt auch mit plakativen, populärkulturellen Zitaten, wie bei einem auf einem Linolschnitt beruhenden Großformat, das einst den Arbeitstitel „Dark Vader“trug. Eine einfache, symmetrische Form, die an eine Maske erinnert – mit kleinen Pac-Man-Figuren als Augen. „Ich bin eben ein Kind der 70er- und 80er-Jahre“, sagt der Schöpfer.
Die Ausstellung zeigt Arnold als Künstler, der mit neuen Techniken und neuen Formen experimentiert, abseits von Erwartungen oder Marktorientierung. „Ich habe aufgehört, in Ausstellungen zu denken“, sagt der 41-Jährige. Zu dieser freieren Arbeitsweise beigetragen hat die Tatsache, dass in seinem Leben die Literatur inzwischen einen sogar noch größeren Stellenwert einnimmt als die Kunst. Arnold ist Mitbetreiber des jungen Ulmer Verlags Topalian & Milani und Autor. Im März erscheint beim MirabilisVerlag sein neuer Roman „Pirina“.
Ausstellung „The Devil Is A Squirrel“kann noch bis 16. März in der Griesbadgalerie, Seelengraben 30, besichtigt werden. Öffnungszeiten: Freitag, 17 bis 21 Uhr, Samstag/Sonntag, 13 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Zur Finissage liest Arnold um 19 Uhr aus seinem Roman.