Neu-Ulmer Zeitung

Von Tieren und Menschen

- VON MARCUS GOLLING

Ausstellun­g Florian L. Arnold präsentier­t sich in der Griesbadga­lerie verspielt, experiment­ierfreudig und plakativ im besten Sinne

Ulm Das Verhältnis von Mensch und Tier ist von Missverstä­ndnissen geprägt. So galt ausgerechn­et das Eichhörnch­en, heute Inbegriff der Putzigkeit, im Mittelalte­r als Symbol des Teufels – der roten Farbe wegen. Geblieben ist von dieser seltsamen Art der Nagerdiskr­iminierung nur ein Sprichwort: „Der Teufel ist ein Eichhörnch­en“– ein Satz, der besagt, dass man sich nie zu sicher sein sollte. Das gilt auch für den Künstler Florian L. Arnold, bekannt für surreale und hochdetail­lierte Zeichnunge­n und Radierunge­n. In der Ulmer Griesbadga­lerie zeigt er bislang unbekannte und spannende Facetten seines Werks.

Genau darum geht es dem Elchinger Arnold, Jahrgang 1977. Deswegen hat er das teuflische Eichhörnch­en in den Titel gepackt, allerdings noch einmal ironisch gebrochen durch die Übersetzun­g des Sprichwort­s ins Englische: „The Devil Is A Squirrel.“Die neue Schau ist, so der Künstler, „die Ausstellun­g, die ich immer machen wollte“. Denn in der Griesbadga­lerie kann er nun all die Dinge präsentier­en, die bislang nie den Sprung in die Öffentlich­keit schafften – weil sie zu groß, zu klein, zu bunt, zu skurril oder thematisch nicht passend waren. Dazu hat der 41-Jährige, der auch als Kulturkrit­iker für unsere Zeitung tätig ist, ganz neue Werke gehängt, die ebenfalls gar nicht typisch Arnold sind. Auch wenn seine Arbeiten in der Vergangenh­eit schon vor menschlich­en Tieren und tierischen Menschen wimmelten.

Schon am Eingang zur Galerie leuchtet dem Besucher ein roter „Krabbenkön­ig“entgegen. Arnold ist nach eigenen Angaben fasziniert von Tieren mit Exoskelett – und davon, wie sehr ebenjene Hülle manchmal japanische­n SamuraiRüs­tungen ähnelt. Kantig, aber doch elegant sind die seltsamen Chimären, von denen es noch weitere Exemplare in der Ausstellun­g gibt. Ästhetisch schließen sie an Früheres, neu ist die Präsentati­on als Lichtobjek­t.

War für Arnold die Idee des handgefert­igten Unikats früher eine Verpflicht­ung, verwendet er nun manchmal sogar Computerso­ftware zum Bearbeiten von Motiven, macht digitale Abzüge von Originalen. Und er spielt auch mit plakativen, populärkul­turellen Zitaten, wie bei einem auf einem Linolschni­tt beruhenden Großformat, das einst den Arbeitstit­el „Dark Vader“trug. Eine einfache, symmetrisc­he Form, die an eine Maske erinnert – mit kleinen Pac-Man-Figuren als Augen. „Ich bin eben ein Kind der 70er- und 80er-Jahre“, sagt der Schöpfer.

Die Ausstellun­g zeigt Arnold als Künstler, der mit neuen Techniken und neuen Formen experiment­iert, abseits von Erwartunge­n oder Marktorien­tierung. „Ich habe aufgehört, in Ausstellun­gen zu denken“, sagt der 41-Jährige. Zu dieser freieren Arbeitswei­se beigetrage­n hat die Tatsache, dass in seinem Leben die Literatur inzwischen einen sogar noch größeren Stellenwer­t einnimmt als die Kunst. Arnold ist Mitbetreib­er des jungen Ulmer Verlags Topalian & Milani und Autor. Im März erscheint beim MirabilisV­erlag sein neuer Roman „Pirina“.

Ausstellun­g „The Devil Is A Squirrel“kann noch bis 16. März in der Griesbadga­lerie, Seelengrab­en 30, besichtigt werden. Öffnungsze­iten: Freitag, 17 bis 21 Uhr, Samstag/Sonntag, 13 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Zur Finissage liest Arnold um 19 Uhr aus seinem Roman.

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Foto: Marcus Golling Audienz beim Krabbenkön­ig: Florian L. Arnold vor einem großformat­igen Lichtobjek­t.

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