Teile des „Weiße-Rose-Zauns“nach Ulm und Neu-Ulm?
Geschichte 76 Jahre nach der Ermordung von Hans und Sophie Scholl wird über Überreste einer historischen Fotokulisse diskutiert
Ulm/Neu-Ulm Es ist ein Foto von historischer Kraft: Sophie Scholl, die gebürtige Ulmerin, lehnt an einem Zaun und verabschiedet ihren Bruder Hans und andere Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose an die Ostfront. Aufgenommen wurde das Bild am 23. Juli 1942. Nicht einmal ein Jahr später waren die meisten tot, hingerichtet vom Nazi-Regime am 22. Februar 1943.
Exakt 76 Jahre später steht der Zaun noch immer in München an der Orleansstraße gegenüber der Hausnummer 63. Doch nun soll das Stück eiserne Zeitgeschichte verschwinden, wie der Aktivist Werner Thiel beklagt. Wie die Stadt München auf Anfrage bestätigt, befinde sich das Grundstück inklusive Zaun in Privatbesitz. Ein Wohnblock soll entstehen. Der Grundeigentümer plane aktuell, einen städtebaulichen Wettbewerb durchzuführen. Auf die Besonderheit des „Weiße-RoseZauns“und auf einen angemessenen Umgang damit werde im Wettbewerbsverfahren hingewiesen. Die Vorsitzende der „Weiße-Rose-Stiftung“, Hildegard Kronawitter, hofft sehr, dass der Investor „um die Denkwürdigkeit des Ortes“weiß. 150 Meter sei der Zaun lang, das Mindeste sei es, einen kleinen Ausschnitt an originaler Stelle zu erhalten.
Thiel fordert auf auch in Ulm und Neu-Ulm verteilten Flugblättern, den Erhalt des „letzten Ortes mit direktem Bezug“zu den Aktivisten der Weißen Rose. Sollte das nicht möglich sein, schlägt der ExMünchner vor, die Zaunteile an Schulen zu verteilen, die im Namen einen Bezug zur Widerstandsgruppe tragen. In der Region würde dafür die Christoph-Probst-Realschule in Neu-Ulm in Frage kommen, die nach einem Widerstandskämpfer benannte ist, der zusammen mit den Geschwistern Scholl am 22. Februar 1943 in München hingerichtet wurde. Und auch das Ulmer Hans-undSophie-Scholl-Gymnasium könnte den Plänen Thiels demnach einen Teil des Zaunes für Gedenkarbeit nutzen. Der altgediente Lehrer Georg Kocheise vom Schulleitungsteam kann sich das gut vorstellen und hat sich sogar schon Gedanken über den Platz gemacht: am Rondell, einem zentralen Ort der Schule. Und die Bepflanzung dort ergebe sich für ein Hans-und-SophieScholl-Gymnasium quasi von selbst: mit weißen Rosen.