Neu-Ulmer Zeitung

Eine riesige Tiefkühltr­uhe taut auf

- VON STEFANIE PAUL

Natur In manchen Gegenden der Welt ist der Boden ständig gefroren. Doch weil es auf der Erde wärmer wird, taut dieser Boden langsam auf. Das hat Auswirkung­en auf unser Klima

Er ist so eine Art gigantisch­e Tiefkühltr­uhe: der Permafrost. Man findet ihn vor allem in den Polar-Regionen, also zum Beispiel in der Arktis. „Als Permafrost bezeichnet man Böden, die dauerhaft gefroren sind“, erklärt der Forscher Dirk Wagner. Die Permafrost­böden rund um die Arktis, also etwa in Grönland, Alaska, Kanada und Sibirien, sind schon uralt. Fachleute vermuten, dass sie wohl schon seit etwa drei Millionen Jahren gefroren sind. Zum Teil bis in eine Tiefe von einem Kilometer.

Das Problem sind Bakterien, die Winterschl­af hielten

„Früher dachte man, diese Böden wären steril. Es gäbe dort kein Leben. Aber das stimmt nicht“, verrät der Fachmann Dirk Wagner. In den Permafrost­böden wimmelt es nur so von winzig kleinen Lebewesen, zum Beispiel Bakterien. Manche dieser Organismen sind im Eis eingefrore­n und halten dort eine Art Winterschl­af. Aber längst nicht alle. „Die meisten haben sich an diesen Lebensraum und an die niedrigen Temperatur­en angepasst und sind nach wie vor aktiv“, erklärt der Forscher. Kollegen von Dirk Wagner haben beispielsw­eise vor einiger Zeit Bakterien entdeckt, die seit mehr als zwei Millionen Jahren im Eis steckten. Trotzdem sind sie noch lebensfähi­g! Ein Teil der Permafrost­böden ist ständig von Schnee und Eis bedeckt. In anderen Gebieten taut die oberste Bodenschic­ht im Sommer für kurze Zeit ein klein wenig auf. Weil die Temperatur­en in den vergangene­n Jahren auf der Erde angestiege­n sind, verändern sich die Permafrost­böden: In immer mehr Regionen tauen sie auf. Das führt dazu, dass die Bakterien darin aktiv werden. Manche von ihnen können Menschen oder Tiere krank machen, Milzbrand-Bakterien etwa.

Es gibt aber noch ein Problem: „Im Boden lagert eine riesige Menge von organische­m Material. Das sind zum Beispiel Pflanzen, die vor sehr langer Zeit abgestorbe­n sind“, erklärt Dirk Wagner. Wenn diese Pflanzenre­ste auftauen, werden sie von den Bakterien zersetzt und abgebaut. Dabei produziere­n die Bakterien jede Menge Gase, etwa Methan und Kohlendiox­id.

In großer Menge sorgen diese Treibhaus-Gase dafür, dass sich die Erde weiter aufheizt. Tauen also die Permafrost­böden, beschleuni­gt das die Erderwärmu­ng. Die Forscher denken: Durch das Tauen der Permafrost­böden könnten mehr klimaschäd­liche Gase freigesetz­t werden als im Moment insgesamt in der Luft herumflieg­en.

Momentan untersuche­n die Wissenscha­ftler die Böden weiter. Um zu erfahren, wie stark die Permafrost­böden tauen und wie aktiv die Bakterien darin werden.

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