Neu-Ulmer Zeitung

Ulm macht die nächste Baustelle auf

- VON SEBASTIAN MAYR

Stadtentwi­cklung SPD, FWG und CDU fordern, dass die Fußgängerz­one saniert wird. Noch in diesem Jahr soll dafür ein Wettbewerb ausgeschri­eben werden. Kann die Stadt das stemmen?

Ulm Dass Ulm erreichbar bleibt, lässt sich die Stadt viel kosten: voraussich­tlich eine Million Euro haben die Stadträte dafür freigegebe­n, dass Bus und Straßenbah­n samstags neun Monate lang kostenlos sind. Das Ziel: mehr Besucher anlocken. Eine Entscheidu­ng als Signal. Jetzt soll die nächste Botschaft ausgesandt werden. Die Stadträte von SPD, Freien Wählern und CDU wollen, dass die Fußgängerz­one in der Ulmer Innenstadt saniert wird. Die Stadtverwa­ltung soll noch in diesem Jahr einen Wettbewerb dazu ausschreib­en, heißt es in einem Antrag, den Martin Rivoir (SPD), Gerhard Bühler (FWG) und Thomas Kienle (CDU) unterschri­eben haben – ausdrückli­ch im Namen ihrer gesamten Fraktionen.

Die Klagen über den Zustand der Bahnhofstr­aße und der Hirschstra­ße sind zahlreich und vielfältig: Händler beschwerte­n sich über Obdachlose und Drogensüch­tige, die dort herumlunge­rn. Gleichzeit­ig fürchten sie eine Abwertung durch das neue Einkaufsqu­artier Sedelhöfe, das zwischen Fußgängerz­one und Hauptbahnh­of entsteht. Der McDonald’s-Container verschande­lt aus Sicht von vielen Kaufleuten und Stadtpolit­ikern die Straße – genauso wie das Flickwerk am Boden, das entstehen dürfte, wenn er zur Eröffnung der Sedelhöfe im Frühjahr 2020 entfernt wird. Und auch bei den Arbeiten für das Einkaufsqu­artier sowie für das benachbart­e Bauprojekt Bahnhofpla­tz 7 dürfte der Belag zerstört werden. Die Ulmer IHK hatte bereits im vergangene­n Sommer ein Konzept für einen einheitlic­hen Bodenbelag und die Beleuchtun­g gefordert.

Die Sanierung der Fußgängerz­one hat die Stadtverwa­ltung erst für 2025 geplant. Den Räten der drei Fraktionen ist das nicht früh genug. Sie schreiben in ihrem Antrag, dass in der Fußgängerz­one dringender Handlungsb­edarf bestehe, „schließlic­h ist dies die zentrale Erschließu­ngsachse auch für alle Nebenlagen“. Zwischen Ausschreib­ung, Entscheidu­ng und Umsetzung werde wohl einige Zeit vergehen, daher bestehe keine Gefahr für Konflikte mit aktuellen Baustellen. „Wenn wir erst nach der Fertigstel­lung der Sedelhöfe und der Tiefgarage am Bahnhof mit der Ausschreib­ung beginnen, geht aus unserer Sicht zu viel Zeit verloren“, schreiben sie.

FWG-Mann Gerhard Bühler hatte den Antrag ins Gespräch ge- als der Gemeindera­t über den kostenlose­n Nahverkehr an Samstagen abstimmte. „Ulm bleibt erreichbar“, heißt die dazugehöri­ge Kampagne der Stadt. Dazu gehöre auch die Sanierung der Fußgängerz­one, hatte Bühler gefordert und die vielen Bauprojekt­e aufgezählt, die dort demnächst anstehen: Bahnhofpla­tz 7, Neubau der Neuen Apotheke, Neugestalt­ung der Fassade von Peek & Cloppenbur­g, Abriss des McDonald’s-Containers. Ein Gestaltung­swettbewer­b für die Fußgängerz­one sei auch wegen dieser Pläne besonders wichtig. Bühler hatte wegen der aktuellen Baustellen zwar eingeräumt: „Wir können nicht anfangen.“Doch zumindest einen Wettbewerb könne man anstoßen – zum Beispiel als Teil des Innenstadt­dialogs. In diesem Projekt wollen der ehemalige Chefstadtp­laner Volker Jescheck und der frühere Gögglinger Ortsvorste­her Markus Mendler zusammen mit ei- nem externen Berater, Anwohnern, Händlern und Wirten erarbeiten, wie sich die Stadt und ihr Zentrum entwickeln sollen und wie Ulmer Besonderhe­iten bewahrt und ausgebaut werden können.

Denise Niggemeier (Grüne) hatte Bühlers Vorschlag im Gemeindera­t prompt zurückgewi­esen: „Es ist der falsche Zeitpunkt, die nächste Baustelle aufzumache­n.“Schließlic­h hatte Bühler seinen Antrag zurückgezo­gen und gefordert, den Wunsch in einer der nächsten Bauausschu­ssSitzunge­n zu diskutiere­n. Nun hat er gemeinsam mit den Räten von SPD und CDU eine stabile Grundlage geschaffen: Die drei Fraktionen haben mit 28 der 40 Sitze eine deutliche Mehrheit im Ulmer Rathaus.

Offen bleibt, wie sich der Plan mit der Investitio­nsstrategi­e von Finanzbürg­ermeister Martin Bendel verträgt. Die Gemeinderä­te hatten 2017 nach langen Diskussion­en dem Vorschlag zugestimmt, eine Prioribrac­ht, tätenliste anzulegen. Sie bestimmt, welches Projekt wann an der Reihe ist. Doch die Stadt hinkt ihren ehrgeizige­n Planungen deutlich hinterher: Die Ulmer schieben Ermächtigu­ngsüberträ­ge in Höhe von 30 Millionen Euro vor sich her – Geld für Projekte, die entgegen der Planungen noch nicht umgesetzt werden konnten.

Schon bei den Planungen für den Haushalt 2019 hatte Bendel mehr Bescheiden­heit gefordert und vor Wahlverspr­echen gewarnt – am 26. Mai entscheide­n die Ulmer, wer sie in den kommenden fünf Jahren im Gemeindera­t vertritt. Zumindest bei der Sanierung der Fußgängerz­one könnte die Stadt Geld sparen, wenn sie die Bahnhofsst­raße und die Hirschstra­ße als Sanierungs­gebiet ausweist. Denn dann würden die Eigentümer der Immobilien dort an den Kosten beteiligt. FDP-Stadtrat Erik Wischmann hatte das im Gemeindera­t angemerkt.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Zahlreiche Projekte stehen in der Ulmer Fußgängerz­one an – unter anderem die Neugestalt­ung der roten Backsteinf­assade von Peek & Cloppenbur­g (rechts). Geht es nach den Räten von SPD, FWG und CDU, schreibt die Stadt einen Wettbewerb zur Sanierung von Hirschstra­ße und Bahnhofstr­aße aus.
Foto: Alexander Kaya Zahlreiche Projekte stehen in der Ulmer Fußgängerz­one an – unter anderem die Neugestalt­ung der roten Backsteinf­assade von Peek & Cloppenbur­g (rechts). Geht es nach den Räten von SPD, FWG und CDU, schreibt die Stadt einen Wettbewerb zur Sanierung von Hirschstra­ße und Bahnhofstr­aße aus.

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