Experte bremst Elchinger Bürgerbus aus
Nahverkehr Ein Gutachter bezeichnet das Konzept als „nicht umsetzbar“. Doch so schnell wollen die Räte nicht aufgeben
Elchingen Fast 80 Höhenmeter sind in der Gemeinde Elchingen zwischen dem Tal an der Donau und den Gipfeln zu überwinden. Nicht nur für Radfahrer sind die steilen Steigungen eine echte Herausforderung. Auch ältere Menschen haben mit den bergigen Straßen zu kämpfen. Um die Mobilität aller Einwohner zu verbessern, haben die Gemeinderatsfraktionen der Dorfgemeinschaft Oberelchingen (DGO), CSU und der Unabhängigen Freien Wählergemeinschaft (UFWG) im vergangenen Mai beantragt, eine „Bürgerbuslinie“auf den Weg zu bringen. Dieser ehrenamtlich betriebener Linienverkehr soll die Elchinger Bürger mit einem Kleinbus mobil halten. Doch so einfach wird das wohl nicht, wie jetzt ein Gutachten zeigte.
Der Nahverkehrsgutachter Ulrich Grosse war beauftragt worden, das vorgelegte Konzept auf seine wirtschaftliche, organisatorische, ressourcenbezogene und juristische Hinsicht zu prüfen. „In der gewünschten Form ist das Bürgerbuskonzept juristisch nicht umsetzbar“, lautete das Fazit des Fachmanns. Dass die Buslinie ausschließlich von ehrenamtlichen Fahrern gestemmt werden könnte, sah Grosse skeptisch. „Kostenlos dürften sich wahrscheinlich die wenigsten für zehn Stunden hinters Steuer setzen, um Bus zu fahren.“Dass die Fahrer von der Gemeinde bezahlt werden und für den Verein arbeiten, sei dagegen eine unzulässige „Arbeitnehmerüberlassung“. Das bestehende Nahverkehrsangebot sei außerdem zufriedenstellend – die drei Ortsteile werden von sieben verschiedenen Linien angefahren. So könnten auch die Nachbarorte Ulm, Langenau, Pfuhl, Günzburg und Nersingen erreicht werden.
Grosse äußerte deshalb die Einschätzung, dass sich Verkehrsangebote überlagern könnten. Weil das den bestehenden Linienverkehr schwächen würde, dürfte kaum mit einer Genehmigung zu rechnen sein. Um das Angebot durchgreifend zu verbessern, brachte der Experte einen Alternativvorschlag ins Spiel: Mit einer Buslinie soll die Anbindung zwischen dem Straßenbahnanschluss in Böfingen und Thalfingen hergestellt werden, während eine zweite Linie die Ortsteile Ober- und Unterelchingen anfährt.
Voraussetzung dafür soll sein, dass die Linie 59 zwischen Unterund Oberelchingen statt unregelmäßiger Fahrten im Stundentakt die Verbindung zum wiedereröffneten Einkaufszentrum im Gewerbegebiet herstellt. Gleichzeitig sollen so die höher gelegenen Wohngebiete spürbar leichter zu erreichen sein.
Deutliche Kritik an Grosses Vortrag kam von Armin Willbold (DGO). Die Lage sei nur anhand einer vorgelegten Präsentation sowie dem Allgemeinwissen über den ÖPNV für die Gemeinde Elchingen beurteilt worden. „Warum haben Sie für Ihr Gutachten nicht mit den Konzessionären, den Verantwortlichen der Regionalbahn und des Landratsamtes oder den Projektoren gesprochen?“, wollte Willbold wissen. Ein Gutachten zu erstellen, ohne mit den Beteiligten zu sprechen halte er für fragwürdig, sagte der Rat weiter. Rund 900 Einwohner seien in Oberelchingen weder durch Bus oder Bahn angemessen versorgt. Deshalb habe sich die Projektgruppe zusammengefunden, um mit Bürgerengagement die Mobilität der Einwohner zu verbessern. Das Bürgerbuskonzept würde deshalb nicht der Logik der Eigenwirtschaftlichkeit folgen, stellte Willbold klar. Durch eine rechtzeitige und zielorientierte Kommunikation hätten viele Missverständnisse und Fehlinterpretationen in dem Gutachten vermieden werden können.
Zustimmung gab es dagegen für Grosses Vorschlag der zwei Buslinien. Doch sei diese Anbindung bereits von der UFWG, der CSU und der DGO mit Unterschriftenlisten für den Pfiffibus vor einiger Zeit eingefordert worden.
Einstimmig stellten sich die Gemeinderäte schließlich hinter den Beschluss, Gespräche über die Umsetzung des Bürgerbusses mit dem Landratsamt und Verkehrsgesellschaften zu führen.