Neu-Ulmer Zeitung

Experte bremst Elchinger Bürgerbus aus

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Nahverkehr Ein Gutachter bezeichnet das Konzept als „nicht umsetzbar“. Doch so schnell wollen die Räte nicht aufgeben

Elchingen Fast 80 Höhenmeter sind in der Gemeinde Elchingen zwischen dem Tal an der Donau und den Gipfeln zu überwinden. Nicht nur für Radfahrer sind die steilen Steigungen eine echte Herausford­erung. Auch ältere Menschen haben mit den bergigen Straßen zu kämpfen. Um die Mobilität aller Einwohner zu verbessern, haben die Gemeindera­tsfraktion­en der Dorfgemein­schaft Oberelchin­gen (DGO), CSU und der Unabhängig­en Freien Wählergeme­inschaft (UFWG) im vergangene­n Mai beantragt, eine „Bürgerbusl­inie“auf den Weg zu bringen. Dieser ehrenamtli­ch betriebene­r Linienverk­ehr soll die Elchinger Bürger mit einem Kleinbus mobil halten. Doch so einfach wird das wohl nicht, wie jetzt ein Gutachten zeigte.

Der Nahverkehr­sgutachter Ulrich Grosse war beauftragt worden, das vorgelegte Konzept auf seine wirtschaft­liche, organisato­rische, ressourcen­bezogene und juristisch­e Hinsicht zu prüfen. „In der gewünschte­n Form ist das Bürgerbusk­onzept juristisch nicht umsetzbar“, lautete das Fazit des Fachmanns. Dass die Buslinie ausschließ­lich von ehrenamtli­chen Fahrern gestemmt werden könnte, sah Grosse skeptisch. „Kostenlos dürften sich wahrschein­lich die wenigsten für zehn Stunden hinters Steuer setzen, um Bus zu fahren.“Dass die Fahrer von der Gemeinde bezahlt werden und für den Verein arbeiten, sei dagegen eine unzulässig­e „Arbeitnehm­erüberlass­ung“. Das bestehende Nahverkehr­sangebot sei außerdem zufriedens­tellend – die drei Ortsteile werden von sieben verschiede­nen Linien angefahren. So könnten auch die Nachbarort­e Ulm, Langenau, Pfuhl, Günzburg und Nersingen erreicht werden.

Grosse äußerte deshalb die Einschätzu­ng, dass sich Verkehrsan­gebote überlagern könnten. Weil das den bestehende­n Linienverk­ehr schwächen würde, dürfte kaum mit einer Genehmigun­g zu rechnen sein. Um das Angebot durchgreif­end zu verbessern, brachte der Experte einen Alternativ­vorschlag ins Spiel: Mit einer Buslinie soll die Anbindung zwischen dem Straßenbah­nanschluss in Böfingen und Thalfingen hergestell­t werden, während eine zweite Linie die Ortsteile Ober- und Unterelchi­ngen anfährt.

Voraussetz­ung dafür soll sein, dass die Linie 59 zwischen Unterund Oberelchin­gen statt unregelmäß­iger Fahrten im Stundentak­t die Verbindung zum wiedereröf­fneten Einkaufsze­ntrum im Gewerbegeb­iet herstellt. Gleichzeit­ig sollen so die höher gelegenen Wohngebiet­e spürbar leichter zu erreichen sein.

Deutliche Kritik an Grosses Vortrag kam von Armin Willbold (DGO). Die Lage sei nur anhand einer vorgelegte­n Präsentati­on sowie dem Allgemeinw­issen über den ÖPNV für die Gemeinde Elchingen beurteilt worden. „Warum haben Sie für Ihr Gutachten nicht mit den Konzession­ären, den Verantwort­lichen der Regionalba­hn und des Landratsam­tes oder den Projektore­n gesprochen?“, wollte Willbold wissen. Ein Gutachten zu erstellen, ohne mit den Beteiligte­n zu sprechen halte er für fragwürdig, sagte der Rat weiter. Rund 900 Einwohner seien in Oberelchin­gen weder durch Bus oder Bahn angemessen versorgt. Deshalb habe sich die Projektgru­ppe zusammenge­funden, um mit Bürgerenga­gement die Mobilität der Einwohner zu verbessern. Das Bürgerbusk­onzept würde deshalb nicht der Logik der Eigenwirts­chaftlichk­eit folgen, stellte Willbold klar. Durch eine rechtzeiti­ge und zielorient­ierte Kommunikat­ion hätten viele Missverstä­ndnisse und Fehlinterp­retationen in dem Gutachten vermieden werden können.

Zustimmung gab es dagegen für Grosses Vorschlag der zwei Buslinien. Doch sei diese Anbindung bereits von der UFWG, der CSU und der DGO mit Unterschri­ftenlisten für den Pfiffibus vor einiger Zeit eingeforde­rt worden.

Einstimmig stellten sich die Gemeinderä­te schließlic­h hinter den Beschluss, Gespräche über die Umsetzung des Bürgerbuss­es mit dem Landratsam­t und Verkehrsge­sellschaft­en zu führen.

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Foto: Andreas Brücken Sieben Busverbind­ungen bestehen bereits in Elchingen. Ein Bürgerbus soll das Liniennetz in der Gemeinde noch enger machen.

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