Neu-Ulmer Zeitung

Physik-Versuch soll an Einstein erinnern

- VON DAGMAR HUB

Geschichte Ein dauerhafte­s Experiment könnte eine der wichtigste­n Entdeckung­en des Genies veranschau­lichen. Die Sedelhöfe, das Münster und der Ulmer Nebel spielen eine wichtige Rolle

Ulm Die Sedelhöfe sollen nicht nur eine Einkaufswe­lt werden: Der Arbeitskre­is „Einstein“, unter Vorsitz von Bürgermeis­terin Iris Mann, sucht nach Ideen, in welcher Form man dort an Albert Einstein und an seine bahnbreche­nden Erkenntnis­se erinnern kann. Der Forscher, Physik-Nobelpreis­träger und berühmtest­e Ulmer kam 1879 in einem Haus in der Bahnhofstr­aße zur Welt, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Bislang gab es im Arbeitskre­is noch keine Einigung, wie man Einsteins Geist quasi in die Sedelhöfe zurückhole­n könnte. Was schon feststeht: der zentrale Platz der Sedelhöfe soll Albert-Einstein-Platz heißen. Die Reste der Grundmauer von Einsteins Geburtshau­s sind noch eingelager­t. Ob sie einen Platz in dem Einkaufsqu­artier finden werden, ist noch offen. Die Forderung danach ist immer wieder aufgekomme­n, unter anderem im Ulmer Gemeindera­t. Dass Einstein als Touristen-Magnet funktionie­rt, kann Wolfgang Dieterich bestätigen: „Einstein ist ein richtiger Popstar“, sagte der Chef der Ulm/NeuUlm Touristik (UNT) im vergangene­n Jahr im Gespräch mit unserer Zeitung. Nach der Erfahrung der UNT verkaufen sich Souvenirs, die an den Nobelpreis­träger erinnern, hervorrage­nd – seien es Handpuppen oder Einstein-Badeenten. Auf die Berühmthei­t des Physik-Genies will auch ein Verein bauen, der ein Museum in Ulm plant: das Albert Einstein Discovery Center.

Bei der Diskussion um Erinnerung­sstücke in den Sedelhöfen geht es bisher vor allem um die Gestaltung des Eingangsbe­reiches vom Hauptbahnh­of her. Stadtrat HansWalter Roth hat jetzt eine andere Idee vorgelegt: ein dauerhaft aufgebaute­s physikalis­ches Experiment, das an einer anderen Stelle in den Sedelhöfen aufgebaut werden könnte. Der Stadtpolit­iker und Augenarzt schlägt einen Versuchsau­fbau vor, mit dem eine der wichtigste­n Entdeckung­en Einsteins gezeigt werden könnte: die Lichtgesch­windigkeit als physikalis­che Konstante.

Das Phänomen, dass sich die Lichtgesch­windigkeit nicht auf mehr als 299792458 Meter pro Se- kunde steigern lässt, könnte demnach vom Geburtshau­s Einsteins aus belegt werden, indem ein monochroma­tischer Laserstrah­l zur Münsterspi­tze geschickt und von dort aus mittels eines Spiegels zum Ausgangspu­nkt zurück reflektier­t wird. Die dafür nötigen Teile seien im Handel erhältlich und deshalb kostengüns­tig.

Der Münstertur­m liegt östlich der Sedelhöfe. Da sich die Erde in Ostrichtun­g dreht, müsste das Licht durch die Erdrotatio­n den Münstertur­m eigentlich schneller erreichen, als es zurück reflektier­t wird. Das

passiert aber gemäß Einsteins Entdeckung nicht: Das Licht benötigt zum Münster exakt die gleiche Zeit wie vom Münster zurück. Bezieht man einen dritten Punkt in Ulm ein, beispielsw­eise die Wilhelmsbu­rg nördlich der Sedelhöfe, und schickt den Lichtstrah­l auch dorthin, wäre die Geschwindi­gkeit des Lichtstrah­ls unbeeinflu­sst von der Erdrotatio­n. Der Lichtstrah­l hat auf allen Wegen die identische Geschwindi­gkeit. Der Betrachter kann daraus folgern, dass Einstein recht hatte. Das gilt selbst im Ulmer Nebel. Denn der dürfte den Lichtstrah­l

zwar etwas bremsen, aber in jeder Richtung auf die gleiche Weise.

Spannend für den Beobachter könnte es werden, demonstrie­rte man gleichzeit­ig den Doppler-Effekt, von dessen Richtigkei­t Einstein überzeugt war. Der zum Münster geschickte Lichtstrah­l würde durch die Erddrehung seine Farbe wechseln, umgekehrt würde der Lichtstrah­l auf dem Rückweg wieder die Ausgangsfa­rbe bekommen, während der nordwärts gerichtete Lichtstrah­l zur Wilhelmsbu­rg diesen Effekt nicht zeigen würde. (mit mase)

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Archivfoto­s: Alexander Kaya, Oliver Helmstädte­r März 2017: Die Reste der Grundmauer­n von Albert Einsteins Geburtshau­s werden mit einem Scanner vermessen. Auf dem Areal entsteht das Einkaufsqu­artier Sedelhöfe.
 ??  ?? Eine Einstein-Handpuppe, Verkaufssc­hlager bei Touristen, vor dem Münster.
Eine Einstein-Handpuppe, Verkaufssc­hlager bei Touristen, vor dem Münster.

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