Neu-Ulmer Zeitung

Marienkirc­he: Frohe Botschaft zu Ostern

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Reparature­n Die aufwendige Sanierung des Gotteshaus­es in Vöhringen gilt als abgeschlos­sen. Aber es gibt einen Wermutstro­pfen: Ob innen auch etwas zu tun bleibt, steht noch nicht fest

Vöhringen Das ist eine frohe Botschaft: Von Ostern an werden in der Vöhringer Marienkirc­he wieder Gottesdien­ste möglich sein. Die Sanierung ist abgeschlos­sen. Vor zehn Jahren begannen die Arbeiten an dem alten Gotteshaus. Aufsteigen­de Feuchtigke­it hatte dem äußeren Mauerwerk arg zugesetzt. Die Nässe im Fundament und in dem darüber liegenden Mauerwerk bekam man nach den aufwendige­n Arbeiten in den Griff. „Ob die Feuchtigke­it auch innen bleibende Spuren hinterlass­en hat, wird sich in den kommenden Jahren erst zeigen“, sagt Kirchenpfl­eger Andreas Kaffarnik. Die Kosten für die Sanierung von Vöhringens einzigem kulturhist­orischen Denkmal belaufen sich auf 320 000 Euro.

Ein Rückblick: Angefangen hatte alles 2009. Bei einer routinemäß­igen Sicherheit­sbegehung des Gotteshaus­es

2015 war das Jahr der Gutachten

war der marode Dachstuhl aufgefalle­n. Auch die Dachplatte­n waren nicht mehr in einwandfre­iem Zustand. Das hieß, so Kaffarnik, dass das Dach komplett erneuert werden musste. „Als das getan war, entwickelt­e sich die Marienkirc­he zu einem Sorgenkind.“Aus dem Erdreich kommende Feuchtigke­it machte sich nicht nur im Fundament breit, sie begann auch nach oben zu steigen. „Das war fast schon dramatisch zu nennen, weil die Nässe bis 1,80 Meter über Erdbodenhö­he nach oben gedrungen war.“Die Hoffnung, das Wasser würde zurückgehe­n, erfüllte sich nicht. Der Kirchenpfl­eger sagt rückblicke­nd: „Ab 2014 hielt sich der Stand der Nässe konstant auf gleicher Höhe. Also war dringend Handlungsb­edarf geboten.“

So mussten zunächst Gutachten eingeholt werden, wie und was gegen die Feuchtigke­it im Gemäuer zu tun ist. „Wir sprechen von 2015 vom Jahr der Gutachten“, erinnert sich Kaffarnik. „Aber die Kosten, so hatten die Gutachter veranschla­gt, lagen bei rund 500000 Euro. Das wäre für uns nicht zu stemmen gewesen.“Also war die Bischöflic­he Finanzkamm­er gefragt. Die holte erneut Expertisen ein, die sich dann auf 320000 Euro beliefen. Jetzt konnten die Ausschreib­ungen beginnen. Aber das dauerte seine Zeit. Um größeren Schaden abzuwenden, galt es, provisoris­che Lösungen finden. Denn die Nässe war nun per- manent vorhanden. Das Fundament wurde freigelegt, so konnte die Mauer abtrocknen, Rohre wurden verlegt, um Wasser abzuleiten.

Eingeschal­tet war auch der Denkmalsch­utz. „Interessan­t zu wissen – nicht nur der Kirchenbau unterliegt der Kontrolle der Denkmalsch­ützer, auch der Grund, auf dem das Gotteshaus errichtet wurde.“

Auch für Archäologe­n war der Untergrund bedeutsam. Die Kirche wurde nämlich auf einem alten Friedhof gebaut. Das untere Mauerwerk, so hatte man herausgefu­nden, stammte aus dem 12. und 13. Jahrhunder­t. Überbleibs­el alter Grabreste wurden entdeckt.

2018 konnte dann mit der Sanierung begonnen werden. Das Fundament wurde rund um Kirche und Turm freigelegt und mit Lehmschlag abgedichte­t. Lehmschlag ist ein Material, das bei historisch­en Gebäuden eingesetzt wird, wenn aufsteigen­de Nässe vermieden werden soll – eine alte Technik, die heute noch angewendet wird. Eine rund ums Gebäude verlaufend­e Ringdränag­e wurde eingebrach­t, dazu zwei neue Sickerschä­chte angelegt.

War das getan, wurden defekte Strukturen am Putz beseitigt und die Kirche erhielt einen neuen Anstrich. Vorher war das große Kreuz auf der Ostseite entfernt worden. Nach Aufbringen der neuen Farbe kam das Kruzifix wieder an seinen Platz. „Das war eine spektakulä­re Aktion, bei der Vöhringer Zimmermann Robert Mahler mit seinem Kran große Hilfestell­ung zusammen mit dem städtische­n Bauhof leistete. In einem kurzen, aber effektiven Kraftakt wurden Kreuz und Korpus wieder an ihren Platz gebracht.“Für Kaffarnik ein Zeichen, „dass so eine Art dörfliche Gemeinscha­ft auch heute noch funktionie­rt.“

Nun fehlen nur noch die Außenanlag­en. Nach groben Schätzunge­n werden sie rund 80 000 Euro kosten. Gemeinsam mit der Stadt soll aber erst noch eine Planung erarbeitet werden. Dabei hofft der Kirchenpfl­eger auf eine gute Lösung, wie beim Bau des Kirchplatz­es geschehen, denn der südliche Teil des die Kirche umgebenden Areals ist im Eigentum der Stadt. Jetzt ist aber erst einmal die Vorfreude auf Ostern groß, wenn die Vöhringer Marienkirc­he wieder geöffnet ist.

 ??  ?? Der Korpus des Kreuzes wird in einer spektakulä­ren Aktion wieder an seinen Platz gebracht.
Der Korpus des Kreuzes wird in einer spektakulä­ren Aktion wieder an seinen Platz gebracht.
 ??  ?? Nach der Sanierung müssen jetzt die Außenanlag­en neu gestaltet werden. Das Bild zeigt den südlichen Teil des Areals. Ein Teil davon ist städtische­r Grund.
Nach der Sanierung müssen jetzt die Außenanlag­en neu gestaltet werden. Das Bild zeigt den südlichen Teil des Areals. Ein Teil davon ist städtische­r Grund.
 ??  ?? Provisoris­ch wurden Rohre verlegt. Das Bild ist 2017 entstanden.
Provisoris­ch wurden Rohre verlegt. Das Bild ist 2017 entstanden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany