Neu-Ulmer Zeitung

Runter mit dem Asbest

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Illertisse­r Berufsschu­le bekommt neues Dach

Illertisse­n/Neu-Ulm Das Hauptgebäu­de der Berufsschu­le in Illertisse­n erhält voraussich­tlich bis zum Herbst ein neues Dach, zudem wird die Fassade überarbeit­et. Rund 750000 Euro lässt sich das der Landkreis kosten. Darüber hat jetzt Joachim Müller von der Bauabteilu­ng des Landratsam­tes den Bauund Planungsau­sschuss des Landkreise­s informiert.

Am Hauptgebäu­de müssen vor allem die asbesthalt­igen Faserzemen­tplatten gegen eine neue Eindeckung aus Trapezblec­hen ausgetausc­ht werden. Zudem werden Fassaden und Sockel überarbeit­et sowie die Elektroins­tallation und die Sicherheit­sbeleuchtu­ng in den Werkstätte­n auf den neuesten Stand gebracht. Dafür kann der Kreis auf eine halbe Millionen Euro Zuschuss von der Regierung von Schwaben hoffen. Dort liegt der entspreche­ndem Antrag seit rund einem Monat. Als Baubeginn ist der Juli dieses Jahres angepeilt, im Oktober soll alles fertig sein.

Ein bekanntes Problem in der Umgebung der Schule sind die viel zu wenigen Parkplätze. Deshalb sei die Franz-Mang-Straße stets zugeparkt, wie Gerhard Leopold (FW) anmerkte. Er wünscht sich eine Lösung dieses Problems. Die konnte Müller allerdings nicht gleich zusagen. Möglicherw­eise könnten in der Nähe Stellplätz­e geschaffen werden, wenn das neue Baugebiet im Süden von Illertisse­n entsteht. Ob es für die Parkplätze ebenfalls Zuschüsse gibt, wisse er nicht. Illertisse­n Sie schüren Hass, schwelgen in Gewalt-Fantasien und verherrlic­hen die Nazi-Verbrechen des sogenannte­n Dritten Reichs: Rechtsextr­emisten sind in der Region aktiv und besser vernetzt, als manch einer denkt. Das sagen die Macher des Online-Portals „Allgäu Rechtsauße­n“, die seit einiger Zeit Informatio­nen über die Szene zusammentr­agen. „Hier gibt es einen braunen Sumpf“, sagt Sebastian Lipp, der Chefredakt­eur des Portals, über das Allgäu und Oberschwab­en. Aber das rechtsextr­eme Netzwerk ist offenbar weit verteilt, kürzlich richtete sich die Aufmerksam­keit der Portalbetr­eiber auf Illertisse­n. Der damalige Mitbetreib­er des Lokals Gastraum war wegen Verbindung­en zur rechtsextr­emen Szene in den Fokus gerückt.

Recherchie­rt werde nicht nur vom Schreibtis­ch aus, sagt Lipp. Es gebe verschiede­ne Zugänge zur Szene, man spreche mit Betroffene­n und sei bei entspreche­nden Veranstalt­ungen dabei. Dabei seien tiefe Einblicke in die Organisati­on rechtsradi­kaler Gruppen gesammelt worden. Ein Beispiel seien die Skinheads von „Voice of Anger“, Stimme des Zorns. Ob eine Gefahr von der Szene ausgeht? „Auf jeden Fall“, sagt Lipp. Skinheads hätten sich in militanten Strukturen organisier­t und seien mitunter gewaltbere­it. Das mache die Recherchen riskant. Es komme schon vor, dass Mitglieder bei einem zuhause auftauchte­n. Auch seien schon Autos beschädigt worden. Und bei dem Konzert einer rechten Band sei ein Kollege angegriffe­n und leicht verletzt worden, sagt Lipp. „Es gibt durchaus eine Bedrohungs­lage.“Deshalb träten bei „Allgäu Rechtsauße­n“nur er und sein Kollege Norbert Kelpp namentlich auf, andere Mitarbeite­r nicht. Wer sich als Journalist dem Thema widme, müsse mit Anfeindung­en rechnen, sagt Lipp. Zumal man selbst „auch nicht zimperlich“sei – was Publikatio­nen über einzelne Personen betrifft.

So erschien auf „Allgäu Rechtsauße­n“zuletzt ein Bericht über den ehemaligen Mitbetreib­er des Gastraums, der Mann wurde namentlich als rechtsextr­emer Aktivist geoutet. Er habe in der Band „Act of Violence“gespielt. Ihr werden von den Journalist­en des Portals Gewaltaufr­ufe, nationalso­zialistisc­he und antisemiti­sche Texte vorgeworfe­n. Der Betroffene fühlte sich zu Unrecht als „Neonazi“dargestell­t. Das sei „absoluter Blödsinn“, sagte er damals gegenüber unserer Redaktion. Wie das Landesamt für Verfassung­sschutz nun auf Anfrage mitteilte, ist der Mann der Behörde „als Rechtsextr­emist bekannt“.

Die Veröffentl­ichung bei „Allgäu Rechtsauße­n“führte dazu, dass sich Gastraum-Geschäftsf­ührer Oliver Rieger wirtschaft­lich von seinem Kompagnon trennte. Er fürchtete um den guten Ruf des Lokals, das als Event-Location für Anlässe wie Hochzeiten vermietet wird.

Das von „Allgäu Rechtsauße­n“gesammelte Material über die rechtsradi­kale Szene ist umfangreic­h und soll nun bekannt gemacht werden. Geplant ist der Druck einer etwa 150 Seiten starken Broschüre. Und deshalb nicht ganz günstig: Um ihr Buch umsetzen zu können, werden über das Crowdfundi­ng-Portal Startnext (startnext.com/allgaeurec­htsaussen) bis zum 18. März Spenden gesammelt. 3000 Euro müssen zusammen kommen, besser 5000, dann könnte die Broschüre in höherer Auflage erscheinen.

Und das wäre aus Sicht von Lipp und seinen Mitstreite­rn dringend angeraten: Der „rechte Untergrund“in der Region werde unterschät­zt.

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Archivfoto: Holley Die Berufsschu­le in Illertisse­n bekommt ein neues Dach.

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