Alter Eichenwald oder neue Unigebäude?
Natur Beim Thema Erweiterung auf dem Eselsberg sind die Fronten ziemlich verhärtet
heute Parkflächen sind. Zwar ist die Planung der Entwicklung von Universität und Uni-Klinikum bis 2050 ein Blick in die Glaskugel, aber: „Wir müssen uns klar werden, was wir wollen“, betonte Stadtrat Thomas Kienle (CDU) bei einer Podiumsdiskussion an der Uni, zu der die BUND-Hochschulgruppe geladen hatte. Diese beobachtet die Entwicklung kritisch, wurden doch bereits für den Straßenbahnbau Hecken und alte Eichen abgeholzt. Auch wenn Positionen weit auseinander lagen wie zwischen dem flammenden Naturschutz-Appell von BUND-Regionalgeschäftsführerin Daniela Fischer und dem Ansatz Kienles, dass sich Tübingen, Stuttgart und Sigmaringen freuen, wenn Ulm nicht mehr erweitert, wurden doch Konsenspunkte deutlich: Eine Konzentrierung der Medizin auf den Oberen Eselsberg und damit der Rückbau der Kliniken auf dem Michelsberg (wie zuvor am Safranberg) wird übereinstimmend aus ökonomischen, ökologischen und städtebaulichen Gründen befürwortet, so der Landtagsabgeordnete Jürgen Filius (Grüne) und UniPräsident Michael Weber. Dass bei der Erweiterung von Universität und Kliniken auf dem Oberen Eselsberg bestimmte Flächen – allen voran der Botanische Garten, der der zweitgrößte in Deutschland ist – unangetastet bleiben müssen, auch wenn der Masterplan eine „flexible Handhabung insbesondere an den äußeren Rändern“des Oberen Eselsbergs fordert, auch das ist Konsens. Ebenso der Umstand, dass zunächst die Parkplatzflächen für Erweiterungsmaßnahmen genutzt werden. Ganz ohne Verkleinerung des Laubwaldbestandes aber wird es nicht gehen: Ulms Baubürgermeister Tim von Winning argumentiert, dass es sinnvoll ist, für Erweiterungsflächen die Grünflächen in der Nähe der Straßenbahnhaltestelle zu opfern, weil kurze Wegstrecken die Akzeptanz der Straßenbahn erhöhen. Aus diesem Grund empfiehlt er auch, neue Gebäude entlang der Straßenbahnlinie zu errichten. „Wenn die Leute von der Haltestelle noch zehn Minuten gehen müssen, sinkt diese Akzeptanz.“Aber auch Tim von Winning sieht zunächst erhebliches Potenzial auf bereits versiegelten Flächen.
Die Fällung eines alten Eichenwaldes aber lehnt Daniela Fischer ab. „Man kann nicht 150 Jahre alte Eichen ersetzen, in denen es Nisthöhlen gibt.“Ulm habe aktuell schon eine negative Baumbilanz, und die ökologische Wertigkeit eines jungen und eines alten Baumes sei unterschiedlich. Zu argumentieren „Entweder Naturschutz oder Fortschritt“sei der falsche Weg; man müsse anfangen, in die Höhe oder in die Tiefe zu bauen.