Neu-Ulmer Zeitung

Einst verspottet, heute Exportschl­ager

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Behörden Als vor fünf Jahren ein Heimatmini­sterium für Bayern angekündig­t wurde, gab es Gelächter. Nun lobt es selbst ein SPD-Mann

Nürnberg/München Vom einstigen Spott über Deutschlan­ds erstes Heimatmini­sterium ist schon lange nichts mehr zu hören – weder in München noch in Nürnberg. Ja nicht mal jenseits des Weißwurstä­quators wird noch über die Ministeriu­mskreation „Made in Bayern“gelästert. Im Gegenteil. Fünf Jahre, nachdem der Freistaat sein neues Heimatmini­sterium bekommen hat, ist es zu einem Exportgut geworden. Nicht nur in Nordrhein-Westfalen gibt es inzwischen ein Ministeriu­m mit der Heimat im Namen, auch im Bundesinne­nministeri­um hat die Heimat eine Heimat gefunden.

„Anfangs habe auch ich mir gedacht, was kommt da jetzt auf mich zu“, sagt Finanz- und Heimatmini­ster Albert Füracker (CSU), als er die Erfolge der jungen Behörde aufzählt. Die Aufgaben würden nie ausgehen, Heimatpoli­tik bleibe eine Daueraufga­be und ein Exportschl­ager, das Ministeriu­m daher ein echtes Zukunftsmi­nisterium: „Wir fühlen uns bestätigt, denn andere versuchen unser Ministeriu­m nachzuahme­n.“Dass Bayern das erste Heimatmini­sterium gründete, ist für Füracker kein Zufall: „Die Bayern haben ein großes Selbstbewu­sstsein und sind stolz auf ihre Heimat.“

Während das Haus von Horst Seehofer in Berlin seit seiner Gründung im März 2018 noch keinen einzigen Gesetzesen­twurf in den Bundestag eingebrach­t hat, kann dem 2014 von ihm noch als Ministerpr­äsident ins Leben gerufene bayerische Heimatmini­sterium nicht fehlender Tatendrang vorgeworfe­n werden. Dabei ging es – anders als von Spöttern gerne behauptet – im Heimatmini­sterium in den ersten fünf Jahren nicht um Folklore, Dirndl oder Lederhose, sondern um nichts weniger als die Erfüllung eines Verfassung­sauftrags: die Förderung und Sicherung gleichwert­iger Lebensverh­ältnisse und Arbeitsbed­ingungen in ganz Bayern.

Aus Fürackers Sicht ist die Gründung des Ministeriu­ms mit einem Dienstsitz in Nürnberg aber mehr: „Die Bayerische Staatsregi­erung hatte somit erstmals seit 1806 außerhalb Münchens einen Sitz.“Das frühere Bankgebäud­e in der Nürnberger Innenstadt sei ein wichtiger Regierungs­stützpunkt in Nordbayern – auch Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU), bis vor knapp einem Jahr noch selbst Finanz- und Heimatmini­ster, hat hier ein Büro.

Lob für die Gründung des Ministeriu­ms gibt es auch von Stadtoberh­aupt Ulrich Maly (SPD), der fünfte Jahrestag sei daher ein Grund zu feiern. Zwar sei mit rund 100 Arbeitsplä­tzen nur ein kleiner Teil des Ministeriu­ms in Nürnberg situiert, „aber das war die ,Speerspitz­e‘ der Behördenve­rlagerungs­diskussion der Bayerische­n Staatsregi­erung“. Ihm folgte das Gesundheit­sministeri­um in Nürnberg oder das Statistisc­he Landesamt in Fürth.

Im politische­n Alltag liegen die wichtigste­n Schwerpunk­te des Heimatmini­steriums etwa in der Umsetzung der Heimatstra­tegie. „Wir kümmern uns insbesonde­re um die Regionen mit besonderen demografis­chen Herausford­erungen“, sagt Füracker. Dazu gehört die noch bis 2025 laufende Verlagerun­g von rund 70 Behörden und staatliche­n Einrichtun­gen in den ländlichen Raum sowie der Breitbanda­usbau.

Passend zum fünften Geburtstag des Ministeriu­ms hat sich in der neuen Legislatur­periode auch ein Kreis geschlosse­n: Zwei neue Referate dürfen sich nun um die Bereiche kümmern, die viele Spötter schon vor fünf Jahren als Hauptaufga­be des Heimatmini­steriums identifizi­ert hatten: Heimatpfle­ge, Volksmusik und regionale Identität. Füracker sagt: „Da geht es um Brauchtum, regionale Küche oder auch Dialekte.“Marco Hadem und

Aleksandra Bakmaz, dpa

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Foto: Schamberge­r, dpa War selbst Heimatmini­ster: Regierungs­chef Markus Söder.

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