Den Narren Lob und Dank
Es gibt sie jedes Jahr: die Nörgler und Mauler, die das Ende der närrischen Zeit herbeisehnen. Jene vermeintlich intellektuell argumentierenden Spaßbremsen, die abwertend von Knopfdruck-Heiterkeit oder lächerlichen Sauforgien reden. Oft ist diese Abneigung in einer landsmannschaftlichen Prägung begründet. Denn die Ausstrahlung der alemannischen Fasnet lässt in Richtung Augsburg ab Burgau rapide nach. Dafür kann freilich niemand etwas, aus einem waschechten Augsburger Brummler wird halt nie ein Eschagore.
All jenen, die sich in unseren Breitengraden als Faschings-Muffel durch die tollen Tage quälen, sei einmal ein Besuch beim Kinderfasching in Pfuhl, Vöhringen oder sonst wo empfohlen: Wer Elterngefühle in sich trägt und die Kleinen in ihren Prinzessinenkostümen oder Dino-Anzügen tanzen sieht, der müsste den Fasching erfinden, wenn es ihn noch nicht gäbe.
Und auch ohne Papa oder Mama zu sein, gibt es Chancen, sich vom Fasching mitreißen zu lassen: Die Marchin’ Bands beim „Ulmbeben“, dem großen Guggamusiktreffen mit 500 Musikern, demonstrierten die Kraft der Jahreszeit, zeigten, dass mehr im Fasching steckt als Flachwitz. Nämlich Rhythmus, Leidenschaft und Musikalität. Wenn ein Spektakel wie der Ulmer Narrensprung oder der große Umzug in Weißenhorn irgendwo in fernen Ländern stattfinden würde, kämen die Touristen und bestaunten diese Einheimischen, wie sie eine Kleinstadt für einen Tag in eine Fantasiewelt verwandeln, in der Hexen und Sagengestalten das Regiment übernommen haben. Ja, der Fasching kann durchaus all jene verzaubern, die einen Rest ihrer Kindheit bewahrt und Freude daran haben, die alltägliche Ordnung außer Kraft zu setzen. Diese, auf einer jahrhundertealten Tradition fußende Grundidee, können auch die durchaus vorhandenen Negativerscheinungen nicht trüben. Alkoholexzesse und Gewaltausbrüche würden auch ohne Fasching irgendwo ihren Niederschlag finden. Das gilt für die durchaus vorhandenen Flachwitze plus KnopfdruckHeiterkeit ebenso.