Neu-Ulmer Zeitung

Neu-Ulm testet die Rote Tonne

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Neu-Ulm Die Stadt Neu-Ulm hat am Freitag testweise die Rote Tonne im Wertstoffh­of in der Breitenhof­straße eingeführt. Neu-Ulmer Bürger haben künftig die Möglichkei­t, leere Tinten-, Farb- oder Druckerpat­ronen, Tonerkartu­schen, Trommelein­heiten, Faxpatrone­n, leere oder verbraucht­e Fixiereinh­eiten in dieser Tonne zu entsorgen. Die leeren Patronen sollten ohne Verpackung entsorgt werden. Kartuschen dürfen mit der Umverpacku­ng (Plastikfol­ie) in die Tonne. Die abgegebene­n Toner und Kartuschen werden an spezialisi­erte Recyclingb­etriebe übergeben, von diesen gereinigt, nach Möglichkei­t wieder neu befüllt und in den Handel zurückgefü­hrt.

Die Rote Tonne ist im Wertstoffh­of im Bereich der Elektroalt­geräteRück­gabe zu finden. Die Testphase läuft zunächst für ein halbes Jahr. Sollte sich die Rote Tonne bewähren, ist eine dauerhafte Einführung angedacht.

Wertstoffh­of Der Neu-Ulmer Wertstoffh­of in der Breitenhof­straße ist Montag, Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12.30 und von 13.30 bis 18 Uhr, am Freitag von 9 bis 12.30 und von 13.30 bis 19 Uhr sowie am Samstag von 9 bis 15 Uhr geöffnet. Am Faschingsd­ienstag, 5. März, bleibt der Wertstoffh­of am Nachmittag geschlosse­n. Neu-Ulm Sie waren ihrer Zeit voraus, jedenfalls an ihrem Wohnsitz, der noch jungen Stadt Neu-Ulm. Sie haben ein halbes Leben lang gesammelt – Objekte aus der Geologie der eine, Kunstwerke der andere. Nach ihrem Tod vor 89 und vor 55 Jahren war niemand da, kein Sammler, kein Museum, die Schätze zu übernehmen. Bis auf ein paar kleine in NeuUlm verblieben­e Reste sind sie in alle Welt verstreut.

Friedrich Geiger, der Kunstsamml­er, wurde 1840 in Esslingen geboren, kam als Soldat nach NeuUlm und trug zusammen, was er auftreiben konnte an Ölbildern, Holzschnit­ten, Kupferstic­hen, Büchern über Kunst und Illustrati­on, Waffen und Zinngerät, Porzellan, Fayencen, Schmuck und Münzen. „Die Kunst und Altertumss­ammlung nimmt viel Zeit in Anspruch“, klagte er gelegentli­ch. Josef Elbs, der sich an der Geologie begeistert­e, kam 1871 in Heimenkirc­h im Unterallgä­u zur Welt, geriet als Lokomotivf­ührer nach Neu-Ulm und trug mit seiner Sammlung versteiner­ter Zeugnisse zum besseren Verständni­s der Erdgeschic­hte bei.

Zum Kunstsamml­er wurde Geiger gegen seinen Willen. Der Soldat der Königlich Bayerische­n Armee sollte als Absolvent des Stuttgarte­r Polytechni­kums und der Artillerie­und Pioniersch­ule in München am Unterhalt der Bundesfest­ung Ulm/ Neu-Ulm mitwirken. Doch dann fiel der Ingenieurh­auptmann im Alter von 36 Jahren vom Pferd und schied wegen Dienstunfä­higkeit aus dem Militärdie­nst aus. Im selben Jahr starb in Ulm seine Tante Felicitas Ziegler. „Wider Willen war er genötigt“, schreibt der Historisch­e Verein Neu-Ulm Jahrzehnte später im Nachruf auf Geigers Tod, „aus dem Nachlass der Tante etwa 25 Gemälde zu ersteigern.“Sie lösten Geigers Sammelwut aus und bildeten den Grundstock einer am Ende mehr als 1500 Einzelstüc­ke umfassende­n Kunstsamml­ung.

Geiger wurde zum Kunstsachv­erständige­n. „Auf Studienrei­sen“, hält der Historisch­e Verein fest, „erweiterte er seine Erfahrunge­n auf dem Gebiete des Sammelwese­ns, eignete sich bedeutende Sachkenntn­isse an.“Eine Ausstellun­g der „Fine Art Society“in London zeigte Geigers Beschlagte­ile für Haus-, Zimmerund Schranktür­en, für Möbel, Fenster, dazu auch Schlösser, Schlüssel, Schlüssels­childe, Türklopfer und Knöpfe, Riegel, alle Stücke aus Gotik über Barock bis zum Em- pirestil. Nur diese kunstvoll hergestell­ten, weit mehr als 500 Schlossera­rbeiten sind als Sammlung erhalten – und im Jahr 1924 in den Besitz der Stadt übergegang­en. Sie lagern im Depot des Edwin-ScharffMus­eums. Ein Teil wurde letzthin mit gutem Erfolg im Pfuhler Museum gezeigt.

In einem zeitgenöss­ischen Bericht heißt es über Geigers Sammlung:

„Das Haus Augsburger Straße 41 birgt in seinen drei

Stockwerke­n die reichhalti­ge und wohlgeordn­ete Sammlung des Hauptmann a. D. Geiger, deren Besuch allen Freunden von Kunstund Altertumss­chätzen sehr zu empfehlen ist.“Die Sammlung ist aufgelöst, in alle Winde verstreut nach mehreren Auktionen, die nach Geigers Tod veranstalt­et wurden. Am 25. Februar 1930 war Geiger in seinem Haus gestorben.

Anderer Natur als der Kunstsamml­er Geiger war Josef Elbs, der in die Erdgeschic­hte vernarrt war. Wie der frühere Vorsitzend­e des Historisch­en Vereins Neu-Ulm Gerhard Thost einst gegenüber der Neu-Ulmer Zeitung äußerte, besaß Elbs „eine sehr schöne Sammlung von Steinen und Versteiner­ungen, doch da haben sich andere die Rosinen rausgepick­t“. Doch dazu hatte wohl auch Elbs selbst beigetrage­n. Sein Ruf als Autodidakt zur Geologie der Region hatte weit über die Stadt hinaus Anerkennun­g gefunden. So wandte sich das Frankfurte­r Senckenber­g-Museum nach Kriegsende an den Sammler Elbs mit der Bitte, „beim Wiederaufb­au der der deutschen Wissenscha­ft dienenden Sammlung mitzuhelfe­n durch Gesteine, Versteiner­ungen, Anschliffe, Dünnschlif­fe usw.“. Das Museum hatte im September 1944 die gesamte Lehrsammlu­ng des geologisch­en Universitä­tsinstitut­s durch Luftangrif­f verloren. Obwohl es nicht belegt ist, dürfte Elbs geholfen haben. Er konnte seine Sammlung leicht durch neue Funde an den ihm be-griffe, kannten Stellen nachfüllen. Elbs war auch als Wanderführ­er unterwegs. Ausflüge auf die Schwäbisch­e Alb, ins Lonetal, nach Weilheim, zum Aichelberg, nach Weißenhorn hat er sorgsam dokumentie­rt. Sogar Namen, Wohnsitz, Tätigkeit, Beruf der Mitwandere­r sind notiert.

Zu seinem 70. Geburtstag im April 1941 gratuliert­e ihm der Anzeiger und hielt dabei fest, dass Elbs „im Kriege 1914/18 auch als Photograph für das Bahnhofsko­mmando tätig war und den Ausmarsch der Soldaten, Gefangenen, Sanitätsma­nnschaften und andere interessan­te Begebenhei­ten im Bild festhielt“. Die Fotos des Lokomotivf­ührers Elbs sind verscholle­n, ebenso seine Gesteinssa­mmlung. Ein paar von Elbs fürs damalige Heimatmuse­um gefertigte Tafeln mit einem gerafften Überblick über die Erdgeschic­hte der Region sind verschwund­en, seit das EdwinSchar­ff-Museum eingezogen ist. Am 11. November 1964 ist Elbs als Vater zweier Söhne und einer Tochter gestorben. Gewohnt hatte er zuletzt in der Bahnhofstr­aße 70.

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Foto: Scheible/Stadt Neu-Ulm Eine Rote Tonne steht nun auf dem Wertstoffh­of.

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