Neuanfang beim Bürgerverein Senden
Versammlung Die Mitglieder wählen Wolfgang Esser zum neuen Vorsitzenden und streben wieder mehr Aktivitäten an
Senden Der Sendener Bürgerverein (BVUI) will sich künftig nicht auf den Arbeitsbereich der Sendener Tafel beschränken. Unter ihrem neuen Vorsitzenden Wolfgang Esser wollen die Mitglieder offenbar einen Neuanfang versuchen, nachdem die Vereinsaktivitäten jahrelang eingeschlafen waren. „Wir haben keine eigenen Aktivitäten mehr auf die Beine gestellt“, sagte die scheidende Vorsitzende Antje Esser bei der Mitgliederversammlung am Donnerstag vor ungefähr 40 Zuhörern. Es fehle eben ein „aktiver Mitgliederstamm“, die früheren Akteure seien allesamt im Seniorenalter und Nachwuchs leider nicht in Sicht.
Lediglich die jüngste Abteilung des BVUI, die Sendener Tafel, war noch tätig: Sie versorgt pro Woche etwa 110 Bedürftige mit gespendeten Lebensmitteln. 35 Helfer sind da regelmäßig gefordert. Abgesehen davon ist es um den BVUI sehr still geworden: Das letzte Webereifest veranstalteten die Mitglieder im Jahr 2012 – zum wiederholten Mal war es eine Veranstaltung ohne Gewinn. Mit seinen ehemals sprudelnden Einnahmen hatte der Verein jahrzehntelang soziale Zwecke und Einrichtungen in der Stadt mit stattlichen Summen unterstützt, vom Schwimmbad bis zu Kindergärten. Bei dieser Zielsetzung soll es nach dem Willen vieler Mitglieder auch künftig bleiben. Die vom Vorstand vorgeschlagene Namensänderung in „Bürgerverein Sendener Tafel“wurde abgesetzt – die neue Führungsriege soll diesbezüglich weiter diskutieren. So stieß die von der bisherigen Vorsitzenden anvisierte Konzentration der Vereinsarbeit allein auf die Tafel auf Kritik: Der Verein werde heuer 50 Jahre alt und sei „eine Erfolgsgeschichte“, sagte etwa Ex-Stadtrat Xaver Merk, viele Mitglieder seien dagegen, den BVUI nun vollständig mit der Tafel zu fusionieren. Auch hegte er Zweifel, ob der Verein noch gemeinnützig sei, es hätten keine Mitgliederversammlungen mehr stattgefunden.
Ein anderes Mitglied bemängelte die Buchführung. „Wir brauchen Transparenz“, forderte CSU-Stadträtin Claudia Schäfer-Rudolf und wollte die Protokolle der vergangenen Mitgliederversammlungen sehen. Die Tafel sei wichtig, doch die ursprüngliche Idee des Bürgervereins ganz zu begraben, „täte mir in der Seele weh“, fügte sie hinzu. Es gebe in Senden auch jetzt motivierte Akteure, das zeige etwa der neue Förderverein fürs Schwimmbad oder der Benefiz-Weihnachtsmarkt der Wasserwacht. Möglicherweise könne sich der BVUI mit kleineren Aktionen einbringen, etwa mit Ständen beim Weihnachtsmarkt.
Dietmar Roschkar, Vorsitzender des Schwimmbad-Fördervereins, sagte, er habe schon Kontakt zum Bürgerverein gesucht, aber keine Antwort bekommen. Das sei keine Absicht gewesen, sagte Antje Esser. Sie hatte schon zuvor erklärt, aus beruflichen Gründen ihr Amt abgeben zu wollen. Nachfolger ist nun ihr Ex-Ehemann Wolfgang Esser. „Ziel muss es sein, wieder mehr junge Menschen zu gewinnen“, sagte er nach der Wahl. Auch gelte es, die Tafel in der Öffentlichkeit präsenter zu machen. Mit der Gemeinnützigkeit gebe es kein Problem.
Mangels eines Kandidaten übernahm Esser auch das Amt des Schriftführers. Stellvertretende Vorsitzende ist Tafelleiterin Ursula Hammer, Kassenwartin Gisela Lieble. Beisitzer sind Traude Bitzer, Claudia Schäfer-Rudolf, Alfons Sailer, Otto Fülle und Jürgen Schuster.
Die Tafelmitarbeiter haben derzeit Grund zur Hoffnung: Ein Umzug in die Ortsstraße sei wahrscheinlich, sagte Hammer. Das ehemalige „Radieschen“sei die beste Alternative zu Kirchensteige und Webereiareal. Bei der Standortsuche habe sie der Widerstand der Anwohner gegen eine Tafel-Ansiedlung in direkter Nachbarschaft erschreckt, sagte Antje Esser dazu, „es war fast aggressiv“. Das Radieschen sei die beste Lösung. Auch nach einem Umzug in das ehemalige Ladenlokal werde die Tafel eine Lebensmittelausgabe bleiben und kein Tafelladen werden, sagte Hammer.
Die Stände des Bürgervereins werden weiterhin an örtliche Vereine verliehen. Deren Lagerung und Pflege hat mittlerweile die Wasserwacht übernommen.