Neu-Ulmer Zeitung

Wo ist der Boom?

- VON STELLA CONIGLIO

Handball Seit vier Wochen ist die WM rum. Die Titelträum­e der Deutschen sind geplatzt, doch die Hoffnung nach neuen Mitglieder­n ist geblieben. So ist die Lage in der Region heute

Neu-Ulm Einen guten Monat ist es her, dass sich die deutschen und dänischen Arenen langsam leerten, alle Pfandbeche­r eingesamme­lt wurden und Dänemark als neuer HandballWe­ltmeister feststand. Die deutschen Spieler waren in aller Munde, zumindest während des Turniers. Diesen Boom wollten Vereine und Verbände für sich nutzen, um die Euphorie in neue Mitglieder umzumünzen. Hat das funktionie­rt?

Regionale Vereine wie der FC Burlafinge­n möchten jede Gelegenhei­t beim Schopfe packen, um neue Spieler zu bekommen. Durch einen Besuch in der Realschule Pfuhl in den fünften und sechsten Klassen versuchten Jugendtrai­ner des Vereins, mithilfe eines Seminars Mädchen und Jungen für den Handballsp­ort zu begeistern. Tatsächlic­h war eine positive Resonanz spürbar, mehrere Kinder verfolgten auch als Nicht-Handballer die WM. Zudem

Aktion lockt Schüler ins Probetrain­ing

zeigten sich bereits in derselben Woche des Besuchs noch mehrere Gesichter aus den Schulklass­en probeweise im Jugendtrai­ning. Ob sich daraus Neuanmeldu­ngen ergeben, bleibe noch offen, aber Interesse sei auf jeden Fall geweckt worden, erklärt Carolin Luxenhofer, Trainerin der weiblichen Burlafinge­r B-Jugend und Teil des Projekts.

Solche Besuche knüpfen an den vom Deutschen Handballbu­nd (DHB) und den Landesverb­änden jährlich organisier­ten Grundschul­aktionstag an. Mit ihm soll Schülern der dritten und vierten Klassen die Begeisteru­ng für Bewegung und Handball nahegebrac­ht werden. Die Kooperatio­nen sollen ein ganzes Schuljahr lang laufen. Thomas Reichard, Geschäftsf­ührer des BHV, sieht der Handball-Zukunft zuversicht­lich entgegen: „Die Nachfrage für solche Projekte ist deutlich gestiegen im Vergleich zu den vergangene­n Jahren. Auch bei den Vereinen entwickelt sich der Trend, selbst noch aktiver zu sein“, erklärte er unserer Zeitung. „Wir versuchen, die Euphorie, die momentan deutlich spürbar ist, aufzugreif­en.“Dies möchte der BHV unter anderem mit dem Projekt „Rückenwind“schaffen. Dabei erhält jeder bayrische Handball-Verein eigens gestaltete Flyer mit Vereins-Logo und Bildern. Trotzdem möchte man sich nicht auf zu viel Schriftfor­m festlegen. „Das sind Fehler, wie sie 2007 nach der WM gemacht wurden, man muss die jugendlich­e Zielgruppe nachhaltig und angemessen informiere­n, das heißt medienge-

recht mit Bild- und Videomater­ial ansprechen“, erklärt Reichard. Unterm Strich sei er positiv gestimmt, auch wenn die mediale Berichters­tattung wieder zurückgeht.

Hört man sich in anderen regionalen Vereinen um, sind solche Aktionen willkommen. Beim SC Vöhringen wurde zum Beispiel nicht nur die WM gemeinscha­ftlich per Beamer auf einer Leinwand verfolgt, sondern sogar selbst daran teilgenomm­en: HVW und BHV veranstalt­eten im Voraus Mini-WMs für Jugendmann­schaften. Der SCV-Jugendleit­er Rainer Staigmülle­r sagt dazu: „Auch wenn wir nicht unbedingt mehr Zuschauer bei uns in der Halle vorfinden als sonst, so war die

Mini-WM im Vorfeld eine super Auftakt-Veranstalt­ung zur großen WM. Unsere Jungs kamen sogar bis in die bayrische Finalrunde.“Insgesamt habe die Jugendarbe­it im Verein eine hohe Priorität. Auch wenn der ersehnte Boom in der eigenen Halle nicht spürbar sei, nutze man jede Gelegenhei­t, neue Leute für den Sport zu begeistern, heißt es von den SCV-Jugendleit­ern Rainer und Petra Staigmülle­r.

Ähnlich sieht es auch bei der HSG Langenau/Elchingen aus. Zwar verzeichne­t der Verein nach der WM nicht mehr Anmeldunge­n als gewöhnlich, dennoch kommt der ein oder andere Zuschauer mehr zu den Heimspiele­n, vor allem bei der

männlichen ersten Mannschaft. Genaue Zahlen dazu gibt es zwar erst zum Ende der Saison, trotzdem erhoffen sich alle Vereine und Landesverb­ände mehr Zulauf.

Auch der Deutsche Handballbu­nd möchte die Welle der Begeisteru­ng nach der WM nutzen. Vor wenigen Tagen äußerte der Vorstandsv­orsitzende Mark Schober den Wunsch, weitere internatio­nale Turniere nach Deutschlan­d zu holen. Hierbei wäre ein „Superjahr“2024 möglich. Nachdem Deutschlan­d als Gastgeber für die MännerEM im Januar 2024 feststeht, strebt der Verband eine Austragung der im gleichen Jahr stattfinde­nden Frauen-EM an.

 ?? Foto: Kay Nietfeld, dpa ?? Eine Szene vom vierten Spieltag der Handball-Weltmeiste­rschaft. Deutschlan­ds Paul Drux im Zweikampf mit Dika Mem aus Frankreich. Die Spiele Deutschlan­ds gerieten zum Quoten-Hit im Fernsehen.
Foto: Kay Nietfeld, dpa Eine Szene vom vierten Spieltag der Handball-Weltmeiste­rschaft. Deutschlan­ds Paul Drux im Zweikampf mit Dika Mem aus Frankreich. Die Spiele Deutschlan­ds gerieten zum Quoten-Hit im Fernsehen.

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