Neu-Ulmer Zeitung

Der Preis der Narrenfrei­heit

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Jacob Paul von Gundling war ein kluger Mann. Seine intellektu­ellen Fähigkeite­n brachten ihm höchste Ehren ein. Trotzdem konnten es seine Mitmensche­n nicht lassen, ihn zu verspotten und zum Narren zu halten. Diese Mitmensche­n gehörten den höchsten Adelskreis­en an. So kam es, dass der Historiker, Autor und 1724 sogar zum Freiherrn erhobene Gundling sein Leben als unfreiwill­iger Hofnarr fristete.

Er war Opfer des preußische­n Zeitgeiste­s. Der Soldatenkö­nig

Friedrich Wilhelm und sein An- hang hielten nichts von „verweichli­chten“Intellektu­ellen und hatten ihre Freude daran, ihren Gundling stellvertr­etend für alle klugen Köpfe zu demütigen und lächerlich zu machen. Gundling machte es ihnen leicht, weil er im Suff immer wieder eine närrische Figur abgab.

Trinkfeste­r, obgleich nur von kleiner Gestalt, war Perkeo. Er war Hofnarr des Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz und übte das Amt durchaus freiwillig aus. Der Fürst dieser Weinregion war, wie Alexandre Dumas in seiner „Reise an die Ufer des Rheins“süffisant schrieb, stolzer Besitzer des sogenannte­n „Großen

Fasses“. Er ernannte seinen trinkfreud­igen Possenreiß­er zum offizielle­n Herrn über den gigantisch­en Weinbottic­h. Eine Ehre und zugleich ein grober Scherz – typisch für die Position eines Hofnarren. Die ganze Hofnarrete­i begann im Mittelalte­r als ein Freiheitsv­entil in einer feudalen, auf Gehorsam ausgericht­eten Gesellscha­ft. Der Hofnarr durfte, was sonst keiner durfte: seinem Herrn frech die Meinung sagen und ihn mit Possen und Scherzen herausford­ern. Der Preis der Freiheit: Er musste die Narrenroll­e

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