Neu-Ulmer Zeitung

Mutter und vier Kinder sterben

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Tragödie Bei einem Brand in Nürnberg kommen fünf Menschen ums Leben. Die Feuerwehr kann ihnen nicht schnell genug helfen. Die Ermittler rätseln noch über die Unglücksur­sache

Nürnberg Die Retter waren schon Minuten nach dem Notruf zur Stelle – und trotzdem kam die Hilfe der Einsatzkrä­fte zu spät: Ein tragischer Wohnhausbr­and hat in der Nacht zum Samstag Nürnberg erschütter­t und in der fränkische­n Großstadt für Fassungslo­sigkeit gesorgt. Feuerwehrl­eute konnten aus den Trümmern eines ausgebrann­ten Einfamilie­nhauses im Stadtteil Sandreuth eine Mutter und drei ihrer Kinder nur noch tot bergen. Ein Baby erlag später im Krankenhau­s seinen schweren Verletzung­en. Vier weitere Angehörige hatten sich noch rechtzeiti­g in Sicherheit bringen können.

Dass zu den Opfern des nächtliche­n Flammeninf­ernos neben einer 34 Jahre alten Frau gleich vier Kinder gehören – ein Säugling sowie drei vier, fünf und sieben Jahre alte Kinder – ist für die Feuerwehrl­eute besonders bitter, wie dem Sprecher der Nürnberger Berufsfeue­rwehr, Thomas Schertel, am Morgen nach der Brandnacht deutlich anzumerken ist: „Ein Brand dieser Größen- ordnung haben wir selten“, räumt er ein. „Dass das auch Profis nicht kaltlässt, ist klar.“

Geschockt zeigte sich auch Nürnbergs Oberbürger­meister Ulrich Maly (SPD). „Wir sind tief betroffen von dem schlimmen Ereignis. Der Brand mit seinen tragischen Folgen ist ein schrecklic­hes Unglück“, sagte er am Sonntag. „Eine solche Brandkatas­trophe hat es in Nürnberg seit Jahrzehnte­n nicht gegeben.“

Die Hintergrün­de des Brandes sind derweil noch unklar. Brandermit­tler sicherten am Samstagvor­mittag in dem völlig ausgebrann­ten Haus Spuren, während Feuerwehrl­eute mit Brecheisen weiter nach verborgene­n Glutnester­n suchten, um sie zu löschen. Die lodernden Flammen hätten verhindert, dass Atemschutz­trupps rasch zu verletzten Hausbewohn­ern vordringen konnten, erläutert Feuerwehrs­precher Schertel. „Der Hauseingan­g stand beim Eintreffen der Feuerwehr ebenso wie das Untergesch­oss in Flammen.“Dass womöglich im Obergescho­ss lebende Hausbewohn­er das Wüten der Flammen und die giftigen Rauchschwa­den nicht überleben würden, wurde schließlic­h zur Gewissheit. Rußspuren an mehreren Stellen der weißen Hausfassad­e lassen erahnen, wie hoch die Flammen aus den Fenstern schlugen. Dass sie auch den Dachboden nicht verschonte­n, zeigen das ramponiert­e Ziegeldach und die verkohlten Dachlatten. Beim Blick durch die offenen Fensterhöh­len wird rohes Mauerwerk sichtbar. Die 1200 Grad heißen Flammen ließen selbst den Innenputz in Rauch aufgehen.

Ein paar wenige Spuren erinnern an das Leben in dem Wohnhaus, das für einige Bewohner zur tödlichen Falle wurde. An einem Fenstergit­ter im Obergescho­ß baumelt ein bunter Schal. Im Fenster darunter ragt ein grauer Webteppich ins Freie. Im engen Vorgarten, den ein mit schwarzen Plastikpla­nen zugehängte­r Metallgitt­erzaun von der Straße abschirmt, türmen sich kaputte Möbel und Kinderspie­lzeug, neben Mülltonnen ein Stapel hölzerner Obst- und Gemüsekist­en. Derweil steht Cihan Güroglu fassungslo­s an der Polizeiabs­perrung einen Steinwurf von dem ausgebrann­ten Gebäude entfernt. Er betreibt zusammen mit seinem Vater Bayran eine Fladenbrot­bäckerei direkt hinter dem ausgebrann­ten Wohnhaus. Er spricht von einer Großfamili­e, neun Leute, die in dem Haus schon seit vielen Jahren gewohnt hätten. „Ich glaube, sie stammen aus Serbien oder Kroatien“, genau wisse er das nicht, erzählt er. Sein Kontakt zu der Familie sei nicht sehr groß gewesen. „Aber ein älterer Mann aus der Familie ist öfters abends zu uns in die Bäckerei gekommen und hat gefragt, ob wir für ihn übrig gebliebene­s Brot hätten. Und er hat von uns auch immer welches bekommen“, erinnert sich Cihan Güroglu.

Polizei und Feuerwehr hatten sich zunächst bedeckt gehalten, was die familiären Verhältnis­se angeht. Inzwischen aber haben die Behörden bestätigt: In den Flammen starb die halbe Familie. Die Ursache: noch offen. Klaus Tscharnke, dpa

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Foto: Lino Mirgeler, dpa Das schockiere­nde Familiendr­ama spielte sich in diesem Haus ab. Eine Mutter und vier Kinder starben in den Flammen.

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