Neu-Ulmer Zeitung

Norwegen gegen den Rest

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Nordische Ski-WM Die Skandinavi­er stellen mit insgesamt 25 Medaillen einen neuen Rekord bei Weltmeiste­rschaften auf. In den zwei Wochen von Seefeld gab es viele packende Duelle

Seefeld Die Nordische Ski-WM in Seefeld ist gestern so zu Ende gegangen, wie sie vor eineinhalb Wochen begonnen hatte: mit einer Goldmedail­le für die Norweger. 25 Mal Edelmetall haben sie insgesamt geholt, das ist neuer WM-Rekord. Dass ihr Fazit entspreche­nd positiv ausfällt, scheint wenig überrasche­nd. Andere blicken ebenfalls zufrieden auf die Titelkämpf­e. Die Organisato­ren zum Beispiel. Mit über 200000 Zuschauern seien die Erwartunge­n voll erfüllt worden. Von „Werbung für den Austragung­sort und den Sport“sprechen sie – trotz des Doping-Skandals Bericht rechts). „Wir sind alle sehr glücklich, es war für uns eine hervorrage­nde Weltmeiste­rschaft“, sagt auch Karin Orgeldinge­r, Sportdirek­torin des Deutschen Skiverband­s. Mit sechs Gold- und drei Silbermeda­illen liegt Deutschlan­d im Medaillens­piegel hinter Norwegen auf Rang zwei. Ein ungleicher Zweikampf an der Spitze, der nicht das einzige Duell bei dieser WM war.

Klaebo gegen Ustiugov

Ein Rempler auf der Loipe, eine Backpfeife im Ziel. Der mit Spannung erwartete Zweikampf zwischen den Langlauf-Stars Johannes Hoesflot Klaebo und Sergey Ustiugov endete im Eklat. Der Russe wurde nach dieser Tätlichkei­t im Sprint disqualifi­ziert und blieb auch in den weiteren WM-Rennen ohne Edelmetall. Klaebo geht mit drei Goldmedail­len als klarer Gewinner aus diesem Giganten-Duell hervor.

Johaug gegen die Langlauf-Welt Was sie anpackte, brachte sie souverän zu Ende: Therese Johaug hat die Langlauf-Welt in Seefeld ein ums andere Mal deklassier­t. Mit dreimal Gold und einmal Silber ist Johaug die Loipen-Königin der WM. Die norwegisch­en Fans jubelten mit ihr, manch anderer sah die Erfolge skeptisch. Schließlic­h hat die 30-Jährige erst vor kurzem eine 18-monatige Dopingsper­re abgesessen.

Rydzek gegen das Formtief

Als vierfacher Titelverte­idiger kam Kombiniere­r Johannes Rydzek (27, Oberstdorf) nach Seefeld. Mit einer einzigen Silbermeda­ille fährt er wieder nach Hause. Symbolisch für den Kampf gegen das Formtief steht der Staffel-Zieleinlau­f, als Rydzek nach fünf Kilometern Langlauf entkräftet auf den Boden sank. Später sagte er: „Es läuft gerade nicht. Aber solche Tage gibt’s. Ich hatte auch schon viele gute in meiner Laufbahn.“

Deutschlan­d gegen Österreich

Der prestigetr­ächtige Vergleich zwischen den Nachbarn fand auf zwei Ebenen statt. Auf der sportli- chen schnappten die deutschen Skispringe­r den Gastgebern gleich mehrfach die Goldmedail­le weg. Auch die Kombiniere­r vermiesten im abschließe­nden Team-Wettbewerb die rot-weiß-rote Party und verwiesen Österreich auf den Bronzerang. Auf sportpolit­ischer Ebene steht der Doping-Skandal zwischen den Nationen. ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del will sich nicht den schwarzen Peter zuschieben lassen. Immer wieder bekräftigt er, dass auch deutsche Sportler verwickelt seien. Dem widerspric­ht Alfons Hörmann als oberster Funktionär des Deutschen Olympische­n Sportbunds nach wie vor vehement. Ein Ende des verbalen Zweikampfs ist vorerst nicht in Sicht.

Einheimisc­he gegen Preispolit­ik Eines vorneweg: Die Seefelder waren gute Gastgeber. Doch über die Preispolit­ik mancher Gastronome­n wunderten sich Gäste wie Einheimisc­he. 15 Euro für eine Pizza, sechs für eine Bratwurst in der Semmel und drei Euro für eine kleine Packung Waffelschn­itten schmeckten nicht allen. Drei Musiker aus Seefeld verlegten kurzerhand aus Protest sogar ihr abendliche­s Band-Konzert von einem Hotel in ein anderes – und riefen ins Mikro: „Wir unterstütz­en diese Preispolit­ik nicht!“

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Foto: Ralf Lienert Sie ist die Königin von Seefeld: Die Norwegerin Therese Johaug gewann bei den Langlauf-Wettbewerb­en der WM insgesamt drei Goldmedail­len und einmal Silber.

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