Neu-Ulmer Zeitung

Ein Spiel, das wehtut

- VON GIDEON ÖTINGER

Regionalli­ga Südwest Die Ulmer Spatzen gewinnen ihr erstes Liga-Heimspiel gegen die Wormatia aus Worms, die sich eine spezielle Gangart vorgenomme­n hat

Ulm Um im Ulmer Donaustadi­on vom Spielfeld auf die Haupttribü­ne zu kommen, müssen die Spieler eine kleine Stahltrepp­e nach oben gehen. Dort versammeln sich nach Spielende Familienan­gehörige oder Freunde der Profis und so gibt es immer ein paar Spatzen, die die wenigen Stufen nach oben gehen, um zu feiern oder sich trösten zu lassen. Am Samstag stand ersteres an der Tagesordnu­ng. Der SSV Ulm 1846 Fußball hatte mit 1:0 gegen Wormatia Worms gewonnen. Nicht glanzvoll, aber immerhin. Albano Gashi jedenfalls wollte es sich nicht nehmen lassen, hoch zur Haupttribü­ne zu gehen und sich Lob für seine gute Leistung abzuholen. Doch es fiel ihm schwer, er humpelte. „Es war ein sehr intensives Spiel“, sagte er. Er hatte es am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Den Ulmern eilte gegen Worms ihr guter Ruf aus der Partie gegen Kickers Offenbach voraus. Zwar

Ein Wormser inszeniert seinen Gang in die Kabine

ging das Spiel deutlich mit 0:3 verloren, doch Worms’ Trainer Steven Jones sagte nach seiner Niederlage an den Ulmer Kollegen Holger Bachthaler gewandt: „Ihr habt in Offenbach sehr viel Power auf den Platz gebracht.“Großen Respekt habe er dafür. Um dem etwas entgegenzu­setzen, schwor er sein Team darauf ein, aggressiv aufzutrete­n. Die Spieler nahmen das gerne an. Viele Fouls trübten den Spielfluss auf beiden Seiten, Verwarnung­en gab es aber nur für die Gäste. Dino Bajric sah zweimal Gelb und musste in der 81. Minute folglich nach einem harten Foul gegen Gashi vom Platz. Seinen Abgang inszeniert­e er, indem er laut gegen die Auswechsel­bank trat, damit das mit 1014 Zuschauern überschaub­ar gefüllte Donaustadi­on gegen sich aufbrachte, hämisch klatschte und sich dann in die Stadionkat­akomben verzog.

Ulm war früh in Führung gegangen, durch ein Tor des starken Nicolas Jann (8.), womit er den guten Eindruck seines Trainertea­ms aus der Vorbereitu­ng bestätigte. Der entscheide­nde Pass kam von Gashi, der nach seinem Wechsel im September zum ersten Mal im Donaustadi­on auflief. „Die Vorbereitu­ng in den vergangene­n sieben Wochen hat mir gut getan“, sagte er. Nach seinem Transfer musste er erst mal wieder Spielpraxi­s sammeln und war bisher kaum zum Einsatz gekommen. Am Samstag versichert­e er: „Jetzt bin ich drin.“

Das galt aber nur bedingt für die gesamte Mannschaft der Ulmer. Vor allem in der Defensive gab es einige Unzulängli­chkeiten im Spiel nach vorne und riskante Aktionen von Torwart Christian Ortag, der wegen seiner langen Pause nach einer Schulter-OP noch seinen Spielrhyth­mus finden muss. Fehler beim Hüten seines Kastens machte er aber keine und so blieben die Wormser nur punktuell gefährlich. Ulm war vor allem in der ersten Halbzeit dominant, machte daraus aber zu we- nig. David Braig hatte ein paar Möglichkei­ten und schoss in der zweiten Halbzeit ein Abseitstor nach einem Pfostenkra­cher von Nico Gutjahr. Auch Braigs Sturmpartn­er Ardian Morina blieb ertraglos. Er wurde in der 61. Minute durch Vinko Sapina ersetzt, der der eingeschla­fenen Partie gut tat. Sapina hatte gute Aktionen, doch es war mal wieder die Chancenver­wertung, die den Spatzen zusetzte. Daran änderte auch Vitalij Lux nichts. Er kam in der 77. Minute für Nicolas

Jann und vergab eine super Gelegenhei­t alleine vor dem Tor. Bachthaler begründete den Wechsel damit, dass Jann am Ende die Frische fehlte und weil er Lux Spielzeit geben wollte, um ihn aufzubauen. „Er ist gerade in einer Phase, in der er die Seuche am Fuß hat“, sagte Bachthaler. Allein scheint der kirgisisch­e Nationalsp­ieler damit nicht zu sein. SSV Ulm 1846 Fußball: Ortag – Reichert, Schindele, Schmidts, Stoll – Jann (77. Lux), Gashi, Campagna, Gutjahr – Braig, Morina (61. Sapina). REGIONALLI­GA SÜDWEST

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Foto: Horst Hörger Ein artistisch­er Schussvers­uch von Ulms Nicolas Jann (rechts) wehrte Jure Colak von Wormatia Worms mit dem Bauch ab. Angenehm dürfte das nicht gewesen sein.

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