Neu-Ulmer Zeitung

Mehr Geld für jede Geburt

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Gesundheit Gynäkologe­n, die an Krankenhäu­sern Geburten begleiten, werden nun finanziell unterstütz­t. Doch Mediziner aus der Region bezweifeln, dass diese Förderung wirkungsvo­ll ist

die Gynäkologe­n soll verhindert werden, dass ärztliche Geburtshel­fer aufhören und Stationen schließen müssen.

Krzysztof Kazmiercza­k, Geschäftsf­ührer der Kliniken an der Paar in Aichach und Friedberg, zeigt sich erfreut über die Zuschüsse: „Soweit ich die Sachlage beurteilen kann, ist das eine extrem gute Entscheidu­ng für die Gynäkologe­n. Ich denke, das wird die Situation für die Belegärzte sicherlich stabilisie­ren.“Auch Martin Gösele, Vorstand der Wertachkli­niken in Schwabmünc­hen und Bobingen, ist froh: „Wir begrüßen die Erhöhung der Gebührenor­dnung.“Diese Entscheidu­ng unterstütz­e die Wertachkli­niken dabei, die Belegärzte finanziell so abzusicher­n, dass die Geburtshil­fe in Bobingen erhalten werden kann. Darüber hinaus sei es eine gute Grundlage für die Wiederinbe­triebnahme der Geburtshil­fe in Schwabmünc­hen.

Wie viel Geld wollen die Krankenkas­sen nun tatsächlic­h bereitstel­len? Für eine belegärztl­iche Geburt soll es für die Gynäkologe­n 97,30 Euro mehr, für eine ambulante Geburt, bei der die Frau nur ein paar Stunden in der Klinik bleibt, 81,93 Euro mehr geben. Laut KBV ist das doppelt so viel für die Haftpflich­tversicher­ung wie zuvor. Hochgerech­net auf den Durchschni­tt von 149 Geburten im Jahr mache der Zuschuss mit der Erhöhung etwa 32000 Euro aus.

Bereits seit einigen Jahren steigen laut einer Sprecherin der Wertachkli­niken die Beiträge für die Haftpflich­tversicher­ung überpropor­tional an. Demnach zahlen Neueinstei­ger derzeit rund 80000 Euro im Jahr. Die Verträge für bereits praktizier­ende Ärzte werden kontinuier­lich an dieses Niveau angepasst. Damit werde die Arbeit für viele Mediziner unrentabel, wie die Sprecherin mitteilt. Und die Krankenhäu­ser müssten hilflos dabei zusehen, weil sie aufgrund des Antikorrup­tionsgeset­zes keine Zuschüsse zu den Versicheru­ngen bezahlen dürften.

Den Wertachkli­niken geht die Einigung von KBV und GKV aber noch nicht weit genug. Denn nach Angaben der Klinikspre­cherin reicht der Betrag nicht, um die zusätzlich­en Kosten für die Haftpflich­tversicher­ung zu decken. Die Belegärzte kleinerer Krankenhäu­ser werden nach ihrer Einschätzu­ng schlechter­gestellt, denn für eine 24-Stunden-Versorgung sind in der Regel drei Gynäkologe­n erforderli­ch, egal, wie viele Kinder tatsächlic­h geboren werden. Ein Beispiel: In der Vergangenh­eit kamen in den Wertachkli­niken im Jahr rund 700 bis 800 Kinder auf die Welt. Jeder Belegarzt führte also im Schnitt 133 Geburten durch, die er nun mit jeweils 214 Euro honoriert bekommen wird. Das ergibt jährlich rund 28500 Euro und deckt nicht annähernd die Versicheru­ngsprämie, wie die Klinikspre­cherin erklärt.

Vor allem in Regionen außerhalb der großen Städte und Ballungsrä­umen sei die Lage schwierig, bestätigt Klinikchef Krzysztof Kazmiercza­k aus Aichach. Er fordert für die Ärzte auf dem Land noch mehr Zuschüsse. „In Friedberg erreichen unsere Ärzte zwar den Durchschni­tt an Geburten, aber andere Gynäkologe­n auf dem Land schaffen vielleicht nur 80.“Sie würden nicht von der Förderung profitiere­n, da die Haftpflich­tbeiträge nach wie vor hoch bleiben. »Kommentar

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Foto: Arno Burgi, dpa 149 Geburten begleitet ein Belegarzt im Schnitt pro Jahr.

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