Neu-Ulmer Zeitung

Von der Freundlich­keit

- VON GISELA BIRNSTIEL

Was predigt man Kindern und Heranwachs­enden (die Erwachsene­n müssten es ja können)?: Freundlich sein erleichter­t den Umgang mit Mitmensche­n und macht das Leben angenehmer. Das scheint aber manchen Zeitgenoss­en wurscht zu sein, denn außer ihrem Ego gibt es nichts auf der Welt.

Da gibt es ein Ausflugslo­kal, wo man schon jetzt in der Sonne draußen sitzen kann. Oder möchte. Wir sind eine kleine Gruppe, die aus dem Teenie-und Kreischalt­er raus ist, aber gerne auf einer der Bänke sitzen will, wo die Sonne noch hin scheint. Auf dieser Bank sitzt ein Paar. Die Bank ist lang und bietet noch viel Platz. Als höflicher Mensch fragt man, ob man sich auch auf diese Bank setzen dürfe. Antwort: „Nein!“Ich frage etwas perplex nach dem Grund des Nein. Antwort: „ Ich möchte mit meinem Mann allein sein und mich mit ihm unterhalte­n.“Haben die zwei, die außerdem vor sich hinmampfen und gar nicht so viel reden können, weil sonst das Essen kalt wird, sonst keine Gelegenhei­t, miteinande­r zu reden? Auch nicht auf dem Rückweg oder sonst irgendwann? Gibt es Geheimniss­e in dieser Partnersch­aft, die man nur beim Essen im Freien in einer öffentlich­en Gaststätte loswerden kann? Mit diesen Fragen befassen wir uns, nachdem wir im Inneren des Hauses sitzen und uns freuen, dass die Sonne doch sehr schnell da draußen verschwind­et. Allerdings: Ich wünschte, ich könnte einen Voodoozaub­er loslassen, der diese beiden in Zukunft dazu verdammt, ihr restliches Leben mit vielen Leuten auf Bänken in der Sonne sitzen zu müssen.

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