Neu-Ulmer Zeitung

Streit über Grundstück geht weiter

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Ärger Bislang konnten sich Räte und Bauherr nicht über die Gestaltung der Fläche an den Bahngleise­n in Thalfingen einigen. Jetzt will sich die Gemeinde absichern

Thalfingen Seit vielen Jahren zieht sich der Streit um ein Grundstück an der Ulmer Straße in Thalfingen nun schon hin. Mehrere Einzel- und Doppelhäus­er will ein Bauherr auf dem Gelände nahe der Bahnlinie erstellen lassen. Doch konnten sich bisher Gemeinderä­te und Bauherr auf ein Konzept nicht einigen. Zu massiv und eng seien die Pläne bisher gewesen. Um eine Bebauung, die nicht im Sinne der Gemeinderä­te ist, zu verhindern, wurde eine Veränderun­gssperre für das Gelände verhängt, die jedoch in Kürze abläuft. Verhandlun­gen mit den Grundstück­seigentüme­rn über eine lockere Bebauung seien zunächst erfolgvers­prechend gewesen, konnten dann jedoch nicht zu einem Abschluss gebracht werden. Nun wurde der Planungsfa­chmann Edwin Zint von der Gemeinde damit beauftragt, einen Entwurf für einen Bebauungsp­lan zu erarbeiten. Damit soll die Verwaltung ihre Planungsho­heit durchsetze­n können: „Sonst bekommen wir eine Bebauung, die wir nicht haben wollen“, sagte der Elchinger Bürgermeis­ter Joachim Eisenkolb. Die Kosten für den Bebauungsp­lan muss in diesem Fall jedoch die Gemeinde tragen.

Heikel ist die Lage der Brachfläch­e als große Grünfläche inmitten eines Wohngebiet­s. Als „Innenberei­ch im Außenberei­ch“könne die Situation bezeichnet werden. Dabei handelt es sich, ähnlich wie bei einem Stadtpark, um eine privilegie­rte Lage, die städtebaul­ich besonderen Vorschrift­en unterworfe­n ist.

Für Ärger bei den Gemeinderä­ten und der Verwaltung sorgte der Bauherr nicht zuletzt damit, dass der alte Baumbestan­d auf dem Grundstück ohne ausdrückli­che Erlaubnis der Gemeindeve­rwaltung gerodet wurde. Nur breite Baumstümpf­e erinnern jetzt noch an den Bewuchs, wie er seit dem 19. Jahrhunder­t gewachsen war. Für Reinhard Rothermund von der Elchinger Umweltlist­e ist der Fall klar: „Dieser Umweltfrev­el hätte geahndet werden müssen.“Deshalb sei der Bauherr auch moralisch dazu verpflicht­et, auf eine naturnahe Bebauung zu achten. Karin Batke von der Unabhängig­en Freien Wählergeme­inschaft Elchingen plädierte ebenfalls für eine naturnahe Bepflanzun­g des Grundstü- ckes. Auch Achim Götz (CSU) fand deutliche Worte: „Ich bleibe bei meiner Meinung, dass sich die Gemeinde vom Bauherrn über den Tisch hat ziehen lassen.“Er spielte damit darauf an, dass die Kosten für den Bebauungsp­lan aus der Gemeindeka­sse bezahlt werden sollen: „Warum sollen wir für ein Projekt bezahlen, mit dem der Bauherr Geld verdienen wird?“Stattdesse­n sollte der Bauherr zur Kasse gebeten werden.

Auf die Frage von Karl Mayer (CSU), ob der Bauherr noch die Möglichkei­t habe, gegen den Bebauungsp­lan zu klagen, antwortete Zint, dass sich der Antragstel­ler in einem Kontrollve­rfahren gegen den Willen der Gemeinde stellen könne: „In diesem Fall muss die naturnahe Variante gegenüber der Wirtschaft­lichkeit stichhalti­g sein, um vor Gericht bestehen zu können“, sagte er und zitierte ein Sprichwort: „Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand.“

Nach dem neuen Entwurf der Stadtplane­r sollen zweigescho­ssige Häuser mit Satteldäch­ern, maximal neuneinhal­b Meter hoch, entlang der Ulmer Straße entstehen. Der rückwertig­e Teil des Grundstück­es, mit einem steilen Gefälle von bis zu fünf Metern, soll dagegen unbebaut bleiben. Mit Grundstück­sgrößen von 220 bis 350 Quadratmet­ern sollen die jeweiligen Kaufpreise in einer Größenordn­ung gehalten werden, die auch für junge Familien erschwingl­ich sind.

Bernd Hiller von der Dorfgemein­schaft Oberelchin­gen (DGO) zeigte sich zufrieden mit dem Bebaungspl­an-Entwurf der Stadtplane­r: „Damit können wir leben, wenn die Baugrenzen so weit zurückgese­tzt sind, dass vor den Häusern genug Platz für parkende Autos bleibt.“Ob an der Ulmer Straße Flach- oder Satteldäch­er gebaut würden, sei für ihn zweitrangi­g, so Hiller weiter. Auch Dachgauben sollten hier bis zu einer gewissen Größe erlaubt sein.

Schließlic­h stimmten die Elchinger Gemeinderä­te – mit Ausnahme von Achim Götz – für den Entwurf des Stadtplanu­ngsbüros.

Gemeinderä­te fordern naturnahe Bebauung

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Foto: Brücken Auf diesem Grundstück an der Ulmer Straße sollen Ein- und Zweifamili­enhäuser gebaut werden. Doch Gemeinde und Bauherr sind sich noch nicht einig.

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