Neu-Ulmer Zeitung

„Hartz“für Italiener

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Soziales Trotz hoher Staatsvers­chuldung bis zu 780 Euro Bürgergeld pro Monat

Rom Erstmals haben Italiener jetzt Anträge für ein neues Grundeinko­mmen stellen können. Damit erfüllt die regierende populistis­che Fünf-Sterne-Bewegung ihr Hauptversp­rechen, das sie im Wahlkampf gemacht hat. Von dem sogenannte­n Bürgereink­ommen („reddito di cittadinan­za“) – eine Art italienisc­hes Hartz IV – sollen Menschen profitiere­n, deren monatliche­s Einkommen unterhalb der Armutsgren­ze von 780 Euro liegt.

Die Berechtigt­en sollen pro Monat mit bis zu 780 Euro unterstütz­t werden, Familien können bis zu 1300 Euro erhalten. Beantragt werden kann das in Postfilial­en und Zentren für steuerlich­e Beratung, aber auch online. „Ehrlich gesagt war es nicht ganz einfach – ich musste mir Hilfe von jemandem holen, der jünger ist und besser mit dem Computer umgehen kann als ich“, sagte beispielsw­eise eine 65 Jahre alte Antragstel­lerin. Für die freiberufl­iche Unternehme­nsberateri­n war es nach eigenen Angaben im Zuge der Wirtschaft­skrise immer schwierige­r geworden, Aufträge zu bekommen.

„Der Staat kümmert sich endlich um die Unsichtbar­en (der Gesellscha­ft)“, erklärte der Arbeitsmin­ister und Chef der Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, auf Facebook. Die Gruppe derjenigen, die in Italien unterhalb der Armutsgren­ze leben, hat sich zwischen 2007 und 2017 von 1,8 Millionen auf 5 Millionen Menschen fast verdreifac­ht.

Angesichts der hohen Staatsvers­chuldung des Landes ist das Bürgereink­ommen in Italien umstritten. Kritiker bemängeln, dass die Maßnahme Jobsuchend­e gar dazu verleiten könnte, lieber arbeitslos zu bleiben.

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