Wie gefährlich sind Funkenfeuer?
Tradition Es hat schon Verletzte gegeben. Der Kreisbrandrat erklärt, wie sicher der alte Brauch ist und was er davon hält
Landkreis Dunkelorange Flammen züngeln an hoch aufgeschichteten Holzstapeln entlang, die Glut leuchtet fast weiß, es knistert und knackt, wenn die Holzscheite in der Hitze bersten – Feuer fasziniert die Menschen. So ist es auch kein Wunder, dass sich die alte Tradition der Funkenfeuer in vielen Orten in der Region erhalten hat. Am Wochenende nach Aschermittwoch werden sie entzündet.
Doch die Flammen sind nicht immer nur schön anzuschauen. In Senden kam es vor einigen Jahren bei einem Funkenfeuer zu einem gefährlichen Zwischenfall: Raketen waren unkontrolliert losgegangen. Eine landete in einem Kinderwagen, in dem ein etwa einjähriges Kind lag. Das Baby erlitt Brandwunden im Gesicht. Nach dem tragischen Vorfall im Jahr 2008 ermittelte die Staatsanwaltschaft. Gegen den Vorsitzenden des verantwortlichen Trachtenvereins wurde sogar Strafbefehl erlassen.
Die Gefahren von Feuer einzuschätzen gehört zum Job des NeuUlmer Kreisbrandrates Bernhard Schmidt. Er erklärt, ein durchschnittliches Funkenfeuer könne zwischen 800 und 1000 Grad Celsius heiß werden. Raketen oder andere Feuerwerkskörper hätten in dessen Nähe grundsätzlich nichts zu suchen. „Das Abfeuern von Raketen ist in Deutschland ohnehin nur in engen Zeiträumen um den Jahresanfang erlaubt“, sagt Schmidt.
Doch auch ohne Silvesterböller gehe von einem großen Feuer immer Gefahr aus. Wer den Flammen zu nahe kommt, kann sich verbrennen. Die Strahlungshitze ist im Umkreis von mehreren Metern um die Feuerstelle zu spüren. Eine Regel, wie groß der Sicherheitsabstand sein muss, gibt es laut dem Kreisbrandrat nicht. Schmidt appelliert an den gesunden Menschenverstand der Besucher und auch der Veranstalter, die gegebenenfalls die Distanz festlegen und dafür sorgen, dass sie eingehalten wird. Dabei sollten sich nicht nur Menschen von den Flammen fernhalten. Auch brennbare Materialien sollten soweit wie möglich von der Feuerstelle entfernt sein.
Gefährlich werden kann es auch, sobald Wind aufkommt. Der kann zum einen Funken in trockenes Gras oder Gehölz treiben und so ein großes Feuer entfachen. Starker Wind könne auch, so sagt Schmidt, den brennenden Haufen in Richtung der Zuschauer umwerfen. Das Wetterrisiko einzuschätzen und die Veranstaltung dann gegebenenfalls abzusagen, liege in der Verantwortung der Veranstalter vor Ort, sagt der Kreisbrandrat. „Ab Windstärke sechs oder höher wird es auf jeden Fall gefährlich.“
Bisher wurden, heuer mit Verweis auf die Wetterprognosen, die Funkenfeuer in Filzingen, Tiefenbach und Au abgesagt, wobei die Auer ihre Entscheidung inzwischen wieder revidiert haben. Dort soll die Veranstaltung nun doch stattfinden.
Für Kreisbrandrat Schmidt sind Funkenfeuer, trotz aller Vorsicht, die dabei geboten ist, eine schöne Tradition. „Die sollte aufrechterhalten werden. Veranstaltungen wie die Funkenfeuer haben ihren Platz im Jahresverlauf.“Er selbst wird am Wochenende allerdings bei keiner dieser traditionellen Veranstaltungen dabei sein. „Mit Feuer habe ich in meinem Job schon genügend Berührungspunkte“, sagt er.