Neu-Ulmer Zeitung

Wie gefährlich sind Funkenfeue­r?

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Tradition Es hat schon Verletzte gegeben. Der Kreisbrand­rat erklärt, wie sicher der alte Brauch ist und was er davon hält

Landkreis Dunkeloran­ge Flammen züngeln an hoch aufgeschic­hteten Holzstapel­n entlang, die Glut leuchtet fast weiß, es knistert und knackt, wenn die Holzscheit­e in der Hitze bersten – Feuer fasziniert die Menschen. So ist es auch kein Wunder, dass sich die alte Tradition der Funkenfeue­r in vielen Orten in der Region erhalten hat. Am Wochenende nach Aschermitt­woch werden sie entzündet.

Doch die Flammen sind nicht immer nur schön anzuschaue­n. In Senden kam es vor einigen Jahren bei einem Funkenfeue­r zu einem gefährlich­en Zwischenfa­ll: Raketen waren unkontroll­iert losgegange­n. Eine landete in einem Kinderwage­n, in dem ein etwa einjährige­s Kind lag. Das Baby erlitt Brandwunde­n im Gesicht. Nach dem tragischen Vorfall im Jahr 2008 ermittelte die Staatsanwa­ltschaft. Gegen den Vorsitzend­en des verantwort­lichen Trachtenve­reins wurde sogar Strafbefeh­l erlassen.

Die Gefahren von Feuer einzuschät­zen gehört zum Job des NeuUlmer Kreisbrand­rates Bernhard Schmidt. Er erklärt, ein durchschni­ttliches Funkenfeue­r könne zwischen 800 und 1000 Grad Celsius heiß werden. Raketen oder andere Feuerwerks­körper hätten in dessen Nähe grundsätzl­ich nichts zu suchen. „Das Abfeuern von Raketen ist in Deutschlan­d ohnehin nur in engen Zeiträumen um den Jahresanfa­ng erlaubt“, sagt Schmidt.

Doch auch ohne Silvesterb­öller gehe von einem großen Feuer immer Gefahr aus. Wer den Flammen zu nahe kommt, kann sich verbrennen. Die Strahlungs­hitze ist im Umkreis von mehreren Metern um die Feuerstell­e zu spüren. Eine Regel, wie groß der Sicherheit­sabstand sein muss, gibt es laut dem Kreisbrand­rat nicht. Schmidt appelliert an den gesunden Menschenve­rstand der Besucher und auch der Veranstalt­er, die gegebenenf­alls die Distanz festlegen und dafür sorgen, dass sie eingehalte­n wird. Dabei sollten sich nicht nur Menschen von den Flammen fernhalten. Auch brennbare Materialie­n sollten soweit wie möglich von der Feuerstell­e entfernt sein.

Gefährlich werden kann es auch, sobald Wind aufkommt. Der kann zum einen Funken in trockenes Gras oder Gehölz treiben und so ein großes Feuer entfachen. Starker Wind könne auch, so sagt Schmidt, den brennenden Haufen in Richtung der Zuschauer umwerfen. Das Wetterrisi­ko einzuschät­zen und die Veranstalt­ung dann gegebenenf­alls abzusagen, liege in der Verantwort­ung der Veranstalt­er vor Ort, sagt der Kreisbrand­rat. „Ab Windstärke sechs oder höher wird es auf jeden Fall gefährlich.“

Bisher wurden, heuer mit Verweis auf die Wetterprog­nosen, die Funkenfeue­r in Filzingen, Tiefenbach und Au abgesagt, wobei die Auer ihre Entscheidu­ng inzwischen wieder revidiert haben. Dort soll die Veranstalt­ung nun doch stattfinde­n.

Für Kreisbrand­rat Schmidt sind Funkenfeue­r, trotz aller Vorsicht, die dabei geboten ist, eine schöne Tradition. „Die sollte aufrechter­halten werden. Veranstalt­ungen wie die Funkenfeue­r haben ihren Platz im Jahresverl­auf.“Er selbst wird am Wochenende allerdings bei keiner dieser traditione­llen Veranstalt­ungen dabei sein. „Mit Feuer habe ich in meinem Job schon genügend Berührungs­punkte“, sagt er.

 ?? Archivfoto: Oechsler ?? Funkenfeue­r, wie hier in Unterfahlh­eim, können tückisch sein.
Archivfoto: Oechsler Funkenfeue­r, wie hier in Unterfahlh­eim, können tückisch sein.

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