„Atomkraft ist riskant, kostenintensiv und nicht wettbewerbsfähig.“
Deutschland könne es sich schlicht und einfach nicht leisten, eine bewährte Technologie abzulehnen und die Umweltziele in Schall und Rauch aufgehen zu lassen. „Man schaue nur auf die CO2-Emissionen der Stromerzeugung in Frankreich oder Schweden“, sagt Klute. „Die konnte man durch den Bau von Kernkraftwerken stark absenken, was seinerzeit unbeabsichtigt war und nur als Nebenwirkung angefallen ist.“Deutschland hingegen bekomme seine CO2-Emissionen auch nach 19 Jahren Energiewende nicht in den Griff. „Die Stilllegung von Kernkraftwerken ist da natürlich kontraproduktiv“, ist sich der Aktivist sicher.
Meinungsführer wie Bill Gates fordern schon lange die Weiterentwicklung der emissionsarmen Kernenergie, um den Klimawandel zu stoppen. „Kernenergie ist ideal, um dem Klimawandel zu begegnen, weil es die einzige CO2-freie, skalierbare Energiequelle ist, die 24 Stunden am Tag verfügbar ist“, schrieb der als Wohltäter bekannte Milliardär Gates im vergangenen Jahr in einem offenen Brief an seine Angestellten. Jetzt legte er nach: „Ich bin froh, dass Sonnenenergie und Wind billiger werden, und wir sollten sie dort einsetzen, wo es sinnvoll ist“, schreibt Gates. „Aber Sonnenlicht und Wind sind wechselhafte Energiequellen.“Es ist eines seiner Lieblingsthemen. Die Sicherheit der Reaktoren will er mithilfe seiner Firma TerraPower vorantreiben, die neue Technologien erforscht. Dafür ließ sich der Amerikaner sogar auf eine Partnerschaft mit China ein. Dass das Vorhaben momentan blockiert ist, liegt weniger an einer möglichen Skepsis an der Atomkraft, sondern am Handelsstreit des USPräsidenten Donald Trump mit den Chinesen.
Russland ist einen Schritt weiter und hat ein so umstrittenes wie gigantisches schwimmendes Atomkraftwerk für die Energieversorgung auf Außenposten in der Arktis vom Stapel gelassen. Das Schiff „Akademik Lomonossow“hat für Russland strategische Bedeutung. Es soll im Sommer 2019 von Murmansk aus in das Arktische Meer fahren und dort russische Außenposten mit Strom und Wärme versorgen sowie Meerwasser entsalzen. Das Kraftwerk von Wladimir Putins Ingenieuren kann rund 200 000 Menschen mit Strom versorgen.
Die bayerischen Unternehmer brachten Anfang des Jahres zumindest eine Verschiebung des Atomausstiegs ins Spiel. „Die Politik muss jetzt entscheiden, wie die Versorgungssicherheit nach 2022 gewährleistet wird, wenn die deutschen Kernkraftwerke abgeschaltet und der Kohleausstieg vorangetrieben werden“, sagt der Präsident der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, Alfred Gaffal, nun unserer Redaktion. „Dabei muss die Politik mitberücksichtigen, ob das Weiterlaufen von Kernkraftwerken für die Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Umweltverträglichkeit geboten ist.“Kopfschmerzen bereitet ihm vor allem die ab Ende 2022 nach dem Abschalten des letzten Atomkraftwerks Isar II erwartete Stromlücke. Dann wird der bayerische Strombedarf die Produktion im Freistaat um etwa ein Drittel übersteigen, gleichzeitig werden aber die geplanten zwei großen neuen Stromtrassen aus dem Norden noch nicht in Betrieb sein. „Es hilft der Umwelt nichts, wenn wir nach 2022 Kohlestrom aus Tschechien beziehen oder Kernenergie aus Frankreich importieren“, findet Gaffal.
Politische Rückendeckung dafür gibt es nicht, zu heikel ist die Frage, zu emotional das Thema. Selbst die EU hält sich in Sachen Kernenergie raus. Die Frage des Energie-Mixes sei „eine nationale Entscheidung“. Auch wenn es die 1957 gegründete Europäische Atomgemeinschaft immer noch gibt, so will vor allem die Kommission als gesetzgebendes Organ von Vorgaben nichts wissen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. 2016 wurden die Leitlinien der EU-Strategie in Sachen Atomkraft überarbeitet. In dem Programm namens PINC geht es vor allem um die Frage, ob Infrastrukturmittel der Gemeinschaft für den Bau von Kernkraft-Anlagen genutzt werden dürfen. Brüssel befand: Sie dürfen. Im Mittelpunkt steht dabei die Förderung neuartiger, flexibler Mini-Reaktoren.
Denn die werden dringend benötigt, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Und so gibt es inzwischen eine Vielzahl von
Fördertöpfen, aus denen solche
Power-Stations finanziert werden können. Außerdem mischt sich
Brüssel massiv bei Sicherheitsfragen ein. Nach der Katastrophe von Fukushima wurden die Sicherheitsregeln überarbeitet, Prüfungen vorgeschrieben und neue Regeln für die insgesamt 127 Meiler in 14 der
28 Mitgliedstaaten aufgestellt.
Und noch ein Atom-Thema treibt die EU um: die Kernfusion. Erst vor kurzem hat die Gezig