Die Suche nach dem perfekten Motiv
Messe Liebhaber der Körperkunst strömten nach Vöhringen. Denn im Kulturzentrum fand am Wochenende zum zweiten Mal die „Tattoo Convention“statt. Auch ein Poledance begeisterte
Vöhringen Die Schmerzen sieht man Antonio Caporale nicht an. Er wirkt beinahe entspannt, als er bei der „Tattoo Convention“bei Daniel Steurer vom Illertisser Studio „Mindgame“auf dem Stuhl sitzt. Immer wieder schweift sein Blick auf den linken Oberarm. Dort nimmt sein neues Tattoo gerade Gestalt an. Das Motiv: eine blaue Vespa. „Ich bin Italiener und für mich symbolisiert die Vespa meine Heimatverbundenheit“, sagt der 37-Jährige.
Das Stechen nimmt mehrere Stunden in Anspruch. Mit dem Ergebnis wird Caporale – das könne er jetzt schon sagen – mehr als zufrieden sein. Der Neu-Ulmer vertraut Steurer voll und ganz. Der 34-Jährige trägt einen schwarzen Mundschutz und hält die summende Nadel in der Hand. Bereits rund 30-mal hat er an Tattoo Conventions teilgenommen: „Die Arbeit hier ist schon ein wenig stressig, weil man nicht dieselbe Ruhe hat wie im Studio“, sagt Steurer. „Aber in erster Linie macht es großen Spaß. Man trifft so viele Kollegen und kann sich mit ihnen austauschen.“
Vielen geht es bei der zweiten „Tattoo Convention“am Wochenende wie Caporale: Die Stimmung ist ausgelassen, in den Gängen schlendern die Besucher von Stand zu Stand. Dort präsentieren sich nicht nur Tätowierer – auch Piercing Studios oder ein Barber bieten ihre Dienste an. Im Mittelpunkt steht aber die Körperbemalung. Tattoo-Begeisterte lassen sich von den Ausstellern, die aus ganz Europa angereist sind, beraten. Immer auf der Suche nach dem perfekten Motiv. „Man hat hier einfach eine Riesenauswahl und kann sich zwischen so vielen Tätowierern entscheiden“, sagt Carina Amann aus Memmingen. Die 18-Jährige wird sich gleich ihr zweites Tattoo stechen lassen. Ihren rechten Arm zieren bereits zwei Rosen – nun kommt eine japanische Lebensweisheit in den entsprechenden Schriftzeichen über dem linken Ellenbogen hinzu.
Tatsächlich haben Tattoo-Liebhaber am Samstag und Sonntag in Vöhringen die Qual der Wahl. Laut Veranstalter Jürgen Kuhn greifen rund 80 Künstler zur Nadel. Das Angebot sei dieses Mal deutlich und vielschichtiger. Jeder, der sich ein Tattoo stechen lassen möchte, werde in diesem Jahr auch eins bekommen, sagt Kuhn: „Der riesige Erfolg der ersten Auflage hat sich schnell herumgesprochen.“Der Andrang der Tattoo-Artisten sei derart groß gewesen, dass man einigen sogar absagen musste.
Der Platz im Wolfgang-Eychmüller-Haus ist schließlich begrenzt. Moderator Arafat ist zum ersten Mal in Vöhringen dabei, die Räumlichkeiten haben es ihm aber schon jetzt angetan: „Wir sind hier nicht in einer Halle und das hat seinen ganz eigenen Charme: Die Messe ist übersichtlicher und auch viel persönlicher.“
Arafat – unter diesem Künstlernamen genießt er in der Szene große Bekanntheit – ist selbst am ganzen Körper tätowiert und führt gemeinsam mit Karola Launer durch das bunte Showprogramm: Unter anderem tritt Poledance-Europameistebreiter rin Alice Meszaros auf der Bühne auf und am Abend werden die besten Tätowierungen des Tages von einer Jury gekürt. „Ich sehe in den Tattoo Conventions meine Berufung“, sagt der Münchner Arafat: „Es ist einfach toll, wenn so viele Gleichgesinnte an einem Ort zusammenkommen – meine Seele lebt davon.“
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