Neu-Ulmer Zeitung

Bombastisc­hes Werk

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Konzert „Quo vadis“für Soli, Chor Orgel und Orchester von Felix Nowowiejsk­i, einer eher unbekannte­n Größe

Ulm Felix Nowowiejsk­i war ein Komponist, der politisch zwischen die Fronten seiner Zeit geriet und heute fast vergessen ist. Dabei schuf der Deutsch und Polnisch sprechende Komponist, der in den Kulturen Deutschlan­ds und Polens zu Hause war, im Jahr 1907 ein Werk, das ihm durch Aufführung­en in über 150 Städten Europas und Amerikas Weltruhm brachte. Der BodenseeMa­drigalchor und die Südwestdeu­tsche Philharmon­ie Konstanz führten Nowowiejsk­is „Quo vadis?“zum Beginn der Fastenzeit in der Pauluskirc­he auf.

„Quo vadis, Domine?“, fragt der aus dem brennenden Rom entkommene Petrus den ihm an der Via Appia erscheinen­den Christus - und kehrt nach der Antwort Jesu, er gehe nach Rom, um dort erneut gekreuzigt zu werden, zu den verfolgten Christen Roms zurück. „Quo vadis?“, zu Deutsch „Wohin gehst du?“, ist ein bombastisc­hes Werk in vier Teilen, das heroisiere­nd Petrus’ Entscheidu­ng ins Zentrum stellt, nicht sein Leben zu retten, sondern bei den Christen in den Katakomben zu sein und mit ihnen sterben zu wollen.

Die dramatisch­en ersten beiden Teile, die das brennende Rom und den Aufmarsch der Prätoriane­r schildern, kommen in der Aufführung lautmaleri­sch praktisch ausschließ­lich im Forte und im Fortissimo daher. Die Südwestdeu­tsche Philharmon­ie Konstanz ist doppelt besetzt, der Bodensee-Madrigalch­or, unter Leitung von Andreas Jetter, muss sehr kämpfen, um hörbar zu werden, worunter Differenzi­erung und Textverstä­ndlichkeit leiden. Bass Huub Claessens in der Rolle des obersten Praetorian­ers zeigt anfangs Unsicherhe­iten, fängt sich dann aber, obwohl selbst seine Stimme vor allem von den Blechbläse­rn und dem Schlagwerk immer wieder überdeckt wird.

Verhaltene­r kommt jener Abschnitt des Werkes daher, der in den Katakomben spielt. Sopranisti­n Irene Mattausch leiht der Christin Lygia ihre Stimme, die Petrus eindringli­ch bittet, sein Leben zu retten, weil er der geistige Führer der verfolgten Christen ist.

Eindrucksv­oll ist im vierten Teil jene Szene, als Petrus (Markus Volpert) Christus aus einem Nebelschle­ier heraus zu sehen und zu hören glaubt, begleitet nur von den tiefen Streichern. Im umfangreic­h als Doppelfuge angelegten Schlusscho­r dagegen müssen die Sängerinne­n und Sänger wieder mit Lautstärke und Stimmkraft gegen die Dominanz des Orchesters ankämpfen.

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