Neu-Ulmer Zeitung

Die Artenvielf­alt im Fokus

- VON CHRISTIAN GALL

Natur Luise Linderl ist Wildlebens­raumberate­rin für Schwaben. Sie hilft Landwirten, ihre Flächen naturnah zu gestalten

Krumbach Naturschut­z und Artenvielf­alt – diese Themen sind derzeit in aller Munde. Sei es beim abgeschlos­senen Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“oder bei Schülerpro­testen für das Klima – die Umwelt treibt die Menschen um. Schon vor dieser Hochkonjun­ktur hat sich das Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) dem Thema Biodiversi­tät verschrieb­en. Artenvielf­alt soll in den Jahren 2019 und 2020 im Zentrum stehen. Eine wichtige Person, um das voranzutre­iben, ist die 26-jährige Luise Linderl. Am Krumbacher AELF übernimmt sie seit diesem Jahr die Stelle der Wildlebens­raumberate­rin.

„Meine Aufgabe ist es, Landwirte zu beraten, damit sie ihre Flächen attraktive­r für wild lebende Tiere gestalten können“, umschreibt sie ihre Aufgabe. Der Krumbacher Behördenle­iter Axel Heiß betont, dass man das „Wild“in ihrer Berufsbeze­ichnung nicht mit dem Wild in der Jagdsprach­e gleichsetz­en darf: „Es geht dabei genauso um Insekten, Vögel und viele Säugetiere.“

Linderls Hauptanspr­echpartner sind Landwirte – wenn ein Bauer wissen will, wie er am besten etwas für die Tierwelt tun kann, ist er bei ihr richtig. Allerdings will sie auch Privatpers­onen Tipps geben, sofern das ihre Zeit zulässt. Die Arbeit mit den Landwirten wird sie jedoch stark in Beschlag nehmen. Mehr als 50 Maßnahmen hat sie auf ihrer Liste, mit denen Bauern das Wildleben fördern können. Linderls Arbeitspla­tz beschränkt sich dabei nicht nur auf ihr Büro in der Krumbacher Behörde – sie besucht auch Landwirte vor Ort, um mit ihnen die Situation zu besprechen. „Diese Mischung finde ich an meinem Beruf sehr spannend“, sagt sie.

Ist sie bei einem Landwirt, begutachte­t sie mit ihm zusammen die Flächen. Wo gibt es eine Stelle, an der man eine Blühfläche anlegen könnte? Wo können Hecken und Feldgehölz­e erneuert werden? „Oft eignen sich dafür Flächen, die weniger interessan­t zur Bewirtscha­ftung sind“, erklärt die Wildlebens­raumberate­rin. Das sind etwa einzelne Ecken von Äckern, die nur schwer von Maschinen befahren werden können, oder auch Abschnitte an einem Waldrand, die durch mangelndes Sonnenlich­t weniger Ertrag liefern. Ein weiterer Ansprechpa­rtner für sie sind Jäger – die seien nicht nur sehr an einer guten Ökologie interessie­rt, sondern haben auch gute Kontakte zu vielen Landwirten. Linderls Arbeit besteht dabei nicht aus einzelnen, einmaligen Maßnahmen – bestimmte Projekte werden von ihr über einen Zeitraum von fünf Jahren begleitet. Gleichzeit­ig informiert sie Landwirte auch über verschiede­ne Förderungs­programme. „Diese Förderunge­n sind wichtig, damit den Landwirten kein wirtschaft­licher Schaden entsteht“, sagt Linderl. Wenn ein Bauer etwa eine Blühfläche anlegt, wird ihm das Saatgut über ein Förderprog­ramm finanziert – er selbst muss die Fläche bereitstel­len und natürlich die Arbeit für Saat und Pflege leisten.

An einem Blühfläche­n-Projekt arbeitet Luise Linderl bereits mit einem Landwirt im Kreis Neu-Ulm. Dort werden verschiede­ne Blühmischu­ngen mit unterschie­dlicher Artenzusam­mensetzung ausgesät – so soll ermittelt werden, welche Pflanzen gut gedeihen. „Für einen Landwirt ist natürlich ärgerlich, wenn er sich um eine Blühfläche bemüht, die dann aber nicht aufgeht“, sagt Linderl.

Linderl hat bereits viele Ideen für weitere Projekte in ganz Schwaben. Die 26-Jährige kommt frisch aus dem Studium. An der TU in München hat sie ihren Master in Umweltplan­ung und Ingenieurö­kologie gemacht, mit den Schwerpunk­ten Biodiversi­tät und Naturschut­z; davor absolviert­e sie den Bachelorst­udiengang Umweltsich­erung an der Hochschule Weihenstep­han Triesdorf. Ihre Wurzeln hat sie jedoch nicht weit von ihrer neuen Arbeitsste­lle entfernt – sie wuchs im Landkreis Augsburg auf, in der Staudengem­einde Fischach. „Es ist ein enormer Vorteil, wenn man die Menschen und ihre Art hier kennt“, sagt sie. Und es schade auch nicht, im Dialekt sprechen zu können – so etwas öffne einem manchmal Türen.

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Foto: Christian Gall Behördenle­iter Axel Heiß und Luise Linderl.

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