Die Artenvielfalt im Fokus
Natur Luise Linderl ist Wildlebensraumberaterin für Schwaben. Sie hilft Landwirten, ihre Flächen naturnah zu gestalten
Krumbach Naturschutz und Artenvielfalt – diese Themen sind derzeit in aller Munde. Sei es beim abgeschlossenen Volksbegehren „Rettet die Bienen“oder bei Schülerprotesten für das Klima – die Umwelt treibt die Menschen um. Schon vor dieser Hochkonjunktur hat sich das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) dem Thema Biodiversität verschrieben. Artenvielfalt soll in den Jahren 2019 und 2020 im Zentrum stehen. Eine wichtige Person, um das voranzutreiben, ist die 26-jährige Luise Linderl. Am Krumbacher AELF übernimmt sie seit diesem Jahr die Stelle der Wildlebensraumberaterin.
„Meine Aufgabe ist es, Landwirte zu beraten, damit sie ihre Flächen attraktiver für wild lebende Tiere gestalten können“, umschreibt sie ihre Aufgabe. Der Krumbacher Behördenleiter Axel Heiß betont, dass man das „Wild“in ihrer Berufsbezeichnung nicht mit dem Wild in der Jagdsprache gleichsetzen darf: „Es geht dabei genauso um Insekten, Vögel und viele Säugetiere.“
Linderls Hauptansprechpartner sind Landwirte – wenn ein Bauer wissen will, wie er am besten etwas für die Tierwelt tun kann, ist er bei ihr richtig. Allerdings will sie auch Privatpersonen Tipps geben, sofern das ihre Zeit zulässt. Die Arbeit mit den Landwirten wird sie jedoch stark in Beschlag nehmen. Mehr als 50 Maßnahmen hat sie auf ihrer Liste, mit denen Bauern das Wildleben fördern können. Linderls Arbeitsplatz beschränkt sich dabei nicht nur auf ihr Büro in der Krumbacher Behörde – sie besucht auch Landwirte vor Ort, um mit ihnen die Situation zu besprechen. „Diese Mischung finde ich an meinem Beruf sehr spannend“, sagt sie.
Ist sie bei einem Landwirt, begutachtet sie mit ihm zusammen die Flächen. Wo gibt es eine Stelle, an der man eine Blühfläche anlegen könnte? Wo können Hecken und Feldgehölze erneuert werden? „Oft eignen sich dafür Flächen, die weniger interessant zur Bewirtschaftung sind“, erklärt die Wildlebensraumberaterin. Das sind etwa einzelne Ecken von Äckern, die nur schwer von Maschinen befahren werden können, oder auch Abschnitte an einem Waldrand, die durch mangelndes Sonnenlicht weniger Ertrag liefern. Ein weiterer Ansprechpartner für sie sind Jäger – die seien nicht nur sehr an einer guten Ökologie interessiert, sondern haben auch gute Kontakte zu vielen Landwirten. Linderls Arbeit besteht dabei nicht aus einzelnen, einmaligen Maßnahmen – bestimmte Projekte werden von ihr über einen Zeitraum von fünf Jahren begleitet. Gleichzeitig informiert sie Landwirte auch über verschiedene Förderungsprogramme. „Diese Förderungen sind wichtig, damit den Landwirten kein wirtschaftlicher Schaden entsteht“, sagt Linderl. Wenn ein Bauer etwa eine Blühfläche anlegt, wird ihm das Saatgut über ein Förderprogramm finanziert – er selbst muss die Fläche bereitstellen und natürlich die Arbeit für Saat und Pflege leisten.
An einem Blühflächen-Projekt arbeitet Luise Linderl bereits mit einem Landwirt im Kreis Neu-Ulm. Dort werden verschiedene Blühmischungen mit unterschiedlicher Artenzusammensetzung ausgesät – so soll ermittelt werden, welche Pflanzen gut gedeihen. „Für einen Landwirt ist natürlich ärgerlich, wenn er sich um eine Blühfläche bemüht, die dann aber nicht aufgeht“, sagt Linderl.
Linderl hat bereits viele Ideen für weitere Projekte in ganz Schwaben. Die 26-Jährige kommt frisch aus dem Studium. An der TU in München hat sie ihren Master in Umweltplanung und Ingenieurökologie gemacht, mit den Schwerpunkten Biodiversität und Naturschutz; davor absolvierte sie den Bachelorstudiengang Umweltsicherung an der Hochschule Weihenstephan Triesdorf. Ihre Wurzeln hat sie jedoch nicht weit von ihrer neuen Arbeitsstelle entfernt – sie wuchs im Landkreis Augsburg auf, in der Staudengemeinde Fischach. „Es ist ein enormer Vorteil, wenn man die Menschen und ihre Art hier kennt“, sagt sie. Und es schade auch nicht, im Dialekt sprechen zu können – so etwas öffne einem manchmal Türen.