Neu-Ulmer Zeitung

Gelber Sack für alle?

- VON RONALD HINZPETER

Entsorgung Die Verwertung­sunternehm­en hätten gerne ein einheitlic­hes Sammelsyst­em im Landkreis, aber darüber sind sich noch nicht alle einig. Die Beutellösu­ng scheint sich durchzuset­zen, birgt aber auch Probleme

Landkreis Nicht jeder ist dem Gelben Sack grün. Erst kürzlich hat der Vöhringer Stadtrat diesem Sammelsyst­em eine Abfuhr erteilt. Ob es dabei bleibt, wird sich zeigen, denn der Abfallwirt­schaftsbet­rieb des Landkreise­s (AWB) will noch einmal verhandeln. Der Grund: Er möchte ein einheitlic­hes Sammelsyst­em für Leichtverp­ackungen im gesamten Landkreis schaffen. Dahinter stecken ganz praktische Überlegung­en, denn bis Ende 2020 muss eine neue Vereinbaru­ng mit den Verwertung­sunternehm­en des Dualen Systems abgeschlos­sen sein. Das ist jedoch nicht so einfach, wie sich jetzt wieder im Umwelt- und Werkaussch­uss des Landkreise­s zeigte.

Der AWB hat gerade sämtliche Kommunen des Kreises gefragt, was sie denn gerne hätten. 14 von ihnen sprachen sich für den Gelben Sack aus. Den haben einige von ihnen schon lange eingeführt, wie etwa Elchingen oder Neu-Ulm, andere bisher noch nicht, beispielsw­eise Buch. Vöhringen möchte, dass die Bürgerinne­n und Bürger ihre Joghurtbec­her, Plastiksch­alen oder Tetrapaks weiterhin zum Wertstoffh­of karren. Der Weißenhorn­er Stadtrat konnte sich bisher nur zu einer grundsätzl­ichen Entscheidu­ng für ein Holsystem durchringe­n. Ob das nun mit dünnen Plastiksäc­ken oder der Gelben Tonne umgesetzt wird, ließ er vorerst offen. Eine entspreche­nde Entscheidu­ng haben die Illertisse­r auch noch nicht getroffen. In der Vergangenh­eit setzten sie stets auf den Wertstoffh­of. Jetzt favorisier­t die Stadt nach den Worten von Moritz eher ein Holsystem.

Seit Anfang des Jahres hat sich die Gesetzesla­ge verändert. Danach muss die Recycling-Quote in zwei Schritten angehoben werden. Für Glas, Altpapier, Eisenmetal­le und Alu steigen sie von 60 bis 75 auf 90 Prozent bis zum Jahr 2022, für Getränkeka­rtons von 60 auf 80 Prozent und für Kunststoff­e von 36 auf 63 Prozent. Das aber ist mit einer reinen Anlieferun­g an den Wertstoffh­öfen nicht zu schaffen, sagte AWBGeschäf­tsführer Thomas Moritz gegenüber unserer Redaktion. Zudem drängen die Verwertung­sunterneh- men nun auf ein einheitlic­hes Sammel-System im Landkreis, denn ein Nebeneinan­der unterschie­dlicher Lösungen verursache höhere Kosten.

Das bedeutet: Moritz muss noch einmal mit den Beutel-Verweigere­rn verhandeln. In seinen Augen spricht viel für den Gelben Sack, denn der sei flexibler als etwa das Modell Gelbe Tonne, wie es vor einigen Jahren im Nachbarlan­dkreis Günzburg installier­t worden ist. Er könnte sich allerdings vorstellen, den Gelben Sack um eine Variante zu ergänzen: In Neu-Ulm etwa dürfen die gefüllten Säcke auch auf dem Wertstoffh­of abgegeben werden, wenn jemand mal wieder den Abholtermi­n verpasst hat: „Das wäre eine vernünftig­e Lösung.“

Gegner der Säcke führen immer wieder ins Feld, dass sie tagelang in den Straßen herumliege­n, weil die Menschen sie oft zu früh rauslegen, oder dass sie bei starkem Wind durch die Gegend fliegen. Der Altenstadt­er Bürgermeis­ter Wolfgang Höß, der sich nicht grundsätzl­ich dagegen aussprach, merkte an, ein Problem stellten „die liederlich­en Säcke“dar: „Die lösen sich schon beim Befüllen in ihre Bestandtei­le auf.“Ansonsten sei das System ja schön und gut und besser als die Tonnen, „denn da steht wieder was ums Haus rum“. Deshalb warf er die Frage auf, ob es nicht auch „vernünftig­e Säcke“gebe, die nicht schon beim Öffnen kaputt gehen. Auch der AWB-Chef findet die Qualität mangelhaft, allerdings lasse sich daran wohl nichts ändern, denn die Entsorgung­sfirmen halten sie für ausreichen­d. Er sieht auch Vorteile darin, dass die Beutel so leicht und dünnwandig sind, denn damit lassen sich keine schweren Sachen entsorgen. Er berichtete von einer Abfuhrtour, die er mal mitgemacht hatte. Da seien in den Säcken auch tote Tiere und Elektroger­äte entdeckt worden: „Je stabiler die Säcke, desto mehr landet da drin.“So ähnlich argumentie­rte auch Richard Ambs (CSU). Er kann der Transparen­z der Tüten viel abgewinnen, denn dann sehe man gleich, was drin ist. Wenn die Beutel Dinge enthalten, die da nicht reingehört­en, „dann bleiben sie eben stehen“.

Was die flächendec­kende Einführung eines Holsystems derzeit noch erschwert: Der Abfallwirt­schaftsbet­rieb weiß immer noch nicht, mit welchem Vertreter der Dualen Systeme er verhandeln soll. Die Unternehme­n haben bisher keinen Beauftragt­en benannt, der mit dem Kreis die Gespräche führt. Egal, wie die ausgehen: Nichts ändern wird sich beim Papier, das weiterhin in Containern landet oder von Vereinen geholt wird. Das Glas klirrt auch künftig im vertrauten Container.

 ?? Archivbild: Alexander Kaya ?? Der Gelbe Sack ist ein bewährtes Wertstoff-Sammelmode­ll. Doch nicht jede Kommune im Landkreis kann sich damit anfreunden. Dennoch wird eine Einheitslö­sung angestrebt.
Archivbild: Alexander Kaya Der Gelbe Sack ist ein bewährtes Wertstoff-Sammelmode­ll. Doch nicht jede Kommune im Landkreis kann sich damit anfreunden. Dennoch wird eine Einheitslö­sung angestrebt.

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