Gelber Sack für alle?
Entsorgung Die Verwertungsunternehmen hätten gerne ein einheitliches Sammelsystem im Landkreis, aber darüber sind sich noch nicht alle einig. Die Beutellösung scheint sich durchzusetzen, birgt aber auch Probleme
Landkreis Nicht jeder ist dem Gelben Sack grün. Erst kürzlich hat der Vöhringer Stadtrat diesem Sammelsystem eine Abfuhr erteilt. Ob es dabei bleibt, wird sich zeigen, denn der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises (AWB) will noch einmal verhandeln. Der Grund: Er möchte ein einheitliches Sammelsystem für Leichtverpackungen im gesamten Landkreis schaffen. Dahinter stecken ganz praktische Überlegungen, denn bis Ende 2020 muss eine neue Vereinbarung mit den Verwertungsunternehmen des Dualen Systems abgeschlossen sein. Das ist jedoch nicht so einfach, wie sich jetzt wieder im Umwelt- und Werkausschuss des Landkreises zeigte.
Der AWB hat gerade sämtliche Kommunen des Kreises gefragt, was sie denn gerne hätten. 14 von ihnen sprachen sich für den Gelben Sack aus. Den haben einige von ihnen schon lange eingeführt, wie etwa Elchingen oder Neu-Ulm, andere bisher noch nicht, beispielsweise Buch. Vöhringen möchte, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Joghurtbecher, Plastikschalen oder Tetrapaks weiterhin zum Wertstoffhof karren. Der Weißenhorner Stadtrat konnte sich bisher nur zu einer grundsätzlichen Entscheidung für ein Holsystem durchringen. Ob das nun mit dünnen Plastiksäcken oder der Gelben Tonne umgesetzt wird, ließ er vorerst offen. Eine entsprechende Entscheidung haben die Illertisser auch noch nicht getroffen. In der Vergangenheit setzten sie stets auf den Wertstoffhof. Jetzt favorisiert die Stadt nach den Worten von Moritz eher ein Holsystem.
Seit Anfang des Jahres hat sich die Gesetzeslage verändert. Danach muss die Recycling-Quote in zwei Schritten angehoben werden. Für Glas, Altpapier, Eisenmetalle und Alu steigen sie von 60 bis 75 auf 90 Prozent bis zum Jahr 2022, für Getränkekartons von 60 auf 80 Prozent und für Kunststoffe von 36 auf 63 Prozent. Das aber ist mit einer reinen Anlieferung an den Wertstoffhöfen nicht zu schaffen, sagte AWBGeschäftsführer Thomas Moritz gegenüber unserer Redaktion. Zudem drängen die Verwertungsunterneh- men nun auf ein einheitliches Sammel-System im Landkreis, denn ein Nebeneinander unterschiedlicher Lösungen verursache höhere Kosten.
Das bedeutet: Moritz muss noch einmal mit den Beutel-Verweigerern verhandeln. In seinen Augen spricht viel für den Gelben Sack, denn der sei flexibler als etwa das Modell Gelbe Tonne, wie es vor einigen Jahren im Nachbarlandkreis Günzburg installiert worden ist. Er könnte sich allerdings vorstellen, den Gelben Sack um eine Variante zu ergänzen: In Neu-Ulm etwa dürfen die gefüllten Säcke auch auf dem Wertstoffhof abgegeben werden, wenn jemand mal wieder den Abholtermin verpasst hat: „Das wäre eine vernünftige Lösung.“
Gegner der Säcke führen immer wieder ins Feld, dass sie tagelang in den Straßen herumliegen, weil die Menschen sie oft zu früh rauslegen, oder dass sie bei starkem Wind durch die Gegend fliegen. Der Altenstadter Bürgermeister Wolfgang Höß, der sich nicht grundsätzlich dagegen aussprach, merkte an, ein Problem stellten „die liederlichen Säcke“dar: „Die lösen sich schon beim Befüllen in ihre Bestandteile auf.“Ansonsten sei das System ja schön und gut und besser als die Tonnen, „denn da steht wieder was ums Haus rum“. Deshalb warf er die Frage auf, ob es nicht auch „vernünftige Säcke“gebe, die nicht schon beim Öffnen kaputt gehen. Auch der AWB-Chef findet die Qualität mangelhaft, allerdings lasse sich daran wohl nichts ändern, denn die Entsorgungsfirmen halten sie für ausreichend. Er sieht auch Vorteile darin, dass die Beutel so leicht und dünnwandig sind, denn damit lassen sich keine schweren Sachen entsorgen. Er berichtete von einer Abfuhrtour, die er mal mitgemacht hatte. Da seien in den Säcken auch tote Tiere und Elektrogeräte entdeckt worden: „Je stabiler die Säcke, desto mehr landet da drin.“So ähnlich argumentierte auch Richard Ambs (CSU). Er kann der Transparenz der Tüten viel abgewinnen, denn dann sehe man gleich, was drin ist. Wenn die Beutel Dinge enthalten, die da nicht reingehörten, „dann bleiben sie eben stehen“.
Was die flächendeckende Einführung eines Holsystems derzeit noch erschwert: Der Abfallwirtschaftsbetrieb weiß immer noch nicht, mit welchem Vertreter der Dualen Systeme er verhandeln soll. Die Unternehmen haben bisher keinen Beauftragten benannt, der mit dem Kreis die Gespräche führt. Egal, wie die ausgehen: Nichts ändern wird sich beim Papier, das weiterhin in Containern landet oder von Vereinen geholt wird. Das Glas klirrt auch künftig im vertrauten Container.