Neu-Ulmer Zeitung

Wenn ein Zug gegen eine Kuh prallt

- VON SEBASTIAN MAYR

Vorfall So schätzen Polizei, Bahn und Bauernverb­and die Unfälle zwischen Weißenhorn und Witzighaus­en ein

Witzighaus­en Tödliche Schüsse und tödliche Unfälle: Gleich zweimal innerhalb eines Jahres büxten Tiere im Kreis Neu-Ulm mit tragischen Folgen aus. Ende März 2018 erschossen Polizisten einen Stier, der im Bucher Ortsteil Gannertsho­fen entlaufen war und einen Mann umgerannt hatte. In der Nacht auf Sonntag kamen drei Rinder ums Leben: Zwei wurden zwischen Witzighaus­en und Weißenhorn von einem Zug überfahren, ein weiteres lief auf der nahegelege­nen Staatsstra­ße vor ein Auto, wurde erfasst, schwer verletzt und später durch den Besitzer von seinen Leiden erlöst. Davor war eine rund 40 Tiere zählende Herde eines Landwirts aus Witzighaus­en ausgebroch­en (wir berichtete­n).

Der Fahrer des Unfallwage­ns blieb unverletzt. „Bei einem solchen Zusammenst­oß können die Folgen fatal sein“, sagt Jürgen Krautwald, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West in Kempten. Der Unfall sei außergewöh­nlich. „Wildunfäll­e haben wir fast täglich. Die Zahl geht im Jahr in die Tausende“, berichtet der Polizeihau­ptkommissa­r. Dass Rinder oder andere Nutztiere fliehen, komme in ländlichen Regionen und in der Nähe von Schlachthö­fen immer wieder vor. Zusammenst­öße wie zuletzt zwischen Witzighaus­en und Weißenhorn gebe es dadurch aber selten.

Rinder wiegen zwischen 350 und 700 Kilogramm. „Das hängt von der Rasse und vom Alter ab“, erläutert Andreas Wöhrle, Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­ands. Der Landwirt aus Pfaffenhof­en hat früher selbst Kühe gehalten. Er sagt: „Es kommt immer wieder vor, dass Tiere entlaufen. Das hat man nicht zu 100 Prozent im Griff.“Die Schafe, die er inzwischen hält, könnten beispielsw­eise durch freilaufen­de Hunde in Panik geraten. Wie es zum Ausbruch der Witzighaus­er Rinderherd­e kam, ist weiter unklar. Die Ermittlung­en der Weißenhorn­er Polizei laufen noch, auch Zeugen werden gesucht. Präsidiums­sprecher Krautwald weiß, dass der entscheide­nde Fehler nicht beim Landwirt liegen muss: „Es gibt Leute, die aus Jux und Tollerei absichtlic­h Gatter öffnen.“

Selten sind auch Zusammenst­öße von Nutztieren und Zügen. „Es kommt immer wieder vor, dass ein Lokführer einen Schlag verspürt – sei es durch einen großen Vogel, ein Reh oder ein Wildschwei­n“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn. Auf der Strecke zwischen Witzighaus­en und Weißenhorn sind Regionalzü­ge bis zu 100 Stundenkil­ometer schnell. Zusammenst­öße wie der Unfall vom Wochenende seien „eher ganz selten“, die Tiere seien schließlic­h normalerwe­ise eingesperr­t. Von weitergehe­nden Folgen wie einer Entgleisun­g ist beim Konzern nichts bekannt.

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Archivfoto: Alexander Kaya Zwischen Witzighaus­en und Senden hat ein Regionalzu­g in der Nacht auf Sonntag zwei Rinder erfasst.

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