Blaubeurer-Tor-Brücke wird geflickt
Verkehr Ein Geräusch brachte die Ingenieure auf die Spur: Das Bauwerk wird notdürftig repariert. Bei der Neuplanung der Adenauerbrücke steht ein wichtiger Schritt an
Ulm Wie dringend notwendig die Notreparatur an der Brücke über das Blaubeurer Tor in Ulm ist, zeigte sich in der Nacht auf Dienstag, als Bauarbeiter damit begannen, die schadhafte Stelle freizulegen. Zwei Stahlträger der Übergangskonstruktion am Südende der Brücke waren durchgebrochen. Diese Konstruktion gleicht aus, dass sich die Länge der Brücke durch Temperaturschwankungen verändert. In den kommenden Nächten wird die Konstruktion festgeschweißt, zudem werden Dichtungsgummis entfernt. Nach der provisorischen Reparatur folgen im Sommer umfangreichere Arbeiten. „Wir wollen den Zustand sozusagen einfrieren“, erklärte Gerhard Fraidel, Ulmer Brückenexperte und Leiter der städtischen Abteilung Verkehrsinfrastruktur. Die aufwendigere Reparatur dürfte einige 100 000 Euro kosten, fürchtet er.
Ursache des Schadens sei wohl Verschleiß. „Es sollte nicht sein, dass so etwas auftritt“, sagte Fraidel. Doch es ist nicht der erste Fall dieser Art: Vor etwa einem Jahr ist ein ähnliches Problem an der Autobahnbrücke bei Witzighausen aufgetreten, berichtete Fraidel. Das Bauwerk an der A7 ist im selben Jahr errichtet worden wie die Brücke über das Blaubeurer Tor.
Mitte vergangener Woche war der Schaden an dem Verbindungsstück zwischen der festen Brückenrampe und der beweglichen Brücke festgestellt worden. Bei einer Inspektion hatte der städtische Bauingenieur Timo Roth bemerkt, dass sich „seine“Brücke anders anhört als sonst. Beim Blick von oben sah Roth sofort, was passiert war: Beide Metallschienen, die gemeinsam mit drei dicken Gummiprofilen die Dehnfuge der Brücke abdichten, waren durchgebrochen. Die Schienen, die quer zur Fahrtrichtung beweglich eingebaut sind, könnten sich zumindest theoretisch nach oben in die Fahrbahn heben und damit zur Gefahr für alle Autos auf der Brücke werden. Die Stadt ordnete ein Tempolimit auf 30 km/h an und kontrollierte nicht nur einmal täglich den Zustand der Metallschienen. Gleichzeitig wurde nach einer Spezialfirma gesucht, die notdürftig die Gefahr beseitigen kann.
In den Nächten bis Freitag wird die B 10 jeweils von 20 Uhr bis sechs Uhr morgens stadtauswärts gesperrt, damit gearbeitet werden kann. Der Verkehr wird in dieser Zeit unterhalb der Brücke durch den Blaubeurer Ring umgeleitet. Am Montagabend kam es dadurch bis etwa 21 Uhr zu leichten Stauungen in Richtung Dornstadt.
Bei den Bauarbeiten werden die Schienen mit hydraulischen Stempeln so weit verschoben, dass die Gummidichtungen entfernt werden können. Dann werden die Schienen befestigt und die entstehende Lücke wird mit Blechen abgedeckt. Die normale Längenänderung der Brücke über das Blaubeurer Tor liegt bei rund 30 Zentimetern – bei Temperaturveränderungen zwischen Dauerfrost mit zweistelligen Minusgraden und mehr als 35 Grad plus im Hochsommer. Eigentlich werden diese Veränderungen von den Übergangskonstruktionen an den Brückenenden abgefangen. Vorübergehend muss nun eine einzige Übergangskonstruktion die gesamten Längenänderungen ausgleichen.
Im Sommer wird die defekte Übergangskonstruktion aus dem Jahr 1969 ausgetauscht. Wie das technisch gelingen kann, ohne die Brücke wochenlang voll zu sperren, klären die Fachleute der Stadtver- waltung in den kommenden Tagen und werden dann auch diese Arbeiten in Auftrag geben. Geplant ist, dass die Arbeiten nur nachts und möglichst in den Schulferien stattfinden, damit die Verkehrsbehinderungen so gering wie möglich ausfallen. Noch ist die südliche Übergangskonstruktion in Fahrtrichtung Neu-Ulm intakt. Doch um ähnliche Sorgen wie in Fahrtrichtung Dornstadt zu vermeiden, soll auch diese 50 Jahre alte Konstruktion im Sommer ausgetauscht werden.
Dass bei der Brücke über das Blaubeurer Tor Handlungsbedarf besteht, war bekannt. Das gleiche gilt für die anschließende Wallstraßenbrücke über die Bahngleise. Wird es in diesem Jahr weitere schlechte Nachrichten geben? „Ich hoffe es nicht“, sagte Fraidel. Doch hineinsehen könne man in die Bauwerke nicht. Bei einem weiteren Sorgenkind gibt es Neuigkeiten: Heute finden die Verhandlungsgespräche mit den Ingenieurbüros und Arbeitsgemeinschaften statt, die die Planungen für den Ersatzneubau der maroden Adenauerbrücke übernehmen wollen, auf der die B10 über die Donau geführt wird. Das Staatliche Bauamt Krumbach ist für die Planungen verantwortlich.
Wer den Zuschlag für die Planung von Verkehrsanlagen, Ingenieurbau und Tragwerk bekomme, werde zeitnah bekannt gegeben, sagte der zuständige Abteilungsleiter Henrik Vosdellen unserer Redaktion. Gesetzlich festgelegt ist, dass die Entscheidung frühestens zehn Tage nach den Gesprächen veröffentlicht werden darf. „Wir peilen eine erste Vorplanung als Diskussionsgrundlage für Ende des Jahres an“, kündigte Vosdellen an. Das weitere Verfahren solle eng mit den Städten Ulm und Neu-Ulm abgestimmt werden.