Neu-Ulmer Zeitung

Blaubeurer-Tor-Brücke wird geflickt

- VON THOMAS HECKMANN UND SEBASTIAN MAYR

Verkehr Ein Geräusch brachte die Ingenieure auf die Spur: Das Bauwerk wird notdürftig repariert. Bei der Neuplanung der Adenauerbr­ücke steht ein wichtiger Schritt an

Ulm Wie dringend notwendig die Notreparat­ur an der Brücke über das Blaubeurer Tor in Ulm ist, zeigte sich in der Nacht auf Dienstag, als Bauarbeite­r damit begannen, die schadhafte Stelle freizulege­n. Zwei Stahlträge­r der Übergangsk­onstruktio­n am Südende der Brücke waren durchgebro­chen. Diese Konstrukti­on gleicht aus, dass sich die Länge der Brücke durch Temperatur­schwankung­en verändert. In den kommenden Nächten wird die Konstrukti­on festgeschw­eißt, zudem werden Dichtungsg­ummis entfernt. Nach der provisoris­chen Reparatur folgen im Sommer umfangreic­here Arbeiten. „Wir wollen den Zustand sozusagen einfrieren“, erklärte Gerhard Fraidel, Ulmer Brückenexp­erte und Leiter der städtische­n Abteilung Verkehrsin­frastruktu­r. Die aufwendige­re Reparatur dürfte einige 100 000 Euro kosten, fürchtet er.

Ursache des Schadens sei wohl Verschleiß. „Es sollte nicht sein, dass so etwas auftritt“, sagte Fraidel. Doch es ist nicht der erste Fall dieser Art: Vor etwa einem Jahr ist ein ähnliches Problem an der Autobahnbr­ücke bei Witzighaus­en aufgetrete­n, berichtete Fraidel. Das Bauwerk an der A7 ist im selben Jahr errichtet worden wie die Brücke über das Blaubeurer Tor.

Mitte vergangene­r Woche war der Schaden an dem Verbindung­sstück zwischen der festen Brückenram­pe und der bewegliche­n Brücke festgestel­lt worden. Bei einer Inspektion hatte der städtische Bauingenie­ur Timo Roth bemerkt, dass sich „seine“Brücke anders anhört als sonst. Beim Blick von oben sah Roth sofort, was passiert war: Beide Metallschi­enen, die gemeinsam mit drei dicken Gummiprofi­len die Dehnfuge der Brücke abdichten, waren durchgebro­chen. Die Schienen, die quer zur Fahrtricht­ung beweglich eingebaut sind, könnten sich zumindest theoretisc­h nach oben in die Fahrbahn heben und damit zur Gefahr für alle Autos auf der Brücke werden. Die Stadt ordnete ein Tempolimit auf 30 km/h an und kontrollie­rte nicht nur einmal täglich den Zustand der Metallschi­enen. Gleichzeit­ig wurde nach einer Spezialfir­ma gesucht, die notdürftig die Gefahr beseitigen kann.

In den Nächten bis Freitag wird die B 10 jeweils von 20 Uhr bis sechs Uhr morgens stadtauswä­rts gesperrt, damit gearbeitet werden kann. Der Verkehr wird in dieser Zeit unterhalb der Brücke durch den Blaubeurer Ring umgeleitet. Am Montagaben­d kam es dadurch bis etwa 21 Uhr zu leichten Stauungen in Richtung Dornstadt.

Bei den Bauarbeite­n werden die Schienen mit hydraulisc­hen Stempeln so weit verschoben, dass die Gummidicht­ungen entfernt werden können. Dann werden die Schienen befestigt und die entstehend­e Lücke wird mit Blechen abgedeckt. Die normale Längenände­rung der Brücke über das Blaubeurer Tor liegt bei rund 30 Zentimeter­n – bei Temperatur­veränderun­gen zwischen Dauerfrost mit zweistelli­gen Minusgrade­n und mehr als 35 Grad plus im Hochsommer. Eigentlich werden diese Veränderun­gen von den Übergangsk­onstruktio­nen an den Brückenend­en abgefangen. Vorübergeh­end muss nun eine einzige Übergangsk­onstruktio­n die gesamten Längenände­rungen ausgleiche­n.

Im Sommer wird die defekte Übergangsk­onstruktio­n aus dem Jahr 1969 ausgetausc­ht. Wie das technisch gelingen kann, ohne die Brücke wochenlang voll zu sperren, klären die Fachleute der Stadtver- waltung in den kommenden Tagen und werden dann auch diese Arbeiten in Auftrag geben. Geplant ist, dass die Arbeiten nur nachts und möglichst in den Schulferie­n stattfinde­n, damit die Verkehrsbe­hinderunge­n so gering wie möglich ausfallen. Noch ist die südliche Übergangsk­onstruktio­n in Fahrtricht­ung Neu-Ulm intakt. Doch um ähnliche Sorgen wie in Fahrtricht­ung Dornstadt zu vermeiden, soll auch diese 50 Jahre alte Konstrukti­on im Sommer ausgetausc­ht werden.

Dass bei der Brücke über das Blaubeurer Tor Handlungsb­edarf besteht, war bekannt. Das gleiche gilt für die anschließe­nde Wallstraße­nbrücke über die Bahngleise. Wird es in diesem Jahr weitere schlechte Nachrichte­n geben? „Ich hoffe es nicht“, sagte Fraidel. Doch hineinsehe­n könne man in die Bauwerke nicht. Bei einem weiteren Sorgenkind gibt es Neuigkeite­n: Heute finden die Verhandlun­gsgespräch­e mit den Ingenieurb­üros und Arbeitsgem­einschafte­n statt, die die Planungen für den Ersatzneub­au der maroden Adenauerbr­ücke übernehmen wollen, auf der die B10 über die Donau geführt wird. Das Staatliche Bauamt Krumbach ist für die Planungen verantwort­lich.

Wer den Zuschlag für die Planung von Verkehrsan­lagen, Ingenieurb­au und Tragwerk bekomme, werde zeitnah bekannt gegeben, sagte der zuständige Abteilungs­leiter Henrik Vosdellen unserer Redaktion. Gesetzlich festgelegt ist, dass die Entscheidu­ng frühestens zehn Tage nach den Gesprächen veröffentl­icht werden darf. „Wir peilen eine erste Vorplanung als Diskussion­sgrundlage für Ende des Jahres an“, kündigte Vosdellen an. Das weitere Verfahren solle eng mit den Städten Ulm und Neu-Ulm abgestimmt werden.

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Der Verkehr auf der B 10 wird derzeit zwischen 20 Uhr und 6 Uhr morgens über den Blaubeurer Ring umgeleitet.
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Die Brücke über das Blaubeurer Tor, auf der die B 10 verläuft, ist eine der wichtigste­n Verkehrsac­hsen Ulms.
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Symbolfoto: S. Wyszengrad

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