Neu-Ulmer Zeitung

Roman ist ein kleiner Kämpfer

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Krebs Der Einjährige aus Dietenheim hat bereits drei Operatione­n hinter sich, zwei Mal wurde ihm ein Tumor entfernt. Nun will die Familie auf das Schicksal des Buben aufmerksam machen

Dietenheim Roman, gerade einmal eineinhalb Jahre alt, wurde gestern bereits zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit operiert. Dabei schien der kleine Junge, das erste und einzige Kind von Xenia und Edgar Simon aus Dietenheim, noch im November ein kerngesund­es Baby zu sein. Dass in Romans Kopf ein zentimeter­großer Tumor heranwächs­t, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen. Schon gar nicht, dass es ein extrem seltener Tumor ist.

Laut seiner Tante Swetlana Winter sei er das einzige Kind in Deutschlan­d, das an diesem speziellen Tumor leidet. „In den USA sind gerade acht weitere Fälle bekannt“, sagt Winter. Das macht die Situation für die Familie umso schwerer. Keiner wisse, wie dieser Krebs am besten therapiert werden könne. Die Familie habe Tumor-Spezialist­en im ganzen Land und auch in Amerika angeschrie­ben und um Hilfe gebeten. Bisher seien aber nur Absagen gekommen, so Romans Tante. Auch renommiert­e Experten sehen sich nicht in der Lage, dem Buben zu helfen. Doch die Familie gibt nicht auf: „Wir werden weiter um Roman kämpfen.“Die Operation gestern sei so weit gut verlaufen. Der kleine Junge sei stabil, schrieb dessen Patentante unserer Redaktion per E-Mail.

Für die Familie besonders tragisch: Die Krankheit kam ganz plötzlich. Erst im Dezember zeigten sich erste Symptome. Roman habe seinen Kopf auf einmal nicht mehr alleine halten können, erzählt Swetlana Winter. „Meine Schwester musste ihn die ganze Zeit stützen.“Der Hausarzt schrieb eine Überweisun­g. Mutter Xenia Simon war mit ihrem Baby schon einige Tage im Memminger Klinikum, eine Diagnose konnte noch keiner stellen. Als Roman plötzlich keine Luft mehr bekam, wurde er per Computerto­mografie (CT) untersucht. Die Bilder, die im CT von Romans Kopf gemacht wurden, waren der erste Schock für die junge Familie: Ein Tumor, sechs mal sechs Zentimeter groß, war in dem Köpfchen des Eineinhalb­jährigen herangewac­hsen. Am 22. Dezember musste der Bub notoperier­t werden. Der Hirndruck war so weit angestiege­n, dass Roman in Lebensgefa­hr schwebte. Am nächsten Tag wurde der Junge mit einem Hubschraub­er in die Ulmer Kinderklin­ik gebracht. Dort wurde Roman an Heiligaben­d noch einmal operiert. Die Ärzte in Ulm konnten den Tumor vollständi­g entfernen. Swetlana Winter erzählt: „Nach Weihnachte­n sah erst alles gut aus. Roman hat sich schnell erholt. Drei Wochen nach der OP konnte er sogar schon mit zum Schlittenf­ahren.“

Der nächste Tiefschlag für Roman, für seine Eltern und für die ganze Familie kam jedoch bald. Während sich der Junge scheinbar schnell erholte, analysiert­e ein Labor in Bonn den Tumor. Sie stellten fest, dass der Junge an einem sogenannte­n HGNET-BCOR-Tumor leidet. Diese Art von Tumor ist sehr selten und aggressiv, wächst schnell und wurde erst vor wenigen Jahren entdeckt, sagt Swetlana Winter. Ein Labor in Heidelberg bestätigte die niederschm­etternde Diagnose.

Seitdem ist die Familie auf der Suche nach anderen Betroffene­n, nicht nur, um vielleicht doch noch eine erfolgvers­prechende Behandlung­smethode zu finden, sondern auch, um sich mit jemandem auszutausc­hen, der das gleiche Schicksal teilt.

Die Ärzte in Ulm machten der Familie keine Hoffnung auf Heilung. Winter sagt: „Sie haben uns den palliative­n Weg empfohlen.“Sterbebegl­eitung. Für die Angehörige­n kommt das noch nicht infrage. Sie suchen weiterhin nach Therapiean­sätzen und kämpfen um das Leben des kleinen Kindes.

Doch der Tumor wächst rasend schnell. Nur wenige Wochen nach der Operation an Heiligaben­d war der Krebs wieder da. Als nun erneut ein Tumor entfernt wurde, war dieser schon halb so groß wie der, der an Heiligaben­d entfernt wurde. Die Familie ist zu dem Eingriff nach Tübingen gereist. Die Ärzte dort sollen noch etwas besser auf diese Operatione­n spezialisi­ert sein, sagt Romans Tante.

Für die Eltern sei die Situation gerade sehr schwer zu ertragen, sagt Winter, die ihrer Schwester und ihrem Schwager so gut es geht den Rücken frei hält. So hat sie auch anstelle ihrer Schwester mit unserer Redaktion über Romans Schicksal gesprochen. Um seine Frau zu unterstütz­en hat sich Vater Edgar Simon von seinem Job freistelle­n lassen. Die Eltern wollen so viel Zeit wie möglich mit ihrem schwer kranken Sohn verbringen.

Heart for Life, ein Sendener Verein, der chronisch Kranke und sozial schwache Menschen unterstütz­t, will der Familie zumindest finanziell helfen. Der Verein hat deswegen ein Spendenkon­to eingericht­et und macht auch in den sozialen Netzwerken auf Romans Schicksal aufmerksam.

Spenden Weitere Informatio­nen zur Spendenakt­ion für Roman gibt es unter www.facebook.com/heartforli­feteam. Spenden ist auch über die Website www.heartforli­fe.de möglich.

 ?? Foto: Swetlana Winter ?? Ein Tumor der seltenen Kategorie HGNET-BCOR wächst im Kopf des kleinen Roman. Weil diese Tumor-Art so selten ist, gibt es noch keine gut erforschte­n Therapiean­sätze.
Foto: Swetlana Winter Ein Tumor der seltenen Kategorie HGNET-BCOR wächst im Kopf des kleinen Roman. Weil diese Tumor-Art so selten ist, gibt es noch keine gut erforschte­n Therapiean­sätze.

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