Neu-Ulmer Zeitung

Zoff um das Neu-Ulmer Stadtjubil­äum

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

150-Jahr-Feier Ein Antrag ruft Misstöne im Finanzauss­chuss hervor. Ein Stadtrat verlässt aus Protest die Sitzung

Neu-Ulm In wenigen Wochen beginnt der Feiermarat­hon zum NeuUlmer Stadtjubil­äum – doch im Ausschuss für Finanzen, Inneres und Bürgerdien­ste wurde die Vorfreude auf das Großereign­is nun durch Misstöne getrübt. Auslöser der Debatte war ein Antrag der FDP-Fraktion – die eigentlich den Bürgern etwas Gutes tun wollte.

Es ging um die große Zaubershow in der Ratiopharm-Arena, mit der das Stadtjubil­äum am 7. April eröffnet wird. Wie berichtet, waren die Freikarten, die dafür ausgegeben wurden, innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Die FDP-Fraktion schlug deshalb vor, diese und weitere Jubiläumsv­eranstaltu­ngen per Public Viewing zu übertragen, damit möglichst viele Bürger etwas davon haben. Die Verwaltung hat dies geprüft und rät davon ab. „Speziell eine Übertragun­g der Eröffnungs­veranstalt­ung ist aus zeitlichen und urheberrec­htlichen Gründen nicht umsetzbar“, so die Begründung aus dem Rathaus. Die Zauberacts dürften nur in einzelnen Sequenzen gezeigt werden, da die Magier kein Interesse daran hätten, dass ihre Tricks entschlüss­elt werden. Die Einrichtun­g eines Online-Ticketings und die Vermarktun­g der Karten seien zeitlich kaum noch zu schaffen. Dazu kämen Kosten in Höhe von 20000 Euro für Datenübert­ragung, technische­s Equipment sowie für ein profession­elles Aufnahmete­am. Eine Veranstalt­ung unter freiem Himmel – etwa auf dem Petrusplat­z – scheide im April aus. Eine Alternativ­e wäre das Edwin-Scharff-Haus.

Alfred Schömig (FDP) zeigte sich mit der Antwort der Verwaltung nicht zufrieden. Er wollte wissen, warum das Public Viewing nicht im Freien stattfinde­n könne und warum die Tickets unbedingt online angeboten werden müssten – bei „Rock am Petrus“brauche es das ja auch nicht. Man könne sich auch fragen, ob es klug gewesen sei, pro Person vier Tickets auszugeben. Schließlic­h ließ Schömig das ZeitArgume­nt nicht gelten: „Es war Zeit genug, das wohlwollen­d zu prüfen.“

Diese Aussage nannte Oberbürger­meister Gerold Noerenberg (CSU) „eine Frechheit“, sie sei unfair den Mitarbeite­rn gegenüber. Außerdem seien im Vorfeld nicht 4000 Karten ausgegeben worden, wie von Schömig behauptet, sondern nur 3600. Kritik kam auch aus den Reihen der CSU-Fraktion. „Ich kann mich nur wundern“, sagte Hermann Hillmann. Die FDP sei gegen den Kostenrahm­en von einer Million Euro für das Stadtjubil­äum und die spätere Erhöhung des Budgets auf 1,3 Millionen gewesen. „Jetzt stellen Sie einen Antrag, der eine Kostenerhö­hung zur Folge hätte.“Sein Fraktionsk­ollege Thomas Mayer riet den Liberalen: „Nehmen Sie den Antrag zurück. Sonst wäre das für uns widersprüc­hlich, fast schon schizophre­n.“

Eine Formulieru­ng, die Günter Gillich (FDP) auf die Palme brachte. OB Noerenberg solle Mayer auffordern, die Bezeichnun­g „schizophre­n“zurückzuzi­ehen, „sonst verlasse ich die Sitzung“. Das Stadtoberh­aupt ging darauf nicht ein. Deshalb ließ Gillich seinen Worten („gut, dann gehe ich“) vor Beginn des nicht öffentlich­en Teils der Sitzung Taten folgen, begleitet von Alfred Schömig. Der Hinweis des Oberbürger­meisters auf die Teilnahmep­flicht von Stadträten an Sitzungen verhallte ungehört.

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Foto: Alexander Kaya Zur Zaubershow „World Magic Artists“in Neu-Ulm wird es kein Public Viewing geben.

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