Ein Ort zum Singen und Backen
Soziales Der Caritasverein Illertissen hat in Senden eine Tagespflege eröffnet. So läuft das Programm dort ab
Senden Reiner Hander greift zur Gitarre und stimmt ein Volkslied an, schon nach wenigen Takten singt die Gruppe um ihn herum kräftig mit. Sie alle sitzen auf Sofas und Sesseln in einem hellen Raum, der an ein Wohnzimmer erinnert. Doch es ist nicht das eigene, sondern Teil der Tagespflege in Senden, die Anfang März eröffnet hat. Der Caritasverein, bekannt unter dem Namen Illersenio, hat damit sein Angebot erweitert, Senden ist nun mit Tagespflege und Sozialdienst der nördlichste Standort.
Die Räume der Tagespflege sind gemietet und wurden behindertengerecht umgebaut und gemütlich eingerichtet, wie Leiterin Franziska Valenta erzählt. Es sieht aus wie in einer Wohnung mit Küche, Essbereich und Wohnzimmer. Nur erheblich größer, denn in den Räumen können pro Tag 20 Personen betreut werden. Valenta nennt die älteren und pflegebedürftigen Menschen, die nach Senden kommen, Gäste. Denn das Wort „Tagespflege“sei eigentlich unpassend gewählt, sagt die Leiterin. „Viele denken dabei an ein Heim und das schreckt sie ab.“Dabei sei der Tag in der Einrichtung vielmehr ein „nettes Beisammensein mit Betreuung“. Die Gäste können selbst entscheiden, was sie tun möchten, sagt Valenta. Es gebe verschiedene Angebote wie Gymnastik oder Gedächtnistrainings, wer möchte, könne aber auch in der offenen Küche beim Kuchenbacken helfen. Oder sich zwischendurch auf einen der Ruhesessel zurückziehen. Das Wohnzimmer soll den Betreuten ein heimeliges Gefühl schaffen. Auch sonst versuche man, die Bereiche gemütlich und modern einzurichten – „es gefällt allen“, sagt Valenta.
Betreuer Reiner Hander singt mit den sechs älteren und pflegebedürftigen Menschen an diesem Tag nicht nur Lieder. Morgens starten alle mit einem gemeinsamen Frühstück. „Dafür nehmen wir uns Zeit und es ist gerade für die älteren Leute schön, in Gesellschaft zu essen“, sagt die Leiterin. Danach gebe es verschiedene Angebote wie Gedächtnistraining oder das gemeinsame Zeitungslesen. In die Tagespflege kommen immer mehr demenzkranke Menschen, erzählt Valenta. Das Augenmerk liege deswegen darauf, das Gedächtnis zu fordern. In persönlichen Gesprächen arbeiten Betreuer zudem mit den älteren Gästen auf, was diese bewegt. Vor allem die Kriegsgeneration habe viel Gesprächsbedarf. Nach einem Mittagessen, einer Ruhephase und Kaffee und Kuchen werde gesungen, gebetet oder gespielt. „Wir fragen die Leute immer, worauf sie Lust haben“, sagt Valenta. Verschiedene Angebote sollen den Alltag der Senioren bereichern und die Betreuung während des Tages ermögliche pflegenden Angehörigen, weiterhin berufstätig zu sein.
Der Caritasverein baut seine Präsenz in der Region verstärkt aus und hat sich in den vergangenen 50 Jahren zu einem Komplett-Dienstleister für Senioren entwickelt. Unter dem Namen Illersenio bietet die gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Vöhringen betreutes Wohnen, Tagespflege und einen ambulanten Sozialdienst, der nach Hause kommt, an. Neben zwei Pflegeheimen und zwei Sozialstationen in Illertissen und Vöhringen, zwei Tagespflegen in Bellenberg und der kürzlichen Neueröffnung in Senden, plant das Unternehmen weitere Standorte in Buch und Illertissen. Dorthin kommen Tagespflege-Einrichtungen und barrierefreie Wohnungen für Senioren, die bei Bedarf Unterstützung dazu buchen können. In Weißenhorn hat der Caritasverein kürzlich die dortige Sozialstation übernommen, zudem gibt es konkrete Pläne, ein ambulantes Zentrum mit Tagespflege und betreutem Wohnen im Zentrum zu bauen. Doch das Vorhaben stockt – Stadtrat und Illersenio waren sich, wie berichtet, wegen des Standorts nicht einig.
Dabei sei der Bedarf an Tagespflege enorm gestiegen, sagt Franziska Valenta. Die Gäste in Senden können aus einem Umkreis von bis zu 15 Kilometern abgeholt werden – und das werde auch angenommen, etwa von Bürgern aus Pfuhl. Mit den neuen Standorten mache die Caritas den anderen Anbietern deswegen auch keine Konkurrenz – im Gegenteil. Die meisten Sozialdienste seien am Rande ihrer Kapazität. Zudem sei es bekanntlich schwer, Personal zu finden. Dabei bietet das Modell Tagespflege Valenta zufolge auch für die Mitarbeiter Vorteile. Denn dort sind die Arbeitszeiten gut geregelt, in Senden derzeit noch von Montag bis Freitag. Wenn der Bedarf weiter steigt, wird auch der Samstag angeboten.
Einblick Die Sendener Einrichtung mit Tagespflege und Sozialstation in der Germanenstraße 14, kann bei einem Tag der offenen Tür am Samstag, 30. März, von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden.