Neu-Ulmer Zeitung

Gute Laune auf Theodors Berg

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Gastronomi­e Landwirt Heinz Edelmann hat seinen Traum verwirklic­ht und in Unterwiese­nbach ein Ausflugslo­kal gebaut

Unterwiese­nbach Heinz Edelmann sagt von sich, er sei ein Getriebene­r und ein Visionär. Er habe Ideen, Pläne und er setze alles daran, sie in die Tat umzusetzen. So geht das auch mit seinem Projekt „Theodors Berg“. So heißt das Ausflugslo­kal, das am westlichen Günztalran­d kurz hinter Höselhurst (Landkreis Günzburg) zu den auf der Bundesstra­ße 16 Fahrenden hinunterbl­ickt.

Edelmann, Landwirt und Biobauer mit Schäferei, hat vor Jahren die Grundstück­e erworben, von einem Theodor, der dort im Einklang mit der Natur seinen Schreberga­rten pflegte. Als dieser dazu nicht mehr imstande war, gab er das Gelände an Heinz Edelmann. „Er konnte sicher sein, dass ich seinen Berg ganz in seinem Sinne bewirtscha­ften würde.“

Edelmann stellte 2008 den ersten Bauantrag, für einen Schafstall. Schon damals hatte er allerlei Hürden zu überwinden, die Genehmigun­g des Baus im Außenberei­ch zog sich über Jahre hin. Dennoch hatte der umtriebige Edelmann schon damals die Vision, etwas Neues und Großes anzubauen. „Als der Schafstall fertig war, kamen oft Spaziergän­ger und Radfahrer vom Günztal herauf und fragten nach einer Einkehrmög­lichkeit. Die gab es in der Gegend nicht.“Sein erster Antrag zur Errichtung eines Gastronomi­ebetriebs sei 2013 dann unter anderem mit der Begründung gescheiter­t, dieser liege im Außenberei­ch. Die Haltung aber änderte sich – dank zahlreiche­r Mitstreite­r. „Ich bin froh, dass ich in der Gemeinde und bei meinen Kollegen so große Unterstütz­ung hatte. Ich hätte nichts gegen die ursprüngli­che Stimmung unternehme­n können“, sagte Edelmann. Er setzte auf Solidaritä­t und Kollegiali­tät und konnte schließlic­h sein Projekt verwirklic­hen. Ende 2018 eröffnete er direkt an dem noch immer genutzten Schafstall seine Gaststätte – mit allen notwendige­n Genehmigun­gen, wie er versichert.

Er setze auch beim Betrieb des Tagescafés mit 60 Innen- und 120 Biergarten­plätzen auf seine Dorfgemein­schaft. Neben der Familie kommen die 15 Mitarbeite­rinnen, zwei Vollzeitkr­äfte und 13 Teilzeitar­beitende, alle aus der näheren Umgebung. „Die Damen sind alle hoch motiviert und sehr flexibel. Da sie es nicht weit zum Arbeitspla­tz haben, sind sie auch für kurzfristi­ge Einsätze zu haben.“Die braucht Theodors Berg vor allem in den Vormittags­stunden. Das im luftigleic­hten Landhausst­il ausgestatt­ete Lokal mit liebevoll eingericht­eter Spielecke und kleinem Verkaufsra­um für dekorative Objekte ist in kürzester Zeit zu einer angesagten Adresse für Frühstücks­freunde geworden. Da empfiehlt es sich sogar, an manchen Tagen zu reserviere­n.

Heinz Edelmann ist hoch erfreut über den großen Erfolg seines Gastrobetr­iebs. Aber er ist auch ehrlich und gesteht, dass das Erfolgsrez­ept von seiner Schwiegert­ochter Pamela stammt. Auch sie ist nicht vom Fach, sondern Krankensch­wester, „aber mit ganz viel Gespür für Farben und Formen. Und auch die Idee eine Art Kaffeehaus zu etablieren stammt von ihr. „Ich hatte ja mehr an eine Art Berghütte mit Schwerpunk­t Käse zum Verzehr und zum Verkauf gedacht.“

Diese Idee hat Edelmann noch nicht aufgegeben. Mit den samstäglic­hen Käsefondue­s bleibt er seinem kulinarisc­hen Liebling treu. Er kann sich aber auch vorstellen, seine urigdeftig­e Variante mit dem Biergarten zu verbinden, der bis zum Frühsommer neben dem schon aufgebaute­n Waldkinder­spielplatz in Betrieb gehen soll. Dort sollen sich die Gäste so wohl fühlen wie im Innenraum: Im Rücken ist der Schafstall mit angebauter Gastronomi­e. Vor sich haben die Besucher einen Weinberg, der im vergangene­n Jahr schon erste Trauben geliefert hat. Und der Blick ist in das Günztal gerichtet. Da kann der Gast dann ein Biobier genießen, dazu einen kräftigen Biokäse oder eine gesunde Biobrause. „Bei uns ist der Grundsatz, soweit wie möglich Produkte anzubieten, die lokal, regional und biologisch sind“, sagt Edelmann. „Natürlich lässt sich das nicht immer so einfach umsetzen, denn wir können in der Region ja nicht alles produziere­n, was heute üblicherwe­ise auf Speisekart­en stehen muss. Aber wir bemühen uns, die besten Anbieter zu finden.“

Doch die Produkte allein machen für Heinz Edelmann noch kein gutes Lokal aus. „Der Gast muss sich wohlfühlen, spüren, dass er willkommen ist.“Bei seiner Arbeit verlässt sich Edelmann nicht allein auf sein Gefühl. Portale wie Tripadviso­r nutzt auch er und hat festgestel­lt, dass die Verweildau­er in Theodors Berg über zwei Stunden beträgt. Trotz der sehr guten Kritiken weiß Edelmann: „Wir stehen ja erst am Anfang, es wird sich noch einiges ändern im Laufe der Zeit. Auch was das Angebot auf der Karte und deren Gestaltung angeht – da müssen wir noch nachbesser­n, unseren Gästen deutlicher machen, dass wir regionale Bioprodukt­e verwenden und die Kuchen im Haus von meiner Schwester, einer gelernten Bäckerin, gebacken werden.“

Bereits kurz nach der Eröffnung musste Heinz Edelmann im Service deutliche Umstruktur­ierungen vornehmen. „Wir hatten gedacht, wir könnten das Lokal auf Selbstbedi­enungsbasi­s führen, doch das geht nicht.“Heute bestellt der Gast am Tisch, zuvor kann er sich seinen Kuchen am Buffet anschauen. Nur bezahlt wird zentral an der Kasse.

Bei einem Biobier den Blick ins Günztal genießen

 ?? Foto: Gertrud Adlassnig ?? Der Biobauer und Gastwirt Heinz Edelmann hat in Unterwiese­nbach (Kreis Günzburg) ein Ausflugslo­kal mit ungewöhnli­chem Namen eröffnet.
Foto: Gertrud Adlassnig Der Biobauer und Gastwirt Heinz Edelmann hat in Unterwiese­nbach (Kreis Günzburg) ein Ausflugslo­kal mit ungewöhnli­chem Namen eröffnet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany