Besseres Klima für Klassenzimmer
Bildung Ein Fachmann empfiehlt mehrere Maßnahmen, um die Raumtemperaturen in der Grundschule Nord in Weißenhorn an warmen Tagen zu senken und die Luftqualität zu erhöhen
Weißenhorn Ein angenehmeres Lernen bei frischer Luft und kühleren Temperaturen: Das sehnen Schüler und Lehrer an der Grundschule Nord in Weißenhorn vor allem während der Sommermonate oft herbei. Seit Jahren gibt es dort Beschwerden über das Raumklima. Denn durch die Glasfassade dringt viel Sonnenlicht in die Klassenzimmer, diese heizen sich dadurch schnell auf, zudem wird die Luft stickig.
Schulleitung, Elternbeiräte und Behörden haben das Thema bereits ausführlich erörtert, auch die Weißenhorner Stadträte befassten sich schon mehrfach damit. Ein Sonnenschutz und spezielle Wärmeschutzfolien auf den Fenstern brachten allerdings nicht das gewünschte Ergebnis. Im vergangenen Jahr hat die Firma Energieplan Sieger aus Erbach das Gebäude klimatechnisch untersucht. Die Ergebnisse stellte der Geschäftsführer Markus Sieger am Montagabend im Bauausschuss vor. Dazu empfahl er konkrete Maßnahmen, mit denen sich das Raumklima aus seiner Sicht bald deutlich verbessern lässt.
Messungen in einem Klassenzimmer im Mai und Juni 2018 ergaben Markus Sieger zufolge, dass die Raumtemperatur im Laufe eines Tages häufig auf mehr als 26 Grad Celsius ansteigt. Während der Schulzeit bis 13 Uhr wurde dieser Wert allerdings nur vereinzelt überschritten. Allerdings wies die Untersuchung auch nach, dass der Kohlendioxid-Gehalt in der Raumluft hin und wieder eine bedenkliche Konzentration aufweist.
Anhand einer Computer-Simulation berechnete Sieger die Erfolgsaussichten möglicher Gegenmaßnahmen. Eine Erneuerung des textilen Sonnenschutzes und eine intelligente Fenstersteuerung würden das Raumklima verbessern und sich im kommenden Sommer realisieren lassen, sagte der Ingenieur. Mit Fenstern, die sich ab einer bestimmten Temperatur, in den Pausen oder bei Nacht automatisch öffnen, könne man die Luftqualität in den Griff bekommen. Ein „i-Tüpfelchen“, jedoch deutlich aufwendiger sei eine mechanische Querlüftung zum Atrium, für die ein Ventilator eingebaut werden müsste. Dies erfordere aber weitere Arbeiten im Hinblick auf den Brandschutz, ergänzte Sieger.
Wegen der Querlüftung hatten der Zweite Bürgermeister Ernst Peter Keller (CSU) als Sitzungsleiter und weitere Räte im Gremium allerdings ohnehin Bedenken. Denn sie könnte aus ihrer Sicht eine Zugluft verursachen, die viele Schüler möglicherweise als unangenehm empfinden. Mit den beiden anderen Maßnahmen zeigten sich die Mitglieder des Ausschusses weitgehend einverstanden, allerdings entwickelte sich eine längere Diskussion über die Feinheiten. Herbert Richter (SPD) zum Beispiel forderte eine Steuerung, die sicherstellt, dass die Jalousien tatsächlich unten sind, wenn die Sonne scheint. Beim jetzigen Sonnenschutz sei das nicht immer der Fall, sagte er. Gunther Kühle (CSU) riet von einem textilen Sonnenschutz ab: Lamellen seien länger haltbar und verdunkelten die Räume auch nicht so sehr.
Dem widersprach Sieger allerdings: „Ich halte den textilen Sonnenschutz für besser.“Inzwischen gebe es auch dafür sehr gute Materialien. Auf Richters Einwand sagte der Experte, dass der Sonnenschutz bei der Erneuerung mit einer Wetterstation kombiniert werde. Die Installation von Lüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung, wie von Elmar Weber (CSU) angeregt, sei baulich nicht machbar. Johannes Amann (WÜW) hingegen betonte: „Das A und O ist die Fenstersteuerung. Wir müssen in der Nacht eine Abkühlung hinbekommen.“
Um zu klären, welche Materialien und Techniken nun die besten beim Sonnenschutz wären, schlug Thomas Schulz (SPD) vor, zusätzlich einen Sonnenschutzplaner zu beauftragten. Dafür sprach sich das Gremium mit einstimmigem Beschluss ebenso aus wie für die beiden von Sieger vorgeschlagenen Maßnahmen. Zuspruch fand auch eine Anregung von Franz Josef Niebling (CSU): So werden nun an den Fenstern der Kindergartenräume weitere Sonnenschutzfolien angebracht. Generell soll auch der Kindergarten von den Maßnahmen zur Raumklima-Verbesserung profitieren.