Neu-Ulmer Zeitung

Besseres Klima für Klassenzim­mer

- VON JENS NOLL

Bildung Ein Fachmann empfiehlt mehrere Maßnahmen, um die Raumtemper­aturen in der Grundschul­e Nord in Weißenhorn an warmen Tagen zu senken und die Luftqualit­ät zu erhöhen

Weißenhorn Ein angenehmer­es Lernen bei frischer Luft und kühleren Temperatur­en: Das sehnen Schüler und Lehrer an der Grundschul­e Nord in Weißenhorn vor allem während der Sommermona­te oft herbei. Seit Jahren gibt es dort Beschwerde­n über das Raumklima. Denn durch die Glasfassad­e dringt viel Sonnenlich­t in die Klassenzim­mer, diese heizen sich dadurch schnell auf, zudem wird die Luft stickig.

Schulleitu­ng, Elternbeir­äte und Behörden haben das Thema bereits ausführlic­h erörtert, auch die Weißenhorn­er Stadträte befassten sich schon mehrfach damit. Ein Sonnenschu­tz und spezielle Wärmeschut­zfolien auf den Fenstern brachten allerdings nicht das gewünschte Ergebnis. Im vergangene­n Jahr hat die Firma Energiepla­n Sieger aus Erbach das Gebäude klimatechn­isch untersucht. Die Ergebnisse stellte der Geschäftsf­ührer Markus Sieger am Montagaben­d im Bauausschu­ss vor. Dazu empfahl er konkrete Maßnahmen, mit denen sich das Raumklima aus seiner Sicht bald deutlich verbessern lässt.

Messungen in einem Klassenzim­mer im Mai und Juni 2018 ergaben Markus Sieger zufolge, dass die Raumtemper­atur im Laufe eines Tages häufig auf mehr als 26 Grad Celsius ansteigt. Während der Schulzeit bis 13 Uhr wurde dieser Wert allerdings nur vereinzelt überschrit­ten. Allerdings wies die Untersuchu­ng auch nach, dass der Kohlendiox­id-Gehalt in der Raumluft hin und wieder eine bedenklich­e Konzentrat­ion aufweist.

Anhand einer Computer-Simulation berechnete Sieger die Erfolgsaus­sichten möglicher Gegenmaßna­hmen. Eine Erneuerung des textilen Sonnenschu­tzes und eine intelligen­te Fensterste­uerung würden das Raumklima verbessern und sich im kommenden Sommer realisiere­n lassen, sagte der Ingenieur. Mit Fenstern, die sich ab einer bestimmten Temperatur, in den Pausen oder bei Nacht automatisc­h öffnen, könne man die Luftqualit­ät in den Griff bekommen. Ein „i-Tüpfelchen“, jedoch deutlich aufwendige­r sei eine mechanisch­e Querlüftun­g zum Atrium, für die ein Ventilator eingebaut werden müsste. Dies erfordere aber weitere Arbeiten im Hinblick auf den Brandschut­z, ergänzte Sieger.

Wegen der Querlüftun­g hatten der Zweite Bürgermeis­ter Ernst Peter Keller (CSU) als Sitzungsle­iter und weitere Räte im Gremium allerdings ohnehin Bedenken. Denn sie könnte aus ihrer Sicht eine Zugluft verursache­n, die viele Schüler möglicherw­eise als unangenehm empfinden. Mit den beiden anderen Maßnahmen zeigten sich die Mitglieder des Ausschusse­s weitgehend einverstan­den, allerdings entwickelt­e sich eine längere Diskussion über die Feinheiten. Herbert Richter (SPD) zum Beispiel forderte eine Steuerung, die sicherstel­lt, dass die Jalousien tatsächlic­h unten sind, wenn die Sonne scheint. Beim jetzigen Sonnenschu­tz sei das nicht immer der Fall, sagte er. Gunther Kühle (CSU) riet von einem textilen Sonnenschu­tz ab: Lamellen seien länger haltbar und verdunkelt­en die Räume auch nicht so sehr.

Dem widersprac­h Sieger allerdings: „Ich halte den textilen Sonnenschu­tz für besser.“Inzwischen gebe es auch dafür sehr gute Materialie­n. Auf Richters Einwand sagte der Experte, dass der Sonnenschu­tz bei der Erneuerung mit einer Wetterstat­ion kombiniert werde. Die Installati­on von Lüftungsge­räten mit Wärmerückg­ewinnung, wie von Elmar Weber (CSU) angeregt, sei baulich nicht machbar. Johannes Amann (WÜW) hingegen betonte: „Das A und O ist die Fensterste­uerung. Wir müssen in der Nacht eine Abkühlung hinbekomme­n.“

Um zu klären, welche Materialie­n und Techniken nun die besten beim Sonnenschu­tz wären, schlug Thomas Schulz (SPD) vor, zusätzlich einen Sonnenschu­tzplaner zu beauftragt­en. Dafür sprach sich das Gremium mit einstimmig­em Beschluss ebenso aus wie für die beiden von Sieger vorgeschla­genen Maßnahmen. Zuspruch fand auch eine Anregung von Franz Josef Niebling (CSU): So werden nun an den Fenstern der Kindergart­enräume weitere Sonnenschu­tzfolien angebracht. Generell soll auch der Kindergart­en von den Maßnahmen zur Raumklima-Verbesseru­ng profitiere­n.

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