Brauchle: Berufsbürgermeister ist alternativlos
Bürgerversammlung Holzheims Rathauschefin spricht über Arbeitsaufwand und neue Herausforderungen für die Gemeinde
Neuhausen Der aktuelle Zustand des Gemeindewaldes, die Notwendigkeit eines Berufsbürgermeisters und „bienenfreundlichere“Urnengräber: Darauf bezogen sich bei der Bürgerversammlung am Montag im rappelvollen Neuhauser Radlerheim die Fragen aus dem Publikum. Was sich über diese Themen hinaus in der Kommune getan hat oder demnächst tun wird, hatte Bürgermeisterin Ursula Brauchle zuvor in ihrem Bericht detailliert vermittelt.
Informationen zum Gemeindewald allerdings hatte ein Bürger vermisst. „Das betrifft ja nur einen Teil der Bürgerschaft, nämlich die Nutzungsberechtigten“, sagte Brauchle, versprach indes jedem Interessierten „auf Wunsch gerne Einblicke im Rathaus“. Ihr zufolge liegen die Erträge derzeit auf Halde. „Eine stattliche Summe sogar“, ließ die Bürgermeisterin durchblicken.
Ausschütten aber könne man den Betrag nicht. Grund: „Es ist noch offen, was in nächster Zeit benötigt wird.“Grundsätzlich jedenfalls sei es „heute nicht mehr einfach, Forstwirtschaft zu betreiben“. Dies liege weitgehend in der Hand des zuständigen Försters, dieser wiederum müsse vielfach auf kompetente Dienstleister zurückgreifen.
Demgegenüber werde sich mit dem Thema Berufsbürgermeister demnächst der Gemeinderat beschäftigen. Brauchles Meinung: „Das Amt ehrenamtlich auszuüben geht heute nicht mehr.“Sie selbst sei bei ihrem Amtsantritt vor sieben Jahren eher von einem „Halbtagsjob“ausgegangen. Inzwischen wisse sie: „Das ist eine Vollzeitaufgabe, mit vielen Überstunden dazu.“
Überdies kämen auf die Gemeinde viele neue Herausforderungen zu, der Bau von Mietwohnungen etwa, betreutes Wohnen, Bemühungen um Zuschüsse und einige Dinge mehr. „Ich bin aber fest davon überzeugt: Ein Berufsbürgermeister wäre auch eine Chance für Holzheim, könnte für die Mehrkosten einen Mehrwert generieren“, sagte Brauchle.
Die Gestaltung der Urnengräber sei auch von den örtlichen Voraussetzungen abhängig gewesen, wollte sie die verhaltene Kritik („Blühstreifen statt Versiegelung“) so nicht stehen lassen. Künftig werde es aber auch unterschiedlich gestaltete Urnengräber geben. Mit der Umgestaltung des Friedhofs habe die Kommune auf einen Wandel der Bestattungskultur reagiert. Schließlich sei in den vergangenen zehn Jahren kein einziges Familiengrab mehr gewünscht worden.
In ihrem Streifzug durch weitere kommunalpolitische Entwicklungen sagte Brauchle unter anderem, dass man mit der Erneuerung der Kanalund Wassernetze vorangekommen sei. „Nach wie vor ein Problem ist jedoch der hohe Fremdwasseranteil in den Kanalrohren wie in der Kläranlage.“Ursächlich dafür sind aus ihrer Sicht auch viele marode Hausanschlüsse. „Unsere Hauptleitungen dagegen sind gut in Schuss“, sagte Brauchle.
Weiter beschäftigen wird die Verantwortlichen der Rathauschefin zufolge die Kinderbetreuung, nicht zuletzt einer stabilen Geburtenrate geschuldet: „Der Kindergarten platzt nach wie vor aus allen Nähten.“Deshalb soll nun im Erdgeschoss des Rathauses eine zweite Krippe eingerichtet werden.
Bezogen auf die Trägerschaft außen vor sei die Gemeinde bei der geplanten Fernwärmeversorgung im Ort. Wie überhaupt Holzheim in Sachen Klimaschutz sehr aktiv sei. Dank einem enormen ehrenamtlichen Engagement in den unterschiedlichsten Bereichen, wie Brauchle lobend feststellte. „Durchaus positiv“beschrieb sie auch die momentane Finanzlage: „Resultierend aus Rücklagen und einem Vorjahresüberschuss haben wir fünf Millionen Euro im Sparstrumpf.“Aber die Neugestaltung der Dorfmitte werde eine stolze Summe kosten und darüber hinaus stünden noch weitere größere Investitionen an, unter anderem die Erschließung eines neuen Baugebiets an der Leibi. Nicht nur das: Vor allem die Entwicklung der Kreisumlage sei ein erheblicher Unsicherheitsfaktor.