Neu-Ulmer Zeitung

Neue „Generalin“für die FDP

- VON SIMON KAMINSKI

Parteichef Lindner präsentier­t Linda Teuteberg

Berlin Was stünde wohl drin in einer parteiinte­rnen Ausschreib­ung für den Posten Generalsek­retär? Selbstbewu­sst, angriffslu­stig, schlagfert­ig – diese Attribute dürften im Profil auftauchen. So gesehen ist Linda Teuteberg durchaus zuzutrauen, dieses zentrale Amt zum Vorteil der FDP auszufülle­n. Sie muss zwar noch auf dem Bundespart­eitag der Liberalen in Berlin am Freitag nach Ostern gewählt werden. Aber alles spricht dafür, dass sie die Nachfolge so prominente­r FDP-Politiker wie Guido Westerwell­e oder Irmgard Schwaetzer oder eben Christian Lindner antreten wird. Danach sah es noch vor einigen Wochen nicht unbedingt aus. Viele rechneten damit, dass der FDP-„General“in Nordrhein-Westfalen, Johannes Vogel, ein enger Vertrauter von Lindner, die besten Chancen hat. Zumal er in NRW sehr erfolgreic­h Wahlkampf geführt hat.

Was könnte dazu beigetrage­n haben, dass die Juristin Teuteberg das Rennen gemacht hat? Zunächst kühle Parteiarit­hmetik: Die 37-Jährige ist – wie die amtierende Parteisekr­etärin, Nicola Beer, die sich als FDPSpitzen­kandidatin voll auf die Europawahl konzentrie­ren soll – eine Frau. Zudem ist die verheirate­te Protestant­in im brandenbur­gischen Königs Wusterhaus­en geboren. Das trifft sich schon deswegen gut, da in diesem Jahr in Brandenbur­g, Sachsen und Thüringen gewählt wird. In allen drei Ländern sind die Liberalen nicht im Parlament vertreten – die Personalie Teuteberg soll also ein Zeichen setzen.

In Brandenbur­g liegt ihre politische Heimat. Von 2009 bis 2014 saß sie dort im Landtag. Meinungsfr­eude, auch Spaß am politische­n Streit gepaart mit Medienpräs­enz – eine Melange, die bei einigen Parteikoll­egen gar nicht gut ankam. Bundesweit­es Aufsehen erregte sie mit ihrem Auftritt in der ebenso krawallige­n wie erfolglose­n Polit-Talkshow „Absolute Mehrheit“von Stefan Raab. Teuteberg trat gegen Jungpoliti­kerinnen anderer Parteien an. Die Fernsehzus­chauer kürten sie zur überzeugen­dsten Politikeri­n der Runde – der heutigen Staatssekr­etärin für Digitalisi­erung, Dorothee Bär (CSU), ließ sie keine Chance.

Lindner kündigte sie – wenig aufregend – am Mittwoch als Frau an, die Positionen der politische­n Mitte vertritt. Man weiß, dass sie die Flüchtling­spolitik von Kanzlerin Angela Merkel kritisiert hat und effektiver­e Abschiebun­gen fordert. Ebenfalls bekannt ist, dass Teuteberg allergisch darauf reagiert, wenn in den ostdeutsch­en Ländern über die Lage gejammert wird und die Zustände in der früheren DDR schöngered­et werden. Ihr Credo: Der Osten hat nur dann eine Zukunft, wenn konsequent auf neue Techniken gesetzt wird.

Für die Zukunft der FDP wird sie sehr bald eigene Konzepte vorlegen müssen.

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Foto: dpa Mediengewa­ndt: Linda Teuteberg soll FDP-Generalsek­retärin werden.

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