Regen dringend erwünscht
Wetter In diesem Jahr hat es bisher deutlich zu wenig geregnet. Das ist besonders schlimm, weil die bayerischen Landwirte noch unter der Dürre von 2018 leiden. Welche Auswirkungen die aktuelle Trockenperiode hat
Augsburg Das Osterwochenende wird sommerlich warm und sonnig. Doch nicht für alle ist das ein Grund zur Freude. Viele bayerische Landwirte und Waldbesitzer haben sich noch nicht von den Folgen der extremen Dürre 2018 erholt. Und auch heuer hat es bisher deutlich zu wenig geregnet. „Bis jetzt sind im April erst 11,6 Liter pro Quadratmeter gefallen“, sagt Meteorologe Jürgen Schmidt vom Vorhersageund Informationsdienst Wetterkontor. Das entspreche einem Viertel der normalen Menge. Auch bis Ende des Monats rechnet der Fachmann nicht mit einem Wetterumschwung. Nur im Allgäu könne es vereinzelte Gewitter geben.
„Durch die Trockenheit 2018 ist die Ausgangssituation für 2019 deutlich schlechter als im vergangenen Jahr“, sagt Markus Peters, Pressesprecher des Bayerischen Bauernverbands (BBV). Die Grundwasserstände seien bayernweit relativ niedrig. Daran hätten auch die schneereichen Tage im Januar und Februar nichts geändert. Zudem habe es im Winter nicht deutlich mehr geregnet. So konnten die Wasserreserven nicht wieder aufgefüllt werden.
Die Trockenheit ist in Schwaben momentan noch kein großes Problem. In anderen bayerischen Regionen, wie Franken, sieht das aber anders aus. Dort könnten Kulturpflanzen im trockenen Boden schlecht oder überhaupt nicht wachsen. „Das Getreide hat zu wenig Triebe, manche Bauern mussten bereits den Raps vom Feld nehmen, weil er im Herbst schlecht angewachsen ist“, sagt Anton Huber, Pflanzenbaureferent beim BBV. Momentan stehe die Grasernte an, wegen der Wasserknappheit und den kühlen Temperaturen sei das Gras aber nur wenig gewachsen und die Vorräte würden knapp. Wenn es demnächst über einen längeren Zeitraum doch noch regne, könne das Schlimmste noch einmal abgewendet werden, so Huber.
Trotzdem ist nicht absehbar, ob sich die Dürre von 2018 wiederholt. Durch den Klimawandel haben Bauern zunehmend mit Ernteausfällen zu kämpfen. Deshalb fordert die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) eine staatlich geförderte Dürreversicherung. Die Hälfte der Prämie sollen die Landwirte tragen, je ein Viertel sollen Bund und Länder bezahlen. Es gehe dabei um eine Absicherung vor Naturgefahren wie Hagel, Frost, Überschwemmung – und eben Dürre. In vielen Ländern in Europa seien staatlich geförderte Mehrgefahrenversicherungen gang und gäbe.
Angesichts des milden Winters, der aktuell warmen Temperaturen, des ausbleibenden Regens und der großen Menge an Schadholz droht in den Wäldern eine neue Schädlingsexplosion – zum Beispiel durch den Borkenkäfer. Zudem machen den Waldbesitzern noch die Dürreschäden von 2018 zu schaffen. Deshalb fordert die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) eine Unterstützung durch den Bund in Höhe von 500 Millionen Euro. „In unseren Wäldern herrscht Alarmstufe Rot, eine höhere Unterstützung ist dringend geboten, um das Schadholz schnellstens aus den Wäldern zu schaffen“, sagt Hans-Georg von der Marwitz, Präsident der AGDW. Daneben sei eine Reihe weiterer Maßnahmen nötig, um die Wälder zu retten.
Mancherorts besteht inzwischen Waldbrandgefahr. Da die Behörden über die Feiertage mit vielen Waldausflüglern rechnen, sollen etliche Gebiete aus der Luft beobachtet werden. So sollen mögliche Brandherde schnell erkannt werden, teilten mehrere Regierungsbezirke des Freistaats am Mittwoch mit.
Auch auf Heuschnupfengeplagte hat das Wetter Auswirkungen: „Die Pollenbelastung ist sehr hoch“, sagt Meteorologe Schmidt. „Regen würde hier sehr helfen.“(mit dpa)