An Farben berauscht
Van Gogh Der Maler Julian Schnabel porträtiert einen sensiblen Künstler
Ein braunes Feld verblühter Sonnenblumen, ein energisch ausgreifender Gang durch eine Wiese. Immer wieder überfluten ganz besondere Farben die Augen: ein kaltes Blau, das Gelb des berühmten Hauses in Arles – so intensiv, dass man im Kino Angst vor Farbflecken auf den Klamotten bekommt. Julian Schnabel dreht einen Film über Vincent van Gogh (1853–1890) und spürt sehr sensibel dessen Zweifel, Ängste und Hilflosigkeit auf.
Hier macht unübersehbar ein Maler einen Maler-Film. Willem Dafoe musste für diese Rolle Malen lernen. Um dann den Pinsel zu halten, wenn er das Bild „Ein Paar Schuhe“mit seinen abgewetzten Stiefeln malt. Ob dies nun in Paris entstanden ist oder in der Provence, wo ein Großteil des Films spielt, interessiert Julian Schnabel („Schmetterling und Taucherglocke“, „Before Night Falls“) nicht. Er schaut vor allem in die Köpfe seiner Figuren.
So sehen wir in all dem immer wieder berauschenden, vom Piano begleiteten Seh-Genuss einen von seinen Impressionen mitgerissenen Menschen, der in den Feldern rast, in der Erde wühlt. Aber auch mal in den Haaren einer Bäuerin am Weg, die das nicht begeistert. Es gibt wenig Handlung, aber viele emotional starke Szenen. Das Unverständnis der Kinder über die „falschen“Bilder und die Brutalität der Landbevölkerung skizzieren nur einen Lebensweg. Ein langes Gespräch über Religion und ihe Weltsicht trumpft mit Mads Mikkelsen als Priester auf. Die innigen Begegnungen mit dem geliebten Bruder Theo (Rupert Friend) geben Vincent Ruhe, während der Abschied vom Freund Paul Gauguin (Oscar Isaac) eine Panikattacke auslöst. Willem Dafoes intensive Darstellung wird das Bild van Goghs in den Köpfen prägen und mit den teilweise nachgestellten Selbstporträts konkurrieren.
Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit
(1 Std. 32 Min.), Biopic, USA/ Frankreich 2018
Wertung