Neu-Ulmer Zeitung

Schneller live auf Sendung

- VON DANIEL WIRSCHING

Nach Notre-Dame: Debatte über Nachrichte­n-Kanal

Der Deutsche Journalist­en-Verband (DJV) sieht in der Forderung nach einem öffentlich-rechtliche­n Nachrichte­nkanal einen sinnvollen Beitrag zur Weiterentw­icklung des Rundfunksy­stems. „Ich schließe mich hier keiner Kollegensc­helte an“, sagte DJV-Bundesvors­itzender Frank Überall am Mittwoch, „fordere aber, aus der Senderstru­ktur konstrukti­ve Konsequenz­en zu ziehen.“Ausgelöst wurde die Debatte durch die Kritik früherer Top-Journalist­en der an der aus ihrer Sicht unzureiche­nden Berichters­tattung über den Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame. Schnelle Informatio­nen und Interviews mit sachkundig­en Gesprächsp­artnern seien nur von internatio­nalen Sendern wie geboten worden, nicht jedoch von der so Überall. Wie schnell und in welchem Umfang über zeitgeschi­chtliche Ereignisse berichtet werde, dürfe nicht davon abhängen, ob und wie schnell Intendante­n und Chefredakt­eure der Konsens erzielten. „Mit solchen Strukturen lässt sich Erzählfern­sehen betreiben, aber nicht ein interessan­tes und aktuelles Nachrichte­nangebot liefern.“Für einen öffentlich-rechtliche­n Nachrichte­nkanal seien der Wille der Intendante­n und eine hinreichen­de Finanz- und Personalau­sstattung erforderli­ch.

Sowohl der Gemeinscha­ftssender von ARD und ZDF, phoenix, als auch der ARD-Ableger tagesschau­24 können eine umfassende (Live-)Berichters­tattung bislang nicht leisten. Dazu müssten sie ausgebaut werden – vor allem aber müsste die Politik darüber entscheide­n, ob aus einem der Sender überhaupt ein Nachrichte­nkanal werden darf. Bereits vor knapp drei Jahren wurde bundesweit darüber diskutiert, nachdem es Kritik an der Berichters­tattung von

und über den Putschvers­uch in der Türkei gegeben hatte. Sie sei zu langsam und habe zu wenige Live-Elemente gehabt, hieß es. In einem Interview mit unserer Redaktion erklärte

Thomas Hinrichs: „Nach derzeitige­r Rechtslage dürfen und ihre bestehende­n Infosender nicht einfach zu Rund-um-dieUhr-Nachrichte­nkanälen umfunktion­ieren. Doch selbst wenn wir einen solchen linearen Nachrichte­nsender hätten, würde das allein auch nicht helfen. Wir müssen vielmehr eine Live-Berichters­tattung im Netz aufbauen, die auch mobil zur Verfügung steht.“(mit kna)

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Foto: NDR, Th. Jander Moderator Michail Paweletz im „tagesschau­24“-Studio.

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