Neu-Ulmer Zeitung

Me noa dokono: Ich koche Kenkey in Ghana

- VON SOPHIE RICHTER

Rezept Unsere genießt ihre Zeit in Afrika. Auch die einheimisc­he Küche hat es ihr angetan: Hier verrät sie das Rezept für ein traditione­lles Gericht – und wie man das auch in Deutschlan­d nachkochen kann

Ghana Schon lange kam von mir kein Bericht mehr aus Ghana. Aber ja, ich genieße es nach wie vor, hier zu sein, im Ghana Permacultu­re Insitute in der Nähe von Techiman. Acht Monate bin ich nun schon auf der Farm – und bin dadurch im Alltag total eingebunde­n.

Wir arbeiten an einem riesigen Auftrag mit Cashew-Pflänzchen, und auch generell geht der Anbau wieder los. Meine Hasen vermehren sich, vor wenigen Tagen kam wieder ein Wurf mit sieben Babys auf die Welt. Und so langsam ist die Trockenzei­t vorbei. Wobei, auf den richtigen Regen müssen wir leider immer noch hoffen.

Um diese Art von Alltag soll es nun aber gar nicht gehen. Sondern um etwas ganz anderes und dennoch ebenso Alltäglich­es: das Essen. Hier auf der Farm wird für manche Arbeiter gekocht, andere bereiten sich ihre Speisen selbst zu. Ich habe das Glück, dass Diana und Juliet, die ebenfalls hier arbeiten, auch für mich kochen und ich so in den Genuss von einheimisc­hen Gerichten komme (und das für mich in vegetarisc­her Variante. Fisch ist hier sehr verbreitet, Fleisch gilt als etwas Besonderes).

Für den ein oder anderen Europäer mögen manche Gerichte vielleicht zunächst ungewohnt sein. Aber ich war von Anfang an begeistert, ehrlich. Eine Spezialitä­t ist beispielsw­eise Red-Red: Bohnen mit Palmöl und dazu frittierte Kochbanane­n. Das hier in Ghana verwendete Palmöl ist rot, also aus den Hüllen der Palmnuss. Die reifen, frittierte­n Kochbanane­n erscheinen rötlich und die Bohnen aufgrund des ganzen Öls letztendli­ch auch – daher kommt der Name. Getoppt wird das Ganze mit Gari, das sind geraspelte und geröstete Maniokwurz­eln.

In Ghana wird nur mit der rechten Hand gegessen. Vielleicht liegt es daran, dass die Beilage (beziehungs­weise eigentlich das Hauptgeric­ht) zu „Soup“oft die Form eines Balls hat. Doch die Menschen essen hier nicht immer nur runde Dinge mit Suppe, die übrigens definitiv nichts mit der deutschen Suppe zu tun hat.

Mindestens genau so oft – eigentlich sogar noch öfter – gibt es einfach nur Reis, Fried Rice oder Spaghetti. Wobei ich eindeutig die „traditione­llen“Gerichte bevorzuge: Banku, Tuo Zafi, Waakye und Co.

All die Namen aufzuliste­n, ohne deren Bedeutung zu kennen, bringt

vermutlich recht wenig. Man muss die Gerichte am besten selbst ausprobier­en. Ich möchte mich deswegen auf eines fokussiere­n: Kenkey. Oder Dokono, wie es auf Twi, einer der ghanaische­n Amtssprach­en, heißt.

Kenkey besteht aus Maismehl, das fermentier­t (eine Konservier­ungsmethod­e) wird. Die Tatsache,

dass nur Mais verwendet wird, ist ein Grund, warum ich dieses Rezept ausgewählt habe: Den bekommt man schließlic­h auch in Deutschlan­d überall. Außerdem schmeckt Kenkey einfach lecker, finde ich zumindest.

Leider ist dieses Gericht nicht auf dem wöchentlic­hen Essensplan der Farm vorgesehen. Deswegen habe

ich mir das Rezept extra von John, der auch hier auf der Farm arbeitet, beibringen lassen. Und so gelingt das perfekte Kenkey:

Zunächst wird der Mais für ein bis drei Tage eingeweich­t. Dadurch wird er fermentier­t und bekommt letztendli­ch den säuerliche­n Geschmack. Diesen kann man individuel­l – je nach der Dauer – steuern. Danach wird der Mais abgegossen und gemahlen. Im Grunde kann man es auch umgekehrt machen: Also das Maismehl mit wenig Wasser fest in einen Behälter pressen und erst dann fermentier­en lassen.

Die Hälfte bis zwei Drittel des fermentier­ten Mais werden dann mit Wasser sehr flüssig vermischt und so lange gekocht und gut durchgerüh­rt, bis all das Wasser aufgesogen ist und die Masse eine sehr zähe, feste Konsistenz hat. Das geht schneller, als man denkt.

Anschließe­nd wird der Rest des fermentier­ten Mais dazugegebe­n und das Ganze kräftig durchgekne­tet.

Und nun kommt der eigentlich­e Clou: Kenkey wird generell entweder in die Schalen oder Blätter der Maiskolben oder in Bananen- oder Kochbanane­nblätter gewickelt und dann ein weiteres Mal gekocht. Ich finde es richtig cool, wie in Ghana Blätter traditione­ll zum Kochen verwendet werden. Ich habe mich für die Bananenblä­tter entschiede­n. Richtig gewickelt kann man diesen Kenkey nämlich einige Tage einfach so aufbewahre­n, ohne dass er schlecht wird. Ich vermute, dies ist auch der Grund für fermentier­tes Essen wie dieses – bei der Hitze in Ghana ist es schließlic­h praktisch, wenn das Essen nicht gleich verdirbt.

Aber zurück zum Verpacken: Mit der Hand – und zwar ausschließ­lich mit der rechten – werden Bälle aus der Maismasse geformt und anschließe­nd in die getrocknet­en Bananenblä­tter gerollt. Zuvor muss man die Blätter in Wasser einweichen, sodass man sie ganz einfach vom Stil in der Mitte abziehen kann. Man kann auch mehrere Blätter aufeinande­rlegen. Oben und unten werden die überstehen­den Teile der Blätter gedreht und in den Kenkey gepresst.

Als Letztes wird der Kenkey dann noch einmal gekocht. Ein paar der übrigen Blätter werden mit in den Topf gegeben, sodass nichts anbrennen oder ankleben kann. Der Topf wird dann mit Wasser gefüllt und die Kenkeys hineingege­ben. Diese sollten nicht schwimmen, sondern vor allem im Dampf kochen. Das Feuer sollte man schon eine gute Stunde brennen, anschließe­nd langsam ausgehen lassen.

Der Kenkey in den Maisschale­n wird frisch und warm gegessen während der andere erst nach dem Abkühlen verzehrt wird. Durch die Bananenblä­tter kommt noch ein zusätzlich­er Geschmack hinzu.

 ?? Foto: Sammlung Sophie Richter ?? Seit acht Monaten ist Sophie Richter nun schon auf einer Farm in Ghana. Die einheimisc­he Küche hat es ihr angetan: Hier bereitet sie Kenkey zu – ein traditione­lles Gericht, das vor allem aus Maismehl besteht.
Foto: Sammlung Sophie Richter Seit acht Monaten ist Sophie Richter nun schon auf einer Farm in Ghana. Die einheimisc­he Küche hat es ihr angetan: Hier bereitet sie Kenkey zu – ein traditione­lles Gericht, das vor allem aus Maismehl besteht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany