Neu-Ulmer Zeitung

Passion für die Passion

- VON CHRISTOPH LOTTER

Religion Rund 80 Laiendarst­eller der italienisc­hen Kirchengem­einde spielen am Karfreitag den Leidensweg Christi in Neu-Ulm und Ulm nach. In den Gewändern steckt einiges an Arbeit

Neu-Ulm/Ulm Vor fast 2000 Jahren wurde Jesus in Jerusalem gekreuzigt. Am Karfreitag wiederhole­n sich diese Szenen in Ulm und NeuUlm. Ab 17.30 Uhr zeigen knapp 80 Laien-Darsteller der italienisc­hen Kirchengem­einde den Leidensweg Christi bei einem Schauspiel, das sich durch die beiden Städte zieht. Die Vorbereitu­ngen für das traditione­lle Spektakel laufen schon seit einem halben Jahr – und hinterlass­en ihre Spuren sogar in Italien.

Gründer und Organisato­r Nicola Albarino betont: „Das sind keine profession­ellen Schauspiel­er, sondern Mitglieder unserer Gemeinde, die das aus Leidenscha­ft machen.“Insgesamt sind fast 200 Leute an dem „Lebendigen Kreuzweg“beteiligt. Die einen sammeln Spenden, andere wiederum sorgen als Ordner für einen reibungslo­sen Ablauf. Und sie alle seien ehrenamtli­ch tätig, sagt der Organisato­r: „Natürlich haben die meisten italienisc­he Wurzeln. Aber wir sind offen für alle Nationalit­äten, hatten schon Deutsche, Kroaten, Türken und viele mehr dabei – bei uns ist jeder willkommen.“Zum Beispiel auch der italienisc­he Bischof aus Ventimigli­a-Sanremo, Alberto Maria Careggio. Der wird in diesem Jahr als Gast an dem Schauspiel teilnehmen.

Albarino hatte den „Lebendigen Kreuzweg“2004 ins Leben gerufen, um die Tradition aus seinem Heimatland Italien hier in Deutschlan­d fortzuführ­en. Viel geändert habe sich seit der Uraufführu­ng nicht. Im Oktober begann das Team auch heuer mit der Organisati­on und holte die ersten Genehmigun­gen ein. Seit dem Frühjahr proben die Darsteller. Die Szenen seien zwar Jahr für Jahr dieselben, aber trotzdem gebe es immer wieder kleine Änderungsv­orschläge, zum Beispiel an den Kostümen. Die nähen Mitglieder der Gemeinde größtentei­ls selbst, erzählt Albarino: „Nur die Kostüme der Soldaten haben wir in Italien gekauft. Die sind nicht gerade günstig, deswegen sind wir auch auf Spenden angewiesen.“Dafür seien die römischen Soldaten detailgetr­eu gekleidet, ganz wie die Originale vor 2000 Jahren. „Wir wollen die Szenen exakt wie damals darstellen“, sagt Albarino. Außerdem wolle die Gemeinde Emotionen wecken und die Menschen wieder für Religion begeistern. „Dazu gehören eben auch realitätsg­etreue Kostüme“, berichtet der Organisato­r.

sie gerade nicht für das Kreuzweg-Schauspiel gebraucht werden, lagern die Gewänder und Requisiten wohlbehüte­t in den beiden Missionshä­usern der Gemeinde in Ulm und Neu-Ulm. Rückt der Karfreitag näher, machen sich die Gemeindemi­tglieder an die Arbeit. „Viele ehrenamtli­che Helfer säubern dann die Kostüme, bügeln die Gewänder und polieren die Helme der Soldaten“, berichtet Albarino.

Denn am Karfreitag muss alles perfekt sein, von den Kostümen, über das Wetter bis zu den Zuschauerz­ahlen. Der Organisato­r hofft wieder auf Tausende Besucher.

Der Kreuzweg jedenfalls beginnt wie in den Jahren zuvor mit dem Abendmahl auf dem Podest vor dem Neu-Ulmer Rathaus. Jesus, gespielt von Salvatore Tarantello, und seine zwölf Jünger werden dort an einer langen Tafel sitzen. Nach der GeWenn

fangennahm­e wird Jesus in Fesseln über die Donau nach Ulm gebracht. Auf dem Marktplatz trifft er auf Hohepriest­er Kaiphas. Pontius Pilatus verurteilt ihn am Weinhof. Dann folgt für den Darsteller der schweißtre­ibendste Teil. Tarantello trägt ein etwa 50 Kilogramm schweres Kreuz mehr als einen Kilometer weit zum Münster. Vor dessen Westportal folgt der Höhepunkt: die Kreuzigung.

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 ??  ?? Organisato­r Nicola Albarino und zahlreiche Helfer der italienisc­hen Kirchengem­einde haben in den vergangene­n Wochen die Kostüme für den „Lebendigen Kreuzweg“am Karfreitag auf Vordermann gebracht.
Organisato­r Nicola Albarino und zahlreiche Helfer der italienisc­hen Kirchengem­einde haben in den vergangene­n Wochen die Kostüme für den „Lebendigen Kreuzweg“am Karfreitag auf Vordermann gebracht.

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