Passion für die Passion
Religion Rund 80 Laiendarsteller der italienischen Kirchengemeinde spielen am Karfreitag den Leidensweg Christi in Neu-Ulm und Ulm nach. In den Gewändern steckt einiges an Arbeit
Neu-Ulm/Ulm Vor fast 2000 Jahren wurde Jesus in Jerusalem gekreuzigt. Am Karfreitag wiederholen sich diese Szenen in Ulm und NeuUlm. Ab 17.30 Uhr zeigen knapp 80 Laien-Darsteller der italienischen Kirchengemeinde den Leidensweg Christi bei einem Schauspiel, das sich durch die beiden Städte zieht. Die Vorbereitungen für das traditionelle Spektakel laufen schon seit einem halben Jahr – und hinterlassen ihre Spuren sogar in Italien.
Gründer und Organisator Nicola Albarino betont: „Das sind keine professionellen Schauspieler, sondern Mitglieder unserer Gemeinde, die das aus Leidenschaft machen.“Insgesamt sind fast 200 Leute an dem „Lebendigen Kreuzweg“beteiligt. Die einen sammeln Spenden, andere wiederum sorgen als Ordner für einen reibungslosen Ablauf. Und sie alle seien ehrenamtlich tätig, sagt der Organisator: „Natürlich haben die meisten italienische Wurzeln. Aber wir sind offen für alle Nationalitäten, hatten schon Deutsche, Kroaten, Türken und viele mehr dabei – bei uns ist jeder willkommen.“Zum Beispiel auch der italienische Bischof aus Ventimiglia-Sanremo, Alberto Maria Careggio. Der wird in diesem Jahr als Gast an dem Schauspiel teilnehmen.
Albarino hatte den „Lebendigen Kreuzweg“2004 ins Leben gerufen, um die Tradition aus seinem Heimatland Italien hier in Deutschland fortzuführen. Viel geändert habe sich seit der Uraufführung nicht. Im Oktober begann das Team auch heuer mit der Organisation und holte die ersten Genehmigungen ein. Seit dem Frühjahr proben die Darsteller. Die Szenen seien zwar Jahr für Jahr dieselben, aber trotzdem gebe es immer wieder kleine Änderungsvorschläge, zum Beispiel an den Kostümen. Die nähen Mitglieder der Gemeinde größtenteils selbst, erzählt Albarino: „Nur die Kostüme der Soldaten haben wir in Italien gekauft. Die sind nicht gerade günstig, deswegen sind wir auch auf Spenden angewiesen.“Dafür seien die römischen Soldaten detailgetreu gekleidet, ganz wie die Originale vor 2000 Jahren. „Wir wollen die Szenen exakt wie damals darstellen“, sagt Albarino. Außerdem wolle die Gemeinde Emotionen wecken und die Menschen wieder für Religion begeistern. „Dazu gehören eben auch realitätsgetreue Kostüme“, berichtet der Organisator.
sie gerade nicht für das Kreuzweg-Schauspiel gebraucht werden, lagern die Gewänder und Requisiten wohlbehütet in den beiden Missionshäusern der Gemeinde in Ulm und Neu-Ulm. Rückt der Karfreitag näher, machen sich die Gemeindemitglieder an die Arbeit. „Viele ehrenamtliche Helfer säubern dann die Kostüme, bügeln die Gewänder und polieren die Helme der Soldaten“, berichtet Albarino.
Denn am Karfreitag muss alles perfekt sein, von den Kostümen, über das Wetter bis zu den Zuschauerzahlen. Der Organisator hofft wieder auf Tausende Besucher.
Der Kreuzweg jedenfalls beginnt wie in den Jahren zuvor mit dem Abendmahl auf dem Podest vor dem Neu-Ulmer Rathaus. Jesus, gespielt von Salvatore Tarantello, und seine zwölf Jünger werden dort an einer langen Tafel sitzen. Nach der GeWenn
fangennahme wird Jesus in Fesseln über die Donau nach Ulm gebracht. Auf dem Marktplatz trifft er auf Hohepriester Kaiphas. Pontius Pilatus verurteilt ihn am Weinhof. Dann folgt für den Darsteller der schweißtreibendste Teil. Tarantello trägt ein etwa 50 Kilogramm schweres Kreuz mehr als einen Kilometer weit zum Münster. Vor dessen Westportal folgt der Höhepunkt: die Kreuzigung.