Gesucht: Ein Spielplatz für Hunde
Freizeit Grünen-Stadträtin Annette Weinreich kämpft für eine Auslauffläche in der Innenstadt. Doch die Chancen stehen schlecht: Zu teuer, kein Platz, kein Interesse. Dennoch bleibt Hoffnung
Ulm Wer seinen kleinen Hund ohne Leine laufen lassen will, kann in Neu-Ulm Gassi gehen. Dort gilt der Leinenzwang nur für Kampfhunde und Tiere mit einer Schulterhöhe von 50 Zentimetern oder mehr. In Ulm sind die Regeln strenger. Wer keine Lust auf eine Leine hat, muss die Stadt verlassen. Grünen-Stadträtin Annette Weinreich will das ändern, sie macht sich für einen Hundeplatz in der Innenstadt stark: Eine 500 bis 1500 Quadratmeter große eingezäunte Fläche, in der die Vierbeiner mit ihresgleichen herumtollen dürfen. Zum Vergleich: Ein Fußballfeld misst in der Regel etwas mehr als 7000 Quadratmeter.
Die Chancen für eine Auslauffläche in Ulm stehen schlecht, wie die jüngste Sitzung im Bauausschuss der Donaustadt zeigte. Denn zum einen sind die freien Flächen im Zentrum knapp. Und zum anderen schien einigen von Weinreichs Ratskollegen und den Mitarbeitern der Verwaltung nicht klar zu sein, was genau so ein Hundeplatz eigentlich ist.
Christian Giers, Abteilungsleiter Grünflächen, zeigte in der Sitzung eine Übersicht von privaten Angeboten in der Stadt: Hundepensionen und Hundeschulen. Weinreich widersprach: „Das ist nicht unser Anliegen“, sagte sie. In einer Hundeschule lernen Halter, wie sie ihre Tiere erziehen können und üben das Verhalten im Alltag. Hundepensionen nehmen die Vierbeiner vorübergehend auf – zum Beispiel während eines Urlaubs oder langer Arbeitstage der Besitzer.
Weinreich erinnerte vor allem an Ältere, für die der Weg an den Stadtrand beschwerlich sei. „Es geht auch um den Tierschutz“, betonte die Grünen-Politikerin. Zur artgerechten Haltung gehöre, dass Hunde jeden Tag eine Stunde frei laufen dürfen. Vier Vorschläge für mögliche Standorte hat Weinreichs Fraktion gemacht: Im kleinen Park an der Ecke Böfinger Steige/Nagelstraße, zwischen der Valckenburgschule und dem Hotel Maritim am Donauufer, in den Ehinger Anlagen und auf der Wiese am Ostplatz zwischen König-Wilhelm-Straße und Böfinger Straße. Doch alle vier sind aus Sicht der Stadtverwaltung unpassend. An der Donau könne es Probleme mit den Schülern der Valckenburgschule geben. Die anderen drei Flächen seien wichtige Erholungsorte für die Menschen, erklärte Grünflächen-Chef Giers. Baubürgermeister Tim von Winning ergänzte: „Wir glauben, dass das in der Innenstadt nur mit großen Konflikten zu erreichen ist“. Er fürchtet beispielsweise Lärmbelästigung durch Gebell. „Ich habe mir einen Hundespielplatz angeschaut und der war nicht leise“, berichtete er.
Eine komplette Absage wollen von Winning und die Stadtverwaltung dem Anliegen aber nicht machen. Sie schlagen alternative Orte außerhalb der Innenstadt vor: Beim Funkenfeuerplatz in Wiblingen und in der Wanne unterhalb der Blautalbrücke in Söflingen. Das wiederum kam bei Weinreich nicht gut an. Die Stadträtin fürchtet, dass Plätze außerhalb der Innenstadt nicht genutzt werden. Denn wer ins Auto steigen müsse, um zum Hundeplatz zu kommen, könne auch gleich auf ein Feld außerhalb Ulms fahren.
Während CDU-Mann Siegfried Keppler („restlos überflüssig“) und FWG-Fraktionsvize Gerhard Bühler („keine Notwendigkeit“) den Hundeplatz vehement ablehnten, warben andere für einen Kompromiss. Brigitte Dahlbender (SPD) bot an, Bilder aus anderen Städten mitzubringen, damit sich die Stadträte ein Bild von Auslaufgebieten machen können. Sabine Schuler (CDU) schlug vor, dem Hundeplatz einen Testlauf in Söflingen zu gönnen. Wenn der glücke, könne man immer noch über einen Umzug in die Innenstadt nachdenken.
Das Thema soll in einer späteren Sitzung noch einmal diskutiert werden. Wenn die Räte dem Projekt eine Chance geben wollen, dürfte auch das Geld eine wichtige Rolle spielen. Denn Baubürgermeister von Winning ließ durchblicken: Die freiwillige Aufgabe, einen Hundeplatz zu unterhalten, ist der Stadt eigentlich zu teuer. Er sprach davon, dass ein Verein eine solche Einrichtung in Schuss halten müsse. Und er warb für Standorte außerhalb von Ulms Zentrum. Denn die Städte, in denen Hundeplätze ganz zentral liegen, seien Millionenstädte. In Ulm sei man schneller am Stadtrand als in Berlin, Hamburg oder Köln. Deswegen habe man sich an Lösungen aus Mannheim und Karlsruhe orientiert. Dort liegen Auslaufflächen für Hunde außerhalb der Innenstadt.
In Ulm sind auch weniger zentrale Orte umstritten: Der Söflinger FWG-Mann Karl Faßnacht kündigte schon einmal seinen Widerstand gegen einen Hundeplatz unter der Blautalbrücke an. In der Nähe gibt es eine Kleingartensiedlung. Wer dort sein Wochenende verbringe, habe keine Lust auf den Lärm bellender Hunde, sagte Faßnacht.
Ein Standort unter der Blautalbrücke ist möglich