Neu-Ulmer Zeitung

Gesucht: Ein Spielplatz für Hunde

- VON SEBASTIAN MAYR

Freizeit Grünen-Stadträtin Annette Weinreich kämpft für eine Auslaufflä­che in der Innenstadt. Doch die Chancen stehen schlecht: Zu teuer, kein Platz, kein Interesse. Dennoch bleibt Hoffnung

Ulm Wer seinen kleinen Hund ohne Leine laufen lassen will, kann in Neu-Ulm Gassi gehen. Dort gilt der Leinenzwan­g nur für Kampfhunde und Tiere mit einer Schulterhö­he von 50 Zentimeter­n oder mehr. In Ulm sind die Regeln strenger. Wer keine Lust auf eine Leine hat, muss die Stadt verlassen. Grünen-Stadträtin Annette Weinreich will das ändern, sie macht sich für einen Hundeplatz in der Innenstadt stark: Eine 500 bis 1500 Quadratmet­er große eingezäunt­e Fläche, in der die Vierbeiner mit ihresgleic­hen herumtolle­n dürfen. Zum Vergleich: Ein Fußballfel­d misst in der Regel etwas mehr als 7000 Quadratmet­er.

Die Chancen für eine Auslaufflä­che in Ulm stehen schlecht, wie die jüngste Sitzung im Bauausschu­ss der Donaustadt zeigte. Denn zum einen sind die freien Flächen im Zentrum knapp. Und zum anderen schien einigen von Weinreichs Ratskolleg­en und den Mitarbeite­rn der Verwaltung nicht klar zu sein, was genau so ein Hundeplatz eigentlich ist.

Christian Giers, Abteilungs­leiter Grünfläche­n, zeigte in der Sitzung eine Übersicht von privaten Angeboten in der Stadt: Hundepensi­onen und Hundeschul­en. Weinreich widersprac­h: „Das ist nicht unser Anliegen“, sagte sie. In einer Hundeschul­e lernen Halter, wie sie ihre Tiere erziehen können und üben das Verhalten im Alltag. Hundepensi­onen nehmen die Vierbeiner vorübergeh­end auf – zum Beispiel während eines Urlaubs oder langer Arbeitstag­e der Besitzer.

Weinreich erinnerte vor allem an Ältere, für die der Weg an den Stadtrand beschwerli­ch sei. „Es geht auch um den Tierschutz“, betonte die Grünen-Politikeri­n. Zur artgerecht­en Haltung gehöre, dass Hunde jeden Tag eine Stunde frei laufen dürfen. Vier Vorschläge für mögliche Standorte hat Weinreichs Fraktion gemacht: Im kleinen Park an der Ecke Böfinger Steige/Nagelstraß­e, zwischen der Valckenbur­gschule und dem Hotel Maritim am Donauufer, in den Ehinger Anlagen und auf der Wiese am Ostplatz zwischen König-Wilhelm-Straße und Böfinger Straße. Doch alle vier sind aus Sicht der Stadtverwa­ltung unpassend. An der Donau könne es Probleme mit den Schülern der Valckenbur­gschule geben. Die anderen drei Flächen seien wichtige Erholungso­rte für die Menschen, erklärte Grünfläche­n-Chef Giers. Baubürgerm­eister Tim von Winning ergänzte: „Wir glauben, dass das in der Innenstadt nur mit großen Konflikten zu erreichen ist“. Er fürchtet beispielsw­eise Lärmbeläst­igung durch Gebell. „Ich habe mir einen Hundespiel­platz angeschaut und der war nicht leise“, berichtete er.

Eine komplette Absage wollen von Winning und die Stadtverwa­ltung dem Anliegen aber nicht machen. Sie schlagen alternativ­e Orte außerhalb der Innenstadt vor: Beim Funkenfeue­rplatz in Wiblingen und in der Wanne unterhalb der Blautalbrü­cke in Söflingen. Das wiederum kam bei Weinreich nicht gut an. Die Stadträtin fürchtet, dass Plätze außerhalb der Innenstadt nicht genutzt werden. Denn wer ins Auto steigen müsse, um zum Hundeplatz zu kommen, könne auch gleich auf ein Feld außerhalb Ulms fahren.

Während CDU-Mann Siegfried Keppler („restlos überflüssi­g“) und FWG-Fraktionsv­ize Gerhard Bühler („keine Notwendigk­eit“) den Hundeplatz vehement ablehnten, warben andere für einen Kompromiss. Brigitte Dahlbender (SPD) bot an, Bilder aus anderen Städten mitzubring­en, damit sich die Stadträte ein Bild von Auslaufgeb­ieten machen können. Sabine Schuler (CDU) schlug vor, dem Hundeplatz einen Testlauf in Söflingen zu gönnen. Wenn der glücke, könne man immer noch über einen Umzug in die Innenstadt nachdenken.

Das Thema soll in einer späteren Sitzung noch einmal diskutiert werden. Wenn die Räte dem Projekt eine Chance geben wollen, dürfte auch das Geld eine wichtige Rolle spielen. Denn Baubürgerm­eister von Winning ließ durchblick­en: Die freiwillig­e Aufgabe, einen Hundeplatz zu unterhalte­n, ist der Stadt eigentlich zu teuer. Er sprach davon, dass ein Verein eine solche Einrichtun­g in Schuss halten müsse. Und er warb für Standorte außerhalb von Ulms Zentrum. Denn die Städte, in denen Hundeplätz­e ganz zentral liegen, seien Millionens­tädte. In Ulm sei man schneller am Stadtrand als in Berlin, Hamburg oder Köln. Deswegen habe man sich an Lösungen aus Mannheim und Karlsruhe orientiert. Dort liegen Auslaufflä­chen für Hunde außerhalb der Innenstadt.

In Ulm sind auch weniger zentrale Orte umstritten: Der Söflinger FWG-Mann Karl Faßnacht kündigte schon einmal seinen Widerstand gegen einen Hundeplatz unter der Blautalbrü­cke an. In der Nähe gibt es eine Kleingarte­nsiedlung. Wer dort sein Wochenende verbringe, habe keine Lust auf den Lärm bellender Hunde, sagte Faßnacht.

Ein Standort unter der Blautalbrü­cke ist möglich

 ?? Archivfoto: Maurizio Gambarini/dpa ?? Hunde beschnuppe­rn sich in einem Auslaufgeb­iet in Berlin. In der Hauptstadt gilt wie in Ulm Leinenpfli­cht. Doch anders als in der Donaustadt gibt es eingezäunt­e Grünfläche­n, in denen die Tiere frei laufen dürfen.
Archivfoto: Maurizio Gambarini/dpa Hunde beschnuppe­rn sich in einem Auslaufgeb­iet in Berlin. In der Hauptstadt gilt wie in Ulm Leinenpfli­cht. Doch anders als in der Donaustadt gibt es eingezäunt­e Grünfläche­n, in denen die Tiere frei laufen dürfen.

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