Von Kleinigkeiten und großen Geschichten
Serie (1) Ein ruhiger Weg führt durch den Wald von Weißenhorn zum Kloster Roggenburg. Die Höhepunkte warten gegen Ende der Route – und kommen dafür gleich haufenweise
den weichen Waldboden verlässt und auf Asphalt weiterführt. Die Wannenkapelle, noch heute Wallfahrtsort, ist der erste. Die Schweden, heißt es, knüpften im Dreißigjährigen Krieg einen Pater an einer Eiche auf. Der Mann, Franz Doser, hatte sich als Bauer verkleidet, um als Priester in der Gegend fortzuwirken. Die Muttergottes, so erzählt es die Geschichte, bewahrte ihn vor dem Tod. Einer der Schweden fand ihn bei seiner Rückkehr lebend am Baum und hieb den Strick mit seinem Schwert ab. Die Wannenkapelle soll an die Errettung des Paters erinnern, der später Abt zu Roggenburg wurde. Erst kurz vor seinem Tod soll Franz Doser die Geschichte einem Mitbruder offenbart haben. Dosers Nachfolger als Abt ließ daraufhin an der bezeichneten Stelle
Wo die Tour endet, ist eine Frage der Definition
im Wald eine Kapelle errichten. Sie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als Zufluchtsort für Menschen in Not und fromme Bettler immer beliebter, schreibt Anton H. Konrad in einem Heft, das die Geschichte der Kapelle erzählt.
Bei der Säkularisation 1802 wurde das Prämonstratenser-Kloster Roggenburg, in dem Franz Doser Abt war, aufgehoben, 180 Jahre später kehrten die Chorherren dorthin zurück. Der Weg von der Wannenkapelle zum Kloster führt am Roggenburger Stiftweiher und dem Turmuhrenbauer Pechmann vorbei bis direkt vors Portal der Klosterkirche. Wo die Tour endet, ist Definitionsfrage. In der Kirche? Bei der Einkehr? Oder doch erst im Bus zurück nach Weißenhorn? Denn zur Geschichte des Handwerksbetriebs Pechmann gehört auch die Turmuhrenfabrik Philipp Hörz – 2004 von Gordian Pechmann übernommen und vier Jahre später nach Biberach umgezogen. Wer auf dem Rückweg nach Weißenhorn aus dem Busfenster schaut, kann das Gebäude nicht übersehen.