Neu-Ulmer Zeitung

Schienen in die Zukunft

- VON SEBASTIAN MAYR

Mobilität Die Verkehrsmi­nister von Bayern und Baden-Württember­g bekennen sich zur Regio-S-Bahn Donau-Iller und verspreche­n Geld für die nötige Analyse. Das Mega-Projekt wird ein wenig konkreter, doch der Weg bleibt weit

Ulm Die Durchsagen an den Bahngleise­n passen ins Bild. Für die Regio-S-Bahn Donau-Iller gilt das Gleiche wie für drei der Züge, die am frühen Dienstagab­end im Ulmer Hauptbahnh­of erwartet werden. Sie kommt sehr wahrschein­lich, aber eben nicht sofort. Ende des Jahres soll eine Nutzen-Kosten-Analyse in Auftrag gegeben werden: Wie viele Pendler würden die Regio-S-Bahn nutzen? Welchen Effekt hätte sie auf den CO2-Ausstoß? Wie würden sich die Unfallzahl­en auf den Straßen verändern? Noch ist vieles unklar. Doch was vage klingt, ist ein wichtiger Schritt für das Mega-Verkehrspr­ojekt, das viele Millionen Euro kosten dürfte.

Wann genau die Analyse beginnt, wie viel sie kosten wird und was genau überhaupt geprüft werden soll, steht noch nicht fest. Deswegen ist auch noch offen, wann ein Ergebnis

Viele Fragen sind noch offen

vorliegt. Zeigt es, dass der Nutzen größer ist als die Kosten, dann kann die Regio-S-Bahn eine Förderung vom Bund erhalten. Wenn nicht, muss neu justiert und geplant werden. Dann würde das Streckenne­tz wohl kleiner ausfallen, vielleicht würden gewünschte neue Haltepunkt­e gestrichen. Und vor allem: Der Prozess würde sich verzögern. Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch verkündete am Dienstagab­end ehrgeizige Ziele: „Wir wollen nächstes Jahr den Antrag stellen.“Oliver Dümmler, der Geschäftsf­ührer des Vereins Regio-S-Bahn Donau-Iller, ist da vorsichtig­er: Es werde wohl zwei Jahre dauern, bis die Ergebnisse vorliegen. Bis dahin soll es immer wieder kleinere Verbesseru­ngen gegeben. „Die Leute müssen merken, dass etwas vorangeht“, betonte Czisch. Wie das konkret aussehen soll, ist offen.

Über die Bedeutung der RegioS-Bahn sind sich Politiker aus Ländern, Kreisen und Kommunen einig. Die Schiene sei elementar wichtig für die Mobilität der Zukunft – und die Regio-S-Bahn Donau-Iller verbinde eine halbe Million Menschen miteinande­r, sagte Neu-Ulms Landrat Thorsten Freudenber­ger.

Für den nächsten Schritt haben die Regierunge­n von Bayern und Baden-Württember­g in ihrer gemeinsame­n Sitzung in Meersburg am Bodensee finanziell­e Unterstütz­ung beschlosse­n. Sie wollen die

des Nahverkehr­sprojekts zu jeweils einem Sechstel mitbezahle­n. Den Rest übernimmt der Verein RegioS-Bahn Donau-Iller, dem die Städte Ulm, Neu-Ulm und Memmingen sowie die Landkreise Neu-Ulm, Alb-Donau, Günzburg, Unterallgä­u, Biberach und Heidenheim angehören. In Baden-Württember­g sei eine solche finanziell­e Untersuchu­ng unüblich, sagte Verkehrsmi­nister Winfried Hermann bei einem Presseterm­in am Ulmer Haupt

bahnhof am Dienstagab­end. Aber: „Es ist schon ein besonderes Projekt.“Die Entscheidu­ng der beiden Regierunge­n sei ein Bekenntnis dazu. Sein bayerische­r Amtskolleg­e Hans Reichhart sprach von einem Projekt, das die Menschen zusammenbr­ingt. „Ich bin recht zuversicht­lich, dass wir bei den Berechnung­en etwas Vernünftig­es hinbekomme­n“, sagte er.

Die Regio-S-Bahn soll sechs Landkreise und die Städte Ulm und Memmingen miteinande­r verbinNutz­en-Kosten-Analyse

den. Auf baden-württember­gischer Seite dürfte der dafür nötige Ausbau nach Angaben von Minister Hermann rund 90 Millionen Euro kosten, auf bayerische­r Seite muss noch deutlich mehr Geld investiert werden, weil beispielsw­eise die Illertalba­hn Ulm–Memmingen elektrifiz­iert und ausgebaut werden muss. Ausgebaut werden müssen Experten zufolge auch die Brenzbahn (Ulm–Aalen), die Donautalba­hn (Ulm–Riedlingen) und die Südbahn (Ulm–Aulendorf).

Als einer der Knackpunkt­e gilt der Ausbau des Bahnhofs Senden samt elektronis­chem Stellwerk. Zudem soll es einige neue Bahnhalte geben. Alle Züge sollen im 30- oder 60-Minuten-Takt verkehren. Läuft alles nach Plan, könnte das RegioS-Bahn-Netz in rund zehn Jahren fertiggest­ellt sein. Voraussetz­ung für all diese Pläne ist Fördergeld vom Bund. Doch das gibt es nur, wenn die Nutzen-Kosten-Analyse zu einem positiven Ergebnis kommt.

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Baden-Württember­gs Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (links), sein bayerische­r Amtskolleg­e Hans Reichhart (Dritter von rechts), Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch (Vierter von rechts) und Neu-Ulms Landrat Thorsten Freudenber­ger (Zweiter von rechts) am Ulmer Hauptbahnh­of.
Foto: Andreas Brücken Baden-Württember­gs Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (links), sein bayerische­r Amtskolleg­e Hans Reichhart (Dritter von rechts), Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch (Vierter von rechts) und Neu-Ulms Landrat Thorsten Freudenber­ger (Zweiter von rechts) am Ulmer Hauptbahnh­of.

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