Erwin Müller in seinem neuen Reich
Einzelhandel Der milliardenschwere Drogeriekönig kommt persönlich zur Wiedereröffnung des Ulmer Traditionskaufhauses Abt. Und plaudert über den alten Standort am Münsterplatz
Ulm Zwei Minuten früher als angekündigt, um 8.58 Uhr, öffnete am Donnerstag der neue Abt Standort im ehemaligen K&L-Ruppert-Gebäude auf der Ulmer Hirschstraße seine Tore. Erwin Müller ist da. Nicht an vorderster Front, aber durchaus im Eingangsbereich beobachtet der Gründer und Geschäftsführer der Drogeriemarktkette Müller, die hinter Abt steht, für einige Minuten das Geschehen. Zweifel, dass Abt – seit über 135 Jahren in Ulm präsent – auch in der Hirschstraße funktioniert, hat Müller nicht: „Der neue Standort ist sogar besser“, sagt der 86-Jährige mit leiser, aber fester Stimme gegenüber unserer Zeitung. Das Konzept, das am Münsterplatz offenbar für zufriedenstellende Umsätze sorgte, solle nicht verändert werden. „Hochwertig ist es“, so Müller. Und das auf einer Fläche, etwa gleich groß wie am Münsterplatz. Klar macht Müller, der auf der
der reichsten Menschen der Welt mit einem Vermögen von 3,3 Milliarden Dollar (etwa 2,7 Milliarden Euro) auf Platz 568 gelistet wird, dass es sich bei dem Umzug in die Hirschstraße nicht um ein Provisorium handle. Denn der frühere Abt-Standort am Münsterplatz solle vermietet werden. Es gebe zwei konkrete Interessenten für das Untersowie das Erdgeschoss. Namen will Müller nicht nennen, die Verträge seien nicht unterschrieben. „Oder ich verkaufe“, sagt Müller. Damit sind Pläne eines Neubaus unter Müller-Regie wohl vom Tisch. Ein Abriss und Neubau wurde wie berichtet bereits grundsätzlich mit der Stadtverwaltung durchgesprochen. Ein schwieriger Punkt der Gespräche war offenbar das Thema Parken: Denn sollte Müller hier eine Tiefgarage miteinplanen, hat das Rathaus ein Wörtchen mitzureden, was die Zufahrt angeht. Und die könnte nicht über den Münsterplatz oder die Fußgängerzone in der Platzgasse erfolgen - übrig bleibt nur Pfauengasse oder Rebengasse.
Mit Kauf und Verkauf von Immobilien hat Müller mehr als nur Erfahrung. Nach Informationen der Zeitschrift gehören Müller Immobilien im Wert von 1,1 Milliarden Dollar, was fast 900 Millionen Euro entspricht. Dazu gehören nicht nur zahlreiche Immobilien in der Ulmer Fußgängerzone, oder die ehemalige Maxl-Brauerei in Pfuhl, sondern auch ein Anwesen auf Malinklusive dem spektakulären Golfplatz Canyamel im Nordosten der Insel. Dem MultimilliardärMüller ist es aber offenbar auch im reifen Alter nicht genug, sich auf eigenen Golfplätzen oder im Schatten seiner feudalen Villa auszuruhen, die so groß ist, dass sie mühelos per Google-Maps zu finden ist.
Lieber ist der gelernte Friseur an diesem Morgen im neuen Abt und wird am Eingang als Ansprechpartner für Presseanfragen genannt. Obwohl Müller zu Medien ein angespanntes Verhältnis pflegt. Spätestens seit einem kritischen Bericht des Magazins vor ein paar Jahren, der ihm Stasi-Methoden vorwarf. „Was wollen Sie heute wieder Böses über mich schreiben?“, sagt Müller auch zu unserem Reporter. Um dann doch freundlich Auskunft zu geben. Nur über Geld spricht Müller, der das operative Geschäft des Müller-Konzerns seit 1. Juni weitgehend an Günther Helm abgelorca geben hat, nicht gerne: Wie viele Millionen im neuen Abt stecken, wird nicht verraten. Doch es sei eine „hohe Summe“.
Wer den alten Abt kennt, wird sich auch im neuen zurechtfinden: ganz oben die Spielwaren. Im Untergeschoss findet sich nach wie vor eine Art Baumarkt. Inklusive einer Auswahl an Schrauben, die in bester Lage ihresgleichen sucht. Und dazwischen Küchenmaschinen, Porzellan, Haushalt und Co.