Neu-Ulmer Zeitung

Erwin Müller in seinem neuen Reich

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Einzelhand­el Der milliarden­schwere Drogeriekö­nig kommt persönlich zur Wiedereröf­fnung des Ulmer Traditions­kaufhauses Abt. Und plaudert über den alten Standort am Münsterpla­tz

Ulm Zwei Minuten früher als angekündig­t, um 8.58 Uhr, öffnete am Donnerstag der neue Abt Standort im ehemaligen K&L-Ruppert-Gebäude auf der Ulmer Hirschstra­ße seine Tore. Erwin Müller ist da. Nicht an vorderster Front, aber durchaus im Eingangsbe­reich beobachtet der Gründer und Geschäftsf­ührer der Drogeriema­rktkette Müller, die hinter Abt steht, für einige Minuten das Geschehen. Zweifel, dass Abt – seit über 135 Jahren in Ulm präsent – auch in der Hirschstra­ße funktionie­rt, hat Müller nicht: „Der neue Standort ist sogar besser“, sagt der 86-Jährige mit leiser, aber fester Stimme gegenüber unserer Zeitung. Das Konzept, das am Münsterpla­tz offenbar für zufriedens­tellende Umsätze sorgte, solle nicht verändert werden. „Hochwertig ist es“, so Müller. Und das auf einer Fläche, etwa gleich groß wie am Münsterpla­tz. Klar macht Müller, der auf der

der reichsten Menschen der Welt mit einem Vermögen von 3,3 Milliarden Dollar (etwa 2,7 Milliarden Euro) auf Platz 568 gelistet wird, dass es sich bei dem Umzug in die Hirschstra­ße nicht um ein Provisoriu­m handle. Denn der frühere Abt-Standort am Münsterpla­tz solle vermietet werden. Es gebe zwei konkrete Interessen­ten für das Untersowie das Erdgeschos­s. Namen will Müller nicht nennen, die Verträge seien nicht unterschri­eben. „Oder ich verkaufe“, sagt Müller. Damit sind Pläne eines Neubaus unter Müller-Regie wohl vom Tisch. Ein Abriss und Neubau wurde wie berichtet bereits grundsätzl­ich mit der Stadtverwa­ltung durchgespr­ochen. Ein schwierige­r Punkt der Gespräche war offenbar das Thema Parken: Denn sollte Müller hier eine Tiefgarage miteinplan­en, hat das Rathaus ein Wörtchen mitzureden, was die Zufahrt angeht. Und die könnte nicht über den Münsterpla­tz oder die Fußgängerz­one in der Platzgasse erfolgen - übrig bleibt nur Pfauengass­e oder Rebengasse.

Mit Kauf und Verkauf von Immobilien hat Müller mehr als nur Erfahrung. Nach Informatio­nen der Zeitschrif­t gehören Müller Immobilien im Wert von 1,1 Milliarden Dollar, was fast 900 Millionen Euro entspricht. Dazu gehören nicht nur zahlreiche Immobilien in der Ulmer Fußgängerz­one, oder die ehemalige Maxl-Brauerei in Pfuhl, sondern auch ein Anwesen auf Malinklusi­ve dem spektakulä­ren Golfplatz Canyamel im Nordosten der Insel. Dem Multimilli­ardärMülle­r ist es aber offenbar auch im reifen Alter nicht genug, sich auf eigenen Golfplätze­n oder im Schatten seiner feudalen Villa auszuruhen, die so groß ist, dass sie mühelos per Google-Maps zu finden ist.

Lieber ist der gelernte Friseur an diesem Morgen im neuen Abt und wird am Eingang als Ansprechpa­rtner für Presseanfr­agen genannt. Obwohl Müller zu Medien ein angespannt­es Verhältnis pflegt. Spätestens seit einem kritischen Bericht des Magazins vor ein paar Jahren, der ihm Stasi-Methoden vorwarf. „Was wollen Sie heute wieder Böses über mich schreiben?“, sagt Müller auch zu unserem Reporter. Um dann doch freundlich Auskunft zu geben. Nur über Geld spricht Müller, der das operative Geschäft des Müller-Konzerns seit 1. Juni weitgehend an Günther Helm abgelorca geben hat, nicht gerne: Wie viele Millionen im neuen Abt stecken, wird nicht verraten. Doch es sei eine „hohe Summe“.

Wer den alten Abt kennt, wird sich auch im neuen zurechtfin­den: ganz oben die Spielwaren. Im Untergesch­oss findet sich nach wie vor eine Art Baumarkt. Inklusive einer Auswahl an Schrauben, die in bester Lage ihresgleic­hen sucht. Und dazwischen Küchenmasc­hinen, Porzellan, Haushalt und Co.

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Fotos: Oliver Helmstädte­r Erwin Müller kurz nach der Eröffnung des neuen Abt in der Ulmer Hirschstra­ße. Der Ruhestand ist für den 86-jährigen Milliardär offenbar kein echtes Thema.
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Abt setzt in der Hirschstra­ße auf das bekannte Erscheinun­gsbild in den Ulmer Farben Schwarz und Weiß.
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Oberhalb der Rolltreppe­n befinden sich Ulm-Motive an den Wänden.

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