Neu-Ulmer Zeitung

Vorsicht, toter Winkel!

- VON SEBASTIAN MAYR

Verkehr Vor allem beim Rechtsabbi­egen kommt es zu Unfällen, wenn Lastwagenf­ahrer Radler übersehen. Eine Aktion soll in Ulm vor dem Risiko warnen und die Schwächere­n schützen

Ulm Zwei Mal, sagt der Ulmer Müllmann, habe er gerade noch rechtzeiti­g bremsen können. Zwei Mal an einem Tag, dabei ist es gerade einmal kurz nach 13 Uhr. Der sogenannte tote Winkel ist gefährlich für Fahrradfah­rer. Auto- und Lastwagenf­ahrer haben auf diesen Bereich nur einen eingeschrä­nkten Einblick. Insbesonde­re beim Rechtsabbi­egen kommt es vor, dass sie Radler übersehen. Immer wieder kommt es zu schweren oder sogar tödlichen Verletzung­en. Genaue Unfallzahl­en dazu gibt es dem ADAC zufolge nicht. Die Bundesanst­alt für Straßenwes­en, ein Forschungs­institut des Bundesverk­ehrsminist­eriums, geht nach einer Hochrechnu­ng davon aus, dass im Jahr 2012 23 Menschen durch solche Unfälle ums Leben kamen und 118 schwer verletzt wurden – die Zahlen beziehen sich allein auf Lastwagen. Unfälle mit Bussen oder Pkw sind nicht eingerechn­et.

Seitdem ist der Anteil von Fahrradfah­rern im Verkehr immer weiter gestiegen. „Das Fahrrad geht voran und das ist auch gut so. Jeder, der Fahrrad fährt, fährt vielleicht nicht mit dem Auto“, sagt Ulms Baubürgerm­eister Tim von Winning, der in der Stadt selbst fast immer auf zwei Rädern unterwegs ist. Es gehe um die Luftbelast­ung, aber auch um überfüllte Straßen, fährt er fort. Doch mit dem steigenden Anteil wächst auch das Unfallrisi­ko für Radfahrer. An manchen Zusammenst­ößen seien die Radler schuld, an anderen nicht. Oft aber seien sie die Schwächere­n.

Eine Aktion soll nun helfen, dieses Risiko zu senken. Die Arbeitsgem­einschaft Fahrrad- und Fußgängerf­reundliche­r Kommunen in Baden-Württember­g und die Landesverk­ehrswacht haben Warn-Aufkleber entwickelt, die an Bussen, Lastwagen und Kleintrans­portern angebracht werden sollen. Die Sticker sollen die Radfahrer auf das Risiko des toten Winkel aufmerksam machen – zum Beispiel beim Warten an einer roten Ampel. Das Verkehrsmi­nisterium Baden-Württember­g fördert die Maßnahme, die Stadt Ulm hat sich angeschlos­sen und bei den städtische­n Unternehme­n dafür geworben. Mit Erfolg: Neben dem städtische­n Baubetrieb­shof und den städtische­n Entsorgung­sbetrieben Ebu haben sich 14 Unternehme­n angeschlos­sen. Größter Abnehmer der Aufkleber ist das Logistikun­ternehmen Seifert. Mit dabei sind auch die Betonpumpe­nunion, die Fahrzeugfa­brik Scheuerle, der Pharmakonz­ern Teva, das Bauunterne­hmen Heim, der Türenspezi­alist Einenkel, Hegmann Umzüge, Dodel Metallbau, Seeberger, AEU Abfall-Entsorgung Ulm, Glas Trösch, der Großmarkt Ulm, Brehm Präzisions­technik, das Chemieunte­rnehmen Brenntag und Gardena/Husqvarna. Mit der Nachfrage habe man in Stuttgart wohl nicht gerechnet, berichtet von Winning: Bei der Lieferung der 500 Sticker habe es Verzögerun­gen gegeben. Eine zweite Auflage ist nach Angaben der Stadt Ulm geplant.

Gewarnt werden sollen aber nicht nur die Radfahrer. Die Aufkleber sollen auch das Bewusstsei­n bei den Auto- und Lastwagenf­ahrern schärfen. Sie sind es auch, die in den meisten Fällen die Schuld trifft, wenn es zu einem Toter-WinkelUnfa­ll kommt.

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Foto: Sebastian Mayr Ein Müllfahrer bringt einen Aufkleber an der Rückseite eines Müllfahrze­ugs an. Die Sticker sollen Radler vor dem toten Winkel warnen.

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