Schöpfungsgeschichte in breitem Schwäbisch
Kultur Ein Theaterverein aus Wangen im Allgäu führt heute Abend das Stück von Sebastian Sailer in Weißenhorn auf
Weißenhorn Der Weißenhorner Sebastian Sailer muss ein recht fröhlicher Mönch gewesen sein, als er sich im Jahr 1743 die „Schwäbische Schöpfung“einfallen ließ. In breitem schwäbischen Dialekt setzte er den Gottvater in Szene, der in derber Sprache den Adam erschuf. Bis über die schwäbischen Grenzen hinaus verbreitete sich das Stück als Publikumsmagnet.
Auch die professionellen Mitglieder des Theatervereins Société Lunaire aus Wangen im Allgäu haben sich dem Stück angenommen. Am heutigen Freitag bringen sie es in Weißenhorn auf die Bühne. Täglich trafen sich die Schauspieler und Musiker in dieser Woche zur Probe im historischen Stadttheater.
Die Spielstätte sei ein perfekter Ort für die Kammeroper, sagt Maximilian Ehrhardt, der im Ensemble die Harfe spielt. Besetzt ist das Orchester mit historischen Instrumenten, die einen ganz besonderen Klang haben, wie Erhardt sagt. Bei den eingängigen Melodien dürften die Zuhörer vielleicht Ähnlichkeiten mit Mozarts Zauberflöte erkennen. „Es gibt auch ein paar Ohrwürmer“erzählt Erhardt.
Dass der Mönch Sebastian Sailer einst durchaus Sinn für Humor hatte, bekam die Truppe schon während den Proben zu spüren. „Es gab immer wieder etwas zu lachen“, sagt der Musiker und hofft darauf, dass die Truppe vor dem Publikum den gebotenen Ernst bewahren wird. Durchaus unterhaltsam und kurzweilig sei die „Schwäbische Schöpfung“, sagt Erhardt und fügt augenzwinkernd hinzu: „Wir spielen schließlich keine Wagner-Oper.“
Ulrich Maier, der an der Hochschule für Künste in Bremen studierte, spielt den Gottvater. Sein Repertoire erstreckt sich im Opernfach von den Basspartien Monteverdis bis hin zum zeitgenössischen Musiktheater. Die aus Oberschwaben stammende Sopranistin Verena Gropper wird als Eva den Tenor Arndt Krueger in der Rolle des Adams verführen.
Die Herausforderung in der Inszenierung sei gewesen, die beiden im sprichwörtlichen Adamskostüm so auszustatten, dass es nicht wie nackte Tatsachen aussehe, ergänzt Erhardt. Die Schauspieler unter der Regie von Martin Butler wollen natürlich nicht vorab verraten, wie dieses heikle Problem auf der Bühne gelöst wird.
Aufgeführt wird das etwa 80-minütige Singspiel im historischen Stadttheater am Wettbach am heutigen Freitag um 20 Uhr.