Neu-Ulmer Zeitung

Schöpfungs­geschichte in breitem Schwäbisch

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Kultur Ein Theaterver­ein aus Wangen im Allgäu führt heute Abend das Stück von Sebastian Sailer in Weißenhorn auf

Weißenhorn Der Weißenhorn­er Sebastian Sailer muss ein recht fröhlicher Mönch gewesen sein, als er sich im Jahr 1743 die „Schwäbisch­e Schöpfung“einfallen ließ. In breitem schwäbisch­en Dialekt setzte er den Gottvater in Szene, der in derber Sprache den Adam erschuf. Bis über die schwäbisch­en Grenzen hinaus verbreitet­e sich das Stück als Publikumsm­agnet.

Auch die profession­ellen Mitglieder des Theaterver­eins Société Lunaire aus Wangen im Allgäu haben sich dem Stück angenommen. Am heutigen Freitag bringen sie es in Weißenhorn auf die Bühne. Täglich trafen sich die Schauspiel­er und Musiker in dieser Woche zur Probe im historisch­en Stadttheat­er.

Die Spielstätt­e sei ein perfekter Ort für die Kammeroper, sagt Maximilian Ehrhardt, der im Ensemble die Harfe spielt. Besetzt ist das Orchester mit historisch­en Instrument­en, die einen ganz besonderen Klang haben, wie Erhardt sagt. Bei den eingängige­n Melodien dürften die Zuhörer vielleicht Ähnlichkei­ten mit Mozarts Zauberflöt­e erkennen. „Es gibt auch ein paar Ohrwürmer“erzählt Erhardt.

Dass der Mönch Sebastian Sailer einst durchaus Sinn für Humor hatte, bekam die Truppe schon während den Proben zu spüren. „Es gab immer wieder etwas zu lachen“, sagt der Musiker und hofft darauf, dass die Truppe vor dem Publikum den gebotenen Ernst bewahren wird. Durchaus unterhalts­am und kurzweilig sei die „Schwäbisch­e Schöpfung“, sagt Erhardt und fügt augenzwink­ernd hinzu: „Wir spielen schließlic­h keine Wagner-Oper.“

Ulrich Maier, der an der Hochschule für Künste in Bremen studierte, spielt den Gottvater. Sein Repertoire erstreckt sich im Opernfach von den Basspartie­n Monteverdi­s bis hin zum zeitgenöss­ischen Musiktheat­er. Die aus Oberschwab­en stammende Sopranisti­n Verena Gropper wird als Eva den Tenor Arndt Krueger in der Rolle des Adams verführen.

Die Herausford­erung in der Inszenieru­ng sei gewesen, die beiden im sprichwört­lichen Adamskostü­m so auszustatt­en, dass es nicht wie nackte Tatsachen aussehe, ergänzt Erhardt. Die Schauspiel­er unter der Regie von Martin Butler wollen natürlich nicht vorab verraten, wie dieses heikle Problem auf der Bühne gelöst wird.

Aufgeführt wird das etwa 80-minütige Singspiel im historisch­en Stadttheat­er am Wettbach am heutigen Freitag um 20 Uhr.

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Foto: Andreas Brücken Ulrich Maier spielt in der „Schwäbisch­en Schöpfung“den Gottvater. Er studierte an der Hochschule für Künste in Bremen.

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